MUMBAI (dpa-AFX) - Die von Vorwürfen des US-Leerverkäufers Hindenburg Research gebeutelten Aktien aus dem Firmenreich des indischen Milliardärs Gautam Adani haben am Freitag einmal mehr überwiegend unter Druck gestanden. Zuvor hatte der Index-Anbieter MSCI angekündigt, die Gewichtung einiger Titel des Konglomerates in seinen Indizes zu reduzieren, wie der Vermögensverwalter Nuvama Wealth Management am Freitag unter Berufung auf MSCI-Daten schrieb. MSCI hatte Mitte der Woche mitgeteilt, zu prüfen, wie viele Aktien aus dem Firmenimperium von Adani wirklich frei handelbar sind.

Senkt MSCI die Gewichtung von Aktien in seinen Indizes, müssen Fonds, die diese nachbilden, ihre Positionen entsprechend anpassen. Diese Aktienverkäufe können für Kursdruck sorgen.

Hindenburg hatte sich vor rund zwei Wochen kritisch zur Finanzlage des Konglomerates von Adani geäußert. In der Folge hatten börsennotierten Firmen aus dem Reich des Inders in Summe umgerechnet mehr als 100 Milliarden Euro an Wert verloren, und damit mehr als die Hälfte des ursprünglichen Börsenwertes. Für die Aktien von Adanis Flaggschiff-Unternehmen Adani Enterprises ging es seither um knapp 46 Prozent nach unten. Adani streitet die Vorwürfe von Hindenburg allerdings ab und droht mit rechtlichen Schritten.

Die Vorwürfe von Hindenburg hatten den schwelenden Sorgen hinsichtlich der schuldenfinanzierten rasanten Expansion von Adanis Firmengruppe die Bahn gebrochen. Verstärkt wurde dies durch den Stopp des geplanten Verkaufs neuer Aktien in der vergangenen Woche. Am vergangenen Wochenende hatte Adani Enterprises laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg dann auch eine geplante Anleihe-Emission gestoppt.

In der noch laufenden Woche hatte Gautam Adani dann mit der vorzeitigen Schuldenrückzahlung von 1,1 Milliarden Dollar (1 Mrd Euro) die Investoren an den Finanzmärkten zumindest vorübergehend ein Stück weit beruhigt.

Angesichts der Vorwürfe von Hindenburg dürften langfristig orientierte institutionelle Investoren sich von Adani-Aktien aber erst einmal fernhalten, sagte Fondsmanager Manish Bhargava von der Straits Investment Holdings in Singapore der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Der Fall Adani beschäftigt mittlerweile auch die indische Politik angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung seiner Firmengruppe für das Land und einer möglichen Ausbreitung der Krise etwa auf den Finanzsektor.

Hindenburg Research ist eine kleine, aber auf den Finanzmärkten bekannte Investmentfirma. Sie tritt als Leerverkäufer von Aktien auf - setzt also auf fallende Kurse. Hindenburg hat sich nach eigenem Bekunden zum Ziel gesetzt, bei Unternehmen Unregelmäßigkeiten etwa in der Buchhaltung aufzuspüren und von den mutmaßlichen Missständen zu profitieren.

Der Name Hindenburg leitet sich nach Firmenangaben vom Unglück des gleichnamigen Luftschiffes 1937 ab. "Wir suchen nach ähnlichen, von Menschen verursachten Katastrophen, die im Markt kursieren", heißt es auf der Webseite. Hindenburg wolle diese aufklären, bevor weitere "ahnungslose Opfer" angelockt würden./mis/lew/jha/