BERLIN (dpa-AFX) - Hellofresh hat zum Jahresbeginn die weiterhin verhaltene Nachfrage nach Kochboxen mit seinem Angebot an Fertiggerichten ausgeglichen. "Die Umsätze aus Fertiggerichten machen bereits ein Viertel des Konzernumsatzes aus und wir erwarten, dass dieser Anteil in Zukunft weiter steigen wird", sagte Konzernchef Dominik Richter laut einer Mitteilung vom Donnerstag. Mittlerweile bietet der Berliner MDax-Konzern seine Fertiggerichte auch in Schweden und Dänemark an. Anleger zeigten sich vom Zahlenwerk angetan.

Die Hellofresh-Aktie legte gegen Mittag um rund zwei Prozent zu. Das ist allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, nachdem der Kurs Anfang März eingebrochen war. Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie gut die Hälfte ihres Wertes eingebüßt, seit drei Jahren hat sie sich gar um fast 90 Prozent verbilligt. Grund für den Einbruch im März war, dass das Management einen Gewinnrückgang bekannt gegeben und zeitgleich die Mittelfristziele zurückgezogen hatte. Analysten hatten der Führungsriege daraufhin für die fragwürdige Kommunikation kritisiert und davor gewarnt, dass viel Vertrauen verloren gegangen sei.

Seither bemühen sich Konzernchef Richter und sein Finanzchef Christian Gärtner um mehr Transparenz. Seit Donnerstag weist Hellofresh zwar keine aktiven Kunden mehr aus, dafür aber wie viel Umsatz die beiden großen Sparten um Kochboxen und Fertigmahlzeiten machen.

Vor allem auf den Erfolg der vorgekochten Gerichte bauen die Manager: Im laufenden Jahr soll der Umsatz mit Fertiggerichten früheren Angaben nach um rund 50 Prozent zulegen. In seinem größten Einzelmarkt USA behauptet Hellofresh mit seiner Marke Factor nach eigenen Angaben 74 Prozent des sogenannten Ready-To-Eat-Marktes.

Während der Umsatz mit Fertiggerichten im ersten Quartal deutlich anzog, sucht Hellofresh weiter nach Antworten auf die Schwäche im Geschäft mit Kochboxen - jenen Produkten, die den Konzern vor allem in der Corona-Pandemie haben wachsen lassen. Verbraucher zeigten sich allerdings zuletzt weniger überzeugt von den Paketen mit vorportionierten Zutaten und Rezept.

Zwischen Januar und März legte der Konzernumsatz um 2,9 Prozent auf rund 2,07 Milliarden Euro zu und fiel damit in etwa wie erwartet aus. Währungsbereinigt war das Plus noch ein Stück größer. Beim um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) überraschte Hellofresh aber: Zwar brach der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen vor allem wegen hoher Kosten für Marketing und Produktionsanläufe um fast 75 Prozent auf 16,8 Millionen ein. Das war aber immer noch deutlich mehr als von Analysten befürchtet. Unter dem Strich vergrößerte sich der Verlust im ersten Quartal von 25,4 auf 83,8 Millionen Euro.

In einer Telefonkonferenz mit Analysten signalisierte der Vorstand, dass der Umsatz im zweiten Quartal weniger stark zulegen dürfte als im Vorquartal. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte bei rund 5,5 bis 7 Prozent des Erlöses liegen, was vor allem mit Werbeausgaben zur Gewinnung von Neukunden begründet wurde.

Für JPMorgan-Analyst Marcus Diebel müsste Hellofresh dann im zweiten Halbjahr deutlich zulegen, um das Ziel des bereinigten operativen Gewinns überhaupt noch erreichen zu können. "Angesichts der eher dürftigen Erfolgsbilanz des Managements, in den vergangenen zwölf Monaten eine realistische Prognose abzugeben, gehen wir davon aus, dass Anleger den Kommentaren zu diesem Zeitpunkt weniger Aufmerksamkeit schenken werden", kommentierte er./ngu/lew/jha/