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Original-Research: MS Industrie AG - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu MS Industrie AG

Unternehmen: MS Industrie AG

ISIN: DE0005855183

Anlass der Studie: GBC Vorstandsinterview

Empfehlung: GBC Vorstandsinterview

Letzte Ratingänderung:

Analyst: Cosmin Filker, Matthias Greiffenberger

"Unsere Performance 2022 sowie die aktuelle Auftragslage mit Höchstständen

in beiden Unternehmenssparten können sich unseres Erachtens sehen lassen."

 

Nach zwei von der Corona-Pandemie geprägten Geschäftsjahren hat die MS

Industrie AG, nach vorläufigen Zahlen, wieder zurück zum Wachstumskurs

gefunden. Bereits unterjährig war dabei das Umsatzwachstum von deutlichen

Ergebnisanstiegen begleitet worden. Der GBC-Analyst Cosmin Filker hat mit

dem Vorstand Dr. Andreas Aufschnaiter über das vergangene Geschäftsjahr und

die Aussichten für den MS-Konzern geprochen.

 

GBC AG:  Gemäß vorläufigen Zahlen haben Sie im abgelaufenen Geschäftsjahr

2022 eine deutliche Steigerung der Betriebsleistung um 25 % auf 206 Mio. EUR

erreicht. Können Sie diese Entwicklung skizzieren?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Das Geschäftsjahr 2022 war in der Tat durch ein

deutliches Wachstum in beiden Geschäftssegmenten der MS Industrie Gruppe

geprägt. In der Sparte Powertrain wirkten sich sowohl ein Mengenwachstum

bei bestehenden und neu anlaufenden Serienteilen, als auch ein

Preiswachstum infolge der Weitergabe von Material- und

Energiekostensteigerungen aus. In der Sparte Ultraschall war - nach drei

sehr schwierigen Jahren wegen der Umstellung der PKW-Modellpaletten

(Verbrenner zu Elektro) bei weltweit allen OEMs - seit ca. Mai 2022 wieder

eine starke Belebung der Marktnachfrage zu verzeichnen. Dies hatte

entsprechend positive Auswirkungen auf alle Ergebnisebenen der Gruppe.

 

GBC AG: Demnach war die operative Entwicklung der MS Industrie AG auch von

der Erholung in der Nutzfahrzeugbranche geprägt. Was waren die hierfür

ausschlaggebenden Faktoren, im Gegensatz zum weiterhin von Schwierigkeiten

geprägten Pkw-Sektor?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Bereits seit Mitte 2019 - also schon vor der

Corona-Pandemie - sind die LKW-Verkaufszahlen zurückgegangen. Nun kam es

durch die niedrigeren Zulassungszahlen der Jahre 2020 und 2021 zu einer

deutlichen Erhöhung des Durchschnittsalters der LKW-Flotten, zumal die

Fahrleistungen sich relativ rasch nach der ersten Pandemiewelle wieder

normalisiert hatten. Im Ergebnis verspüren sämtliche LKW-Hersteller

gleichzeitig die Kombination aus Nachholbedarf und wachsender Nachfrage.

Die Veröffentlichungen der Auftragsbestände und Lieferzeiten von z.B.

Daimler Trucks, Traton und Paccar bestätigen diesen Ausblick auch für das

Jahr 2023 eindrücklich. Der Megatrend beruht unverändert auf dem weltweit

stetig zunehmenden Warentransport, welcher im Schnitt zu 80% auf der Straße

stattfindet.

 

GBC AG: Was ist Ihre Meinung zur Entwicklung von Elektro-Lkw und welche

Auswirkungen hätte dies auf das Geschäft der MS Industrie AG?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Zunächst müssen wir zwischen den - von uns

belieferten - schweren LKW einerseits und den leichten und mittelgroßen

Nutzfahrzeugen andererseits unterscheiden. Bei Letzteren wird sich unserer

Einschätzung nach der Elektrifizierungstrend fortsetzen, z.B. im

innerstädtischen Verteilerverkehr. Bei den schweren LKW wird es unseres

Erachtens einen sehr kleinen Elektro-Anteil für gewisse Nischenanwendungen

geben, der durch das Marktwachstum wieder kompensiert wird, so dass wir

entsprechende Fertigungskapazitäten einplanen müssen. Darüber hinaus

beobachten wir beim schweren LKW aus technischer Sicht die Tendenz hin zu

einer "Warmverbrennung" von Wasserstoff mit Hilfe der klassischen

Verbrennungsmotoren, da die Stromerzeugung mittels "Kaltverbrennung" über

eine Brennstoffzelle Schwierigkeiten mit Spitzenlasten hat. Zusätzlich ist

die Lebensdauer einer Brennstoffzelle deutlich geringer. Zusammengefasst

und weltweit betrachtet erwarten wir noch sehr viele Jahre des Einsatzes

bestehender und neu angelaufener Serienteile (Stichwort

Scania/Traton-Motor). Dem LKW-Transformationsprozess ist unsere

Powertrain-Sparte dahingehend voraus, dass wir bereits heute einen

Umsatzanteil von 30% mit "Off-road"-Teilen erzielen. Dieser Trend wird sich

strategiekonform in den nächsten Jahren fortsetzen.

 

GBC AG:  Auch im Ultraschallsegment wurden in den ersten neun Monaten 2022

deutliche Wachstumsraten erzielt. Was war für die Entwicklung im

Untersegment Serienmaschinen und Systeme und Komponenten entscheidend?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Insbesondere das Untersegment

"Ultraschall-Serienmaschinen" hat sich im Jahr 2022 sehr gut entwickelt.

Sowohl Auftragseingang als auch Umsatz haben sich im Vergleich zum Vorjahr

verdoppelt. Die Anzahl der bei Kunden installierten Maschinen wuchs

dementsprechend und führt parallel zu stetig steigenden Umsätzen für

Service und Ersatzteile. Die wieder stattfindenden Messen und die nicht

mehr so stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten für unsere

Vertriebsmitarbeiter haben sich ebenfalls positiv ausgewirkt. Im

Untersegment "Systeme & Komponenten" konnte nach einer Reihe von

technischen Weiterentwicklungen im Bereich "Nonwovens" ein erster

Großauftrag für das Verschweißen von Vlies-Pflegehandschuhen akquiriert

werden. Die Kunden- und Testfrequenz am neuen Kompetenzzentrum in Ettlingen

nimmt spürbar zu.

 

GBC AG: Wie schätzen Sie die aktuelle Lage bei den

Ultraschall-Sondermaschinen ein und wie ist die Situation im Hinblick auf

Lieferengpässe?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Das Geschäftsfeld der Sondermaschinen erlebte von

Mitte 2019 bis Mitte 2022 zum ersten Mal in seiner 30-jährigen Geschichte

eine "Modell-Krise". Das Pendel der Modellvielfalt in der PKW-Branche kam

dann im Vorjahr wieder deutlich zurück. Die Anzahl der Anfragen und die

Akquisitionserfolge sind ein eindeutiges Zeichen dafür - das erwarten wir

auch für die kommenden Jahre. Die Lieferkettenprobleme bei Zukaufteilen und

-komponenten beschäftigten uns das gesamte Jahr 2022 und führten zur

Verschiebung von Auslieferungen in das Jahr 2023. Aus heutiger Sicht ist

eine Entspannung zu beobachten; allerdings sind wir bei den Lieferzeiten

unserer Lieferanten noch weit von dem Vorkrisen-Niveau entfernt. Unsere

Kunden haben dies erkannt. Deswegen sind sie frühzeitig mit uns in

Abstimmungsgesprächen mit Aufträgen für neue PKW-Modelle. Sie wollen sich

heute schon Kapazitäten für 2024 reservieren.

 

GBC AG: In 2022 ist die Inflationsrate auf den höchsten Wert seit der

Wiedervereinigung Deutschlands angestiegen. Was bedeutet dies für Sie, auch

im Hinblick auf die Energiekosten?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Die Kostensteigerungen bei Rohmaterial und

Energie waren in 2022 ein wesentlicher Einflussfaktor und gleichzeitig eine

große Herausforderung für die Gespräche mit unseren Kunden. Durch unsere

starke Position als langfristiger Single-Source-Lieferant ist es mit nur

geringem Zeitversatz gelungen, die Kostensteigerungen in den

Verkaufspreisen weiterzugeben. Im Bereich des Maschinenbaus konnten wir -

bedingt durch die längeren Durchlaufzeiten von 9-12 Monaten - erst

zeitversetzt reagieren, wodurch sich die positiven Effekte erst im Laufe

des Jahres 2023 auswirken werden.

 

GBC AG: Wie sieht die Strategie aus, um die Abhängigkeit von Großkunden

Daimler weiter zu reduzieren?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Die LKW-Kundenbasis verbreitert sich in den

nächsten Jahren durch den Ventiltrieb für alle Traton-Marken - Scania, MAN,

Navistar und Volkswagen Nutzfahrzeuge Südamerika - deutlich. Gleichzeitig

konzentriert sich die Neuakquisition von Serienaufträgen seit einigen

Jahren auf Kunden im "Off-road"-Bereich, ich denke da an

Baumaschinenhersteller, sowie auf Teile für Hydraulik-, Hybrid- und

Elektro-Anwendungen. Aber auch Strukturteile, welche unabhängig von der

Antriebsform sind, gewinnen an Relevanz. Die Vertriebserfolge seit dem Jahr

2020 bestätigen die eingeschlagene Strategie. Durch das flexible

Automatisierungskonzept unserer Fertigung können unsere Anlagen relativ

schnell und einfach auf Teile unterschiedlichster Kunden und Industrien

umgestellt werden.

 

GBC AG: Gemäß der aktuellen Meldung zu den vorläufigen Zahlen soll die

Platzierung der im Oktober 2022 begebenen Anleihe mit einem Kupon in Höhe

von 6,25 % fortgesetzt werden. Wofür sollen die Mittel verwendet werden?

 

Dr. Andreas Aufschnaiter: Die im Oktober 2022 ins Leben gerufene Anleihe

soll uns helfen, das weitere organische Wachstum zu finanzieren und mehr

Langfristigkeit in die Struktur der Passivseite zu bringen. Im Rahmen des

Private Placements werden wir nun im Frühjahr weitere interessierte

Investoren ansprechen. Unsere Performance 2022 sowie die aktuelle

Auftragslage mit Höchstständen in beiden Unternehmenssparten können sich

unseres Erachtens sehen lassen.

 

GBC AG: Wo sehen Sie die MS Industrie in drei bis fünf Jahren?

 

Dr. Aufschnaiter: Die MS Industrie Gruppe wird mittelfristig organisch in

Richtung 300 Mio. Euro Umsatz wachsen und die Profitabilität nach diversen

Krisen, Umbaumaßnahmen und Neuproduktentwicklungen schrittweise und

sichtbar steigen. Wir sind da auf einem sehr guten Weg, was unser

erfreuliches Auftragsvolumen für 2023 zeigt. Unser Ziel ist unverändert

eine stetig dividendenzahlende Industriegruppe mit einer starken

Marktposition in beiden Geschäftsbereichen.

 

GBC AG: Herr Dr. Aufschnaiter, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:

http://www.more-ir.de/d/26625.pdf

Kontakt für Rückfragen

GBC AG

Halderstrasse 27

86150 Augsburg

0821 / 241133 0

research@gbc-ag.de

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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,5b,7,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:

http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung

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Datum (Uhrzeit) Fertigstellung: 23.03.2023 (10:18 Uhr)

Datum (Uhrzeit) Erstveröffentlichung: 24.03.2023 (10:00 Uhr)

-übermittelt durch die EQS Group AG.-

Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.

Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung

oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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