TAIPEH (dpa-AFX) - Taiwan hat nach eigenen Angaben Dutzende Militärflugzeuge und einige Schiffe der chinesischen Marine um seine Küsten registriert. 68 Flugzeuge der Volksbefreiungsarmee und 10 Schiffe seien am Donnerstagmorgen (Ortszeit) entdeckt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Taipeh mit. 40 Flieger seien in die Luftverteidigungszone im Süden Taiwans eingedrungen.

Taiwan berichtet regelmäßig von solchen Aktionen der chinesischen Streitkräfte. Diesmal war die Zahl der Flugzeuge verglichen mit vorherigen Ereignissen allerdings relativ hoch.

Das demokratische Taiwan mit rund 24 Millionen Einwohnern hat seit 1949 eine unabhängige Regierung, doch Peking betrachtet die Insel als Teil der Volksrepublik China und hat in der Vergangenheit immer wieder mit einer Invasion gedroht.

In der sogenannten Taiwanstraße, einer Meerenge zwischen der südostchinesischen Provinz Fujian und Taiwan, kommt es immer wieder zu Vorfällen, die für internationale Spannungen zwischen China und Taiwan und dessen Verbündeten wie den USA sorgen. Am vergangenen Wochenende etwa durchquerten ein US-amerikanischer Zerstörer und eine Fregatte der kanadischen Marine die Passage. Die US-Marine sprach von einer Routine-Durchquerung unter Beachtung internationaler Gesetze. Chinas Militär erklärte, die Durchfahrt genau beobachtet zu haben und stets wachsam in der Region zu sein.

In den vergangenen Tagen berichteten mehrere internationale Medien zudem unter Berufung auf Analysten, dass China derzeit eine großangelegte Militärübung im Westpazifik, wo auch Taiwan liegt, abhalte. Daran sei auch ein Flugzeugträger beteiligt.

Angesprochen darauf ging Chinas Außenministerium am Mittwoch nicht konkret auf die Übung ein. Taiwan sei Teil des Territoriums der Volksrepublik China, sagte Sprecherin Mao Ning. "Die relevanten Seiten sollten provokative Handlungen sofort stoppen und aufhören, Unruhestifter zu sein, die den Frieden und die Stabilität in der Taiwanstraße stören", sagte sie weiter mit Blick auf die zurückliegende Durchfahrt der US-Navy.

International wird befürchtet, China könnte sich Taiwan mit einem Krieg einverleiben. In dieser Woche sorgte außerdem ein Papier über eine "Entwicklungszone" zwischen Fujian und Taiwan für Aufmerksamkeit. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas und der chinesische Staatsrat wollen damit die Entwicklung über die Meerenge "in allen Bereichen" vertiefen, wie es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht hieß. Das solle etwa über Kooperationen in der Wirtschaft oder die Möglichkeit für Menschen aus Taiwan, in Fujian zu studieren, geschehen.

Außerdem wollen die beiden mächtigen Partei- und Verwaltungsorgane dem Bericht zufolge eine "friedliche Wiedervereinigung mit dem Vaterland voranbringen". Fujian solle mit dem Bau von Transportwegen die "erste Wahl" taiwanischer Bürger und Unternehmen werden, um die Entwicklung auf dem Festland fortzuführen./jon/DP/stk