KÖLN (dpa-AFX) - Nach einem Gewinneinbruch 2023 will Lanxess das operative Ergebnis im neuen Jahr auch dank Kostensenkungen leicht steigern. Der Lagerabbau bei den Kunden, mit Ausnahme der Agrochemie, dürfte abgeschlossen sein, sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Zachert laut Mitteilung vom Donnerstag. Gleichwohl bleibe das Umfeld zumindest im ersten Halbjahr schwierig für die Kölner, ab dem zweiten Quartal sei mit einem moderaten Absatzanstieg zu rechnen. Rückenwind soll den Angaben zufolge auch das laufende Sparprogramm liefern. Die Aktie geriet am Vormittag unter Druck.

Der Aktienkurs sank um rund 8 Prozent auf 24,09 Euro. Der jüngste Erholungsversuch scheint damit erst einmal vorbei; für 2024 steht wieder ein Minus von rund 15 Prozent auf dem Kurszettel. Bereits in den vergangenen drei Jahren waren die Aktien jeweils deutlich gefallen.

Der Konzern erreichte mit seinem operativen Gewinn 2023 zwar die durchschnittliche Analystenschätzung, für 2024 rechneten die Experten bisher aber mit einer deutlichen Erholung um fast ein Viertel.

Das im MDax notierte Unternehmen selbst peilt 2024 indes einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) moderat über den 2023 erreichten 512 Millionen Euro an. 2023 war der operative Gewinn um 45 Prozent gefallen. Der Umsatz sank um 17 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro.

Dabei belasteten eine schwächere Nachfrage sowie höhere Leerkosten vor allem die Sparten Specialty Additives und Advanced Intermediates deutlich. So bekam Specialty Additives mit dem Fokus etwa auf Kunststoffzusätze und Flammschutzmittel eine Zurückhaltung der Bau-, Elektronik- und Automobilindustrie zu spüren. Im Segment Advanced Intermediates bündelt Lanxess seine Geschäfte rund um chemische Zwischenprodukte für die Industrie und zur Herstellung chemischer Vorprodukte. Hier schwächelte vor allem die Nachfrage aus der Bauindustrie.

Das Ergebnis im Segment Consumer Protection rund um Materialschutz- und Konservierungsmittel sowie Materialien zur Wasseraufbereitung ging derweil vergleichsweise moderat zurück. Positiv wirkte sich hier auch der Beitrag des Mitte 2022 von IFF erworbenen Geschäftsbereichs Microbial Control aus.

Unter dem Strich stieg der Überschuss deutlich auf 443 Millionen Euro. Das Plus resultierte allerdings aus Erlösen im Zuge der Gründung des Kunststoff-Gemeinschaftsunternehmens Envalior.

Im fortgeführten Geschäft fiel unter dem Strich hingegen ein Minus von 843 Millionen Euro an. Das lag auch an Sonderabschreibungen. So hatte Lanxess bereits Ende Februar wegen des tristen Chemie-Branchenumfeldes über notwendige hohe Wertberichtigungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte aus früheren Übernahmen in den Geschäftsbereichen Flavors & Fragrances und Polymer Additives berichtet. Hinzu kommt eine Wertminderung auf Envalior. Die Dividende sinkt - wie schon im November avisiert - von 1,05 Euro auf 0,10 Euro je Aktie.

2024 erhofft sich Lanxess-Chef Zachert nun Unterstützung durch ein 2023 gestartetes Sparprogramm. Dazu gehören einmalige, kurzfristige Einsparungen. Hier wurden 2023 durch Kostensenkungen und verringerte Investitionen 100 Millionen Euro erreicht. Zudem will sich das Unternehmen schlanker aufstellen, auch durch einen Stellenabbau. Dadurch sollen die jährlichen Kosten ab 2025 dauerhaft um rund 150 Millionen Euro sinken.

90 Millionen davon sollen 2024 erreicht werden, die restlichen 60 Millionen dann 2025. Die Kosten für das Sparprogramm belaufen sich auf rund 80 Millionen Euro. Darin enthalten sein dürften auch Abfindungen für den geplanten Abbau von 870 Stellen, davon 460 in Deutschland. Für den Großteil des Stellenabbaus wurden bereits die entsprechenden Verträge unterzeichnet, wie Lanxess am Donnerstag mitteilte./mis/niw/men