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Original-Research: Vectron Systems AG - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu Vectron Systems AG

Unternehmen: Vectron Systems AG

ISIN: DE000A0KEXC7

Anlass der Studie: GBC Vorstandsinterview

Letzte Ratingänderung:

Analyst: Cosmin Filker, Matthias Greiffenberger

acardo-Akquisition und Digitalisierungsstrategie haben positiven Einfluss;

Risiko aus Kaufpreiszahlung praktisch nicht vorhanden

 

Nach dem weitgehenden Auslaufen des Fiskalisierungseffektes befindet sich

die Vectron Systems AG aktuell in einem Transformationsprozess. Der Fokus

liegt dabei auf dem Ausbau der digitalen Dienstleistungen, so dass künftig

der überwiegende Teil des Vectron-Geschäfts aus wiederkehrenden Einnahmen

bestehen soll. Einmalige Umsätze aus Kassenverkäufen treten dabei in den

Hintergrund. Der Anstieg der wiederkehrenden Erträge um rund 48 % auf 9,6

Mio. EUR ist ein deutliches Indiz für den Erfolg dieser Strategie.

Gleichzeitig ist das laufende Geschäftsjahr erheblich von den anorganischen

Effekten des erworbenen Couponing-Spezialisten acardo Group AG geprägt.

GBC-Analyst Cosmin Filker hat mit dem Vectron-Vorstand Thomas Stümmler

gesprochen:

 

GBC AG: Anfang des laufenden Geschäftsjahres 2023 haben Sie den

Couponing-Spezialisten acardo Group AG übernommen. Welches Zwischen-Fazit

können Sie nach drei Quartalen zu dieser Akquisition ziehen?

 

Thomas Stümmler: Wir sind nach wie vor sehr glücklich, ein so spannendes

Unternehmen erworben zu haben. acardo betreut innerhalb des

Lebensmitteleinzelhandels rund die Hälfte des deutschen Coupon Markts.

Weiterhin betreibt acardo mit Couponplatz und Scondoo zwei populäre Apps in

diesem Umfeld. Zusätzlich betreibt bzw. unterstützt acardo mit Content die

Apps großer Handelsketten, wie z. B. die von Edeka. Die acardo-Software

läuft auf den Kassensystemen vieler großer Handelsunternehmen. Dies passt

exakt zur Strategie von Vectron. Mit acardo wollen wir Couponing auch in

der Gastronomie verbreiten und uns unabhängiger von einzelnen

Branchentrends machen.

 

GBC AG: Welche Möglichkeiten einer stärkeren Zusammenarbeit der beiden

Segmente "Kassensysteme" und "Couponing" gibt es?

 

Thomas Stümmler: Wir denken, dass Couponing auch in der Gastronomie eine

große Rolle spielen wird. Wir möchten auch den Gastronomen die Möglichkeit

geben, Sonderangebote über die Endkundeapps von acardo zu vermarkten.

Weiterhin wollen wir der Zulieferindustrie die Möglichkeit geben, z.B.

Getränke nicht nur im Handel mit Coupons bewerben zu können, sondern auch

in der Gastronomie. Hierfür wollen wir unsere massive Kundenbasis von den

Vorteilen des Couponings überzeugen, während acardo diese neue

Marketingplattform durch die vorhandenen Kontakte zur Industrie vermarkten

kann.

 

GBC AG: In den ersten drei Quartalen 2023 haben Sie ein starkes

Umsatzwachstum in Höhe von nahezu 50 % auf 27,9 Mio. EUR (VJ: 18,3 Mio. EUR)

erwirtschaftet. Das EBITDA kletterte deutlich auf 2,8 Mio. EUR (VJ: -2,6 Mio.

EUR). Was waren die wichtigsten Treiber dahinter?

 

Thomas Stümmler: Neben der Akquisition von acardo und den damit verbundenen

positiven Ergebnissen, war vor allem Dingen der erfreuliche Anstieg bei den

wiederkehrenden Einnahmen für die Verbesserung des Konzernergebnisses

verantwortlich. Das Potential dieser digitalen Services haben wir

tatsächlich erst angekratzt.

 

GBC AG: Sie erwähnen den starken Anstieg der wiederkehrenden Erträge, die

vornehmlich mit dem Ausbau des Digitalgeschäftes zusammenhängen. Welche

Module sollen in naher Zukunft in den Markt eingeführt werden?

 

Thomas Stümmler: Um Ihnen ein paar Beispiele zu geben:

- Ein Webshop für "Take away" mit Verbindung zur Kasse

- Per QR-Code bestellen und bezahlen am Tisch

- Online Tischreservierung

- Couponing für die Gastronomie

- .etc.

 

GBC AG: Das EBITDA war in den ersten neun Monaten von Sondereffekten in

Höhe von insgesamt 0,9 Mio. EUR positiv beeinträchtigt. Womit hängen diese

zusammen und wie ist die weitere Entwicklung?

 

Thomas Stümmler: Dies waren im Wesentlichen Einmaleffekte aus

Rückstellungen, die aufgelöst werden konnten. Dies wird sich somit nicht

fortsetzen.

 

GBC: Sind die "Nachwehen" des implementierten Kosteneinsparprogramms damit

vorbei und welche Kosteneinsparungen hat die Vectron letztendlich

realisieren können?

 

Thomas Stümmler: Wir haben unser Personal von ca. 200 Mitarbeitern auf ca.

150 Mitarbeiter abgebaut. Dies bedeutet erhebliche monatliche Einsparungen,

die allerdings in diesem Jahr erst langsam eingetreten sind, weil viele

langgediente Mitarbeiter lange Kündigungsfristen hatten. Wie Sie wissen,

haben wir uns entschieden, die Hardware zukünftig über externe Partner zu

beziehen. Daher haben wir die meisten Stellen im Bereich Hardwarefertigung

und -entwicklung abgebaut und z.B. im Bereich Softwareentwicklung keine

Kürzungen vorgenommen. Unsere digitale Wachstumsstrategie wurde somit von

den Einsparungen nicht beeinträchtigt.

 

GBC AG: Zurück zum acardo-Erwerb. Abhängig von der

acardo-Ergebnisentwicklung wird im Geschäftsjahr 2026 ein Earn-Out in einer

großen Bandbreite von 4 bis 25 Mio. EUR fällig. Welches Ergebnis müsste

acardo erreichen, damit das Maximum beim Earn-Out fällig wird? Wie soll

dieser finanziert werden?

 

Thomas Stümmler: Dazu müsste acardo in den Geschäftsjahren 2024 und 2025

durchschnittlich ein EBIT von EUR 5,5 Mio. erwirtschaften. Wird dies

deutlich verfehlt, könnte der Earn-Out auch nur EUR 4 Mio. betragen. Egal

wie hoch letztendlich der Earn-Out ausfällt - wir können einen erheblichen

Teil der Forderung aus den aufgelaufenen acardo-Gewinnen zahlen und den

Rest finanzieren, was dann bei einer derart profitablen Tochtergesellschaft

möglich sein sollte. Eigentlich hat somit jedes Szenario seinen Reiz. Sie

dürften nicht vergessen, dass wir die Gewinne aus dem laufenden Jahr und

zum Teil aus dem Jahr 2026 nutzen können, denn wir rechnen damit, dass wir

im 2.Quartal 2026 erst zahlen müssen. Vorher müssen erst alle Abschlüsse

vorliegen.

 

GBC AG: Hierzu eine Anschlussfrage. Was passiert, falls Sie zum Zeitpunkt

der Earn-Out-Zahlung nicht genügend liquide Mittel haben sollten? Welche

Risiken liegen für Sie vor?

 

Thomas Stümmler: Wir haben uns bemüht, den Deal so zu strukturieren, dass

alle erdenklichen Szenarien beherrschbar bleiben. Daher haben wir

vereinbart, dass wir in diesem Fall NICHT zahlen müssen, sondern dass dann

die Ex-Eigentümer von acardo die Firma zum damaligen Kaufpreis wieder

zurückkaufen können. Die aufgelaufenen Gewinne würden bei uns verbleiben.

Sollten die Ex-Eigentümer dies dann ebenfalls nicht zahlen können oder

wollen, verbleibt die Firma bei uns, bis eine der beiden Parteien endgültig

kauft.

 

GBC AG: Herr Stümmler, zum Schluss noch eine Frage für Investoren mit

langfristigem Anlagehorizont. Wo sehen Sie die Vectron in fünf Jahren?

 

Thomas Stümmler: Wir wollen der führende Anbieter eines kompletten

digitalen Ökosystems für Handel und Gastronomie werden. Durch digitale

Dienste lässt sich der Umsatz pro Kunde vervielfachen. Wenn wir den nun

begonnen Weg konsequent und geduldig weiter fortsetzen, dann sollte uns die

größte Kassenbasis im Markt auch automatisch zum größten digitalen Anbieter

machen. Das Wachstum dieser digitalen Produkte ist ja schon heute deutlich

zu sehen und zeigt, dass die Strategie funktioniert.

 

GBC AG: Herr Stümmler, ich danke Ihnen für das Gespräch.

 

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:

http://www.more-ir.de/d/27979.pdf

Kontakt für Rückfragen

GBC AG

Halderstraße 27

86150 Augsburg

0821 / 241133 0

research@gbc-ag.de

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Offenlegung möglicher Interessenskonflikte nach § 85 WpHG und Art. 20 MAR Beim oben analysierten Unternehmen ist folgender möglicher Interessenkonflikt gegeben: (5a,6a,7,11); Einen Katalog möglicher Interessenkonflikte finden Sie unter:

http://www.gbc-ag.de/de/Offenlegung

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Datum (Uhrzeit) der Fertigstellung: 31.10.2023 (08:29 Uhr)

Datum (Uhrzeit) der ersten Weitergabe: 31.10.2023 (10:00 Uhr)

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Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.

Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung

oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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