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Original-Research: HELMA Eigenheimbau AG - von Montega AG

Einstufung von Montega AG zu HELMA Eigenheimbau AG

Unternehmen: HELMA Eigenheimbau AG

ISIN: DE000A0EQ578

Anlass der Studie: Update

Empfehlung: Halten (zuvor: Kaufen)

seit: 07.11.2022

Kursziel: 35,00 Euro (zuvor: 59,00 Euro)

Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten

Letzte Ratingänderung: -

Analyst: Patrick Speck, CESGA

Abrupter Vorstandswechsel wirft Fragen auf und deutet auf tiefer- liegende

Verwerfungen hin - Aktie notiert deutlich unter Buchwert

HELMA Eigenheimbau hat am 17. Oktober überraschend die sofortige Abberufung

des langjährigen Vorstands Gerrit Janssen gemeldet, woraufhin die Aktie in

den Folgetagen rund ein Fünftel an Wert eingebüßt hat. Wenngleich die

genauen Hintergründe des Vorstandswechsels noch immer unbekannt sind, steht

dieser u.E. nicht in direktem Zusammenhang mit der Ende September

veröffentlichten Insolvenz eines bedeutenden Subunternehmens von HELMA

Ferienimmobilien.

Projekte im Bereich Ferienimmobilien betroffen: Wie HELMA inzwischen

erklärte, war das insolvente Subunternehmen hauptsächlich als

Generalunternehmer der Tochter HELMA Ferienimmobilien GmbH in verschiedenen

Projekten aktiv. HELMA Ferienimmobilien ist Teil des Konzernsegments

"Vorgeplant" und erzielte in H1/22 Erlöse i.H.v. 35,3 Mio. Euro (20,8% des

Konzernumsatzes) sowie einen Auftragseingang von 33,7 Mio. Euro (17,1% des

Konzern-AEs). Alle weiteren Unternehmen der HELMA-Gruppe sind von der

Insolvenz nicht betroffen. Nach Angaben HELMAs wurden die Verträge mit dem

Subunternehmer außerordentlich gekündigt. Der Konzern befindet sich aktuell

in fortgeschrittenen Gesprächen mit regionalen Handwerksfirmen, um die

Fertigstellung der beauftragten Häuser zu gewährleisten und die Bauarbeiten

in allen betroffenen Projekten kurzfristig fortzusetzen.

Bei dem insolventen Subunternehmen handelt es sich u.E. um die in Rheine

(NRW) ansässige Natura Holzbau GmbH, die am 29. September unter vorläufige

Insolvenzverwaltung gestellt wurde. Der Betrieb für hochwertige

Holzfertigungen und schlüsselfertige Blockhäuser beschäftigt rund 75

Mitarbeiter und dürfte für HELMA u.a. im Ostseeressort Olpenitz und dem

Nordseeressort Tossens gebaut haben. Grund für die Insolvenz von Natura

Holzbau sind laut Insolvenz-Portal hohe Rohstoffpreise und Verzögerungen

bei der Materialbeschaffung. Nach Insolvenzanmeldung wurden die Aufträge

von HELMA gekündigt. Wir gehen davon aus, dass dabei auch mangelhafte

Bauausführungen oder andere Qualitätsprobleme eine Rolle spielten, was u.E.

Garantieforderungen von Kunden nach sich ziehen könnte.

Folgen für die Umsatzprognosen erscheinen überschaubar: Per 30.06. wies

HELMA nach dem Niederstwertprinzip bilanzierte Grundstücke von 238,6 Mio.

Euro aus, die im Durchschnitt vor vier Jahren erworben wurden und trotz der

derzeitigen Krise in der Bauwirtschaft weiter erhebliche stille Reserven

beinhalten dürften. Auf die HELMA Ferienimmobilien entfielen Grundstücke

für 1.375 Wohneinheiten mit einem laut HELMA potenziellen Erlösvolumen

i.H.v. 605,9 Mio. Euro über die kommenden sechs Jahre. Insgesamt verfügte

der Konzern zum Stichtag über ein Vorratsvermögen für 3.980 Einheiten mit

einem Umsatzpotenzial von 2,1 Mrd. Euro. Dabei weist der übrige Teil des

Bauträgergeschäfts (exkl. HELMA Ferienimmobilien) selbst mit einem

Sicherheitsabschlag von 20% ein Erlöspotenzial von 1,18 Mrd. Euro auf.

Hinzu kommt ein erwarteter Beitrag von mehr als 100 Mio. Euro p.a. aus dem

Baudienstleistungsgeschäft.

Nachfolge im Vorstand angetreten: Zum 1. November 2022 hat Frau Andrea

Sander den Vorsitz des Vorstands übernommen. Sie ist bei HELMA zuständig

für die Bereiche Personal, Recht, Unternehmensentwicklung,

Öffentlichkeitsarbeit und Compliance. Zudem ist die neue Vorständin mit der

Führung der HELMA Ferienimmobilien betraut. Neben der Weiterentwicklung des

Kerngeschäfts soll Frau Sander "konsequent die ESG-Kriterien in der

Strategie der HELMA-Gruppe verankern". Sie war in früheren Positionen bei

internationalen Großkonzernen verantwortlich für die Bereiche Audit,

Governance, Risk und Compliance und verfügt über umfangreiche Erfahrungen

aus Projekten rund um Organisationsentwicklungen, Prozessoptimierungen und

Change-Management.

Mittelfristige Prognosen deutlich gesenkt: Die Expertise der neuen

Vorständin und die abrupte Abberufung des bisherigen CEOs sprechen u.E.

dafür, dass die Hintergründe der Verwerfungen zwischen Vorstand und

Aufsichtsrat über die operativen Folgen der Insolvenz des Subunternehmers

hinausgehen dürften. So wurde der Vertrag von Herrn Janssen noch im Juli

2021 vorzeitig bis 2027 verlängert. Aufgrund der nach wie vor unklaren

Gemengelage rund um den Vorstandswechsel und die Insolvenz des

Subunternehmens hat sich die Prognosegenauigkeit in der kurzen Frist u.E.

deutlich eingetrübt. Unsere Prognosen stehen somit unter der Prämisse, dass

sich das Risiko für nicht weiterreichbare Gewährleistungsansprüche ggü.

HELMA oder andere wesentliche Kostenbelastungen bzw. Abschreibungen nicht

materialisiert und keine weiteren Missstände ans Licht kommen.

Allerdings könnten sich etwaige Baumängel zumindest negativ auf die

Reputation HELMAs auswirken und die u.E. ohnehin konjunkturfühlige

Nachfrage nach (Ferien-)Immobilien zusätzlich belasten. Hinzu kommt, dass

sich die Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft weiter verschlechtert

haben. So fiel der ifo-Index für das Bauhauptgewerbe im Oktober mit -24,0

Pkt. (-2,1 Pkt. mom) auf den niedrigsten Stand seit Januar 2016. Zugleich

zogen die Bauzinsen weiter an und lagen bei 10-jähriger Sollzinsbindung

zuletzt bei rund 4,0% (Quelle: Interhyp).

Vor diesem Hintergrund erwarten wir den Auftragseingang HELMAs im laufenden

Jahr unterhalb der aktuellen Zielbandbreite von 350 bis 360 Mio. Euro (H1:

197,4 Mio. Euro), was für H2 einen Rückgang von mehr als 40% yoy

impliziert. Demzufolge passen wir auch unsere Umsatzplanung für die

nächsten Jahre erneut an. Für 2023 rechnen wir jeweils mit einem moderaten

Umsatzrückgang in den Bereichen Eigenheimbau und Wohnungsbau sowie nur

geringen Erholungs- bzw. Verschiebungseffekten im Bereich Ferienimmobilien,

was in Summe für 2023 einen nochmaligen Rückgang des Konzernumsatzes

bedeuten dürfte (MONe: -3,0% yoy). Ergebnisseitig positionieren wir uns

infolge der geringeren Top-Line nun ebenfalls deutlich konservativer und

reduzieren unsere mittelfristige EBIT-Margenerwartung 2022-28e um 90 BP

sowie die Terminal Value-Marge um 50 BP.

Fazit: Aufgrund des Kurssturzes wird die HELMA-Aktie lediglich mit einem

KBV 2023e von 0,50x bewertet (5Y-: 1,36x). Wesentliche Teile des Konzerns

sind u.E. von den Problemen rund um den Subunternehmer nicht unmittelbar

betroffen und dürften weiterhin profitabel wirtschaften. Allerdings zeigt

sich das Marktumfeld aktuell deutlich eingetrübt und die finanziellen

Risiken rund um die Insolvenz des Subunternehmers und den Vorstandswechsel

sind für uns bislang nicht abschließend einzuschätzen. Infolge der

Prognoseanpassung reduzieren wir das Kursziel auf 35,00 Euro (zuvor: 59,00

Euro) und stufen die Aktie angesichts der herrschenden Unsicherheit trotz

des Upside-Potenzials auf "Halten" ab.

+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss

bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /

HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++

Über Montega:

Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser

mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum

umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und

wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht

sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und

fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die

Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden

zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und

Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die

Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum

Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der

Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:

http://www.more-ir.de/d/25831.pdf

Kontakt für Rückfragen

Montega AG - Equity Research

Tel.: +49 (0)40 41111 37-80

Web: www.montega.de

E-Mail: research@montega.de

LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/montega-ag

-übermittelt durch die EQS Group AG.-

Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.

Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung

oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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