Im DAX gehört die Aktie von Infineon (WKN: 623100) zu den zehn größten Gewinnern der letzten Jahre. Aber ein Plus von 49 % über fünf Jahre, das entspricht gerade einmal einer Rendite von 8,3 % pro Jahr. Das können andere Halbleiterkonzerne besser. Es wäre unfair, Nvidia (WKN: 918422) als Vergleich heranzuziehen, deren Aktie sich im gleichen Zeitraum mehr als verfünffacht hat. Aber auch der direkte Konkurrent Onsemi (WKN: 930124) performte weitaus besser. Hier kommen die Gründe.

Infineon und Onsemi sind direkte Konkurrenten

Krypto, Homeoffice, Cloud, Bauteileknappheit und künstliche Intelligenz sind nur einige der Stichworte, die den Halbleitersektor in den letzten Jahren getrieben haben. Für Infineon kommt noch ein weiterer Trend hinzu: die Elektrifizierung.

Als einer der führenden Lieferanten von Leistungshalbleitern kann Infineon stark von diesen Trends profitieren. Aber auch Onsemi – eine Abspaltung des früheren Motorola-Konzerns, die bis vor Kurzem ON Semiconductor hieß – nennt als eine seiner zwei Hauptaktivitäten „Intelligent Power“.

Auch die wichtigsten Zielmärkte von Onsemi (darunter Automotive und Industrie 4.0) finden sich überwiegend bei Infineon wieder. Bei so viel Überlappung verwundert es nicht, dass die beiden Aktien phasenweise im Gleichschritt gehandelt werden. Nach Juli 2021 hat sich Onsemi allerdings weitaus besser entwickelt:

Was sind die Gründe für den deutlichen Unterschied?

Onsemi überzeugt bei der Kapitalallokation

Seit Onsemi 1999 in die Selbstständigkeit entlassen wurde, hat das Unternehmen regelmäßig zugekauft, um sein Produktspektrum auszubauen und neue Märkte zu erschließen. 2019 wurde beispielsweise Quantenna, ein Spezialist für WLAN-Chips für 1,07 Mrd. US-Dollar in bar gekauft. 2021 kam GT Advanced Technologies (GTAT) für 415 Mio. US-Dollar hinzu, die wertvolles Know-how rund um Siliziumkarbid für fortschrittliche Leistungshalbleiter einbringt.

Die letzte große Übernahme liegt jedoch bis 2016 zurück, als Fairchild Semiconductor für 2,4 Mrd. US-Dollar unter das Onsemi-Dach schlüpfte. CEO Keith Jackson kommentierte damals wie folgt:

Die Übernahme von Fairchild ist ein entscheidender Schritt in unserem Bestreben, der führende Anbieter von Power-Management- und analogen Halbleiterlösungen für eine breite Palette von Anwendungen und Endmärkten zu werden. Fairchild bietet uns eine Plattform, um unsere Rentabilität in einer stark fragmentierten Branche aggressiv auszubauen. Mit der Übernahme von Fairchild hat sich unsere branchenführende Kostenstruktur weiter deutlich verbessert und wir sind nun gut positioniert, um mit der Integration der beiden Unternehmen einen erheblichen Shareholder Value zu generieren.

Ich denke, dass dieser Deal heute eine wichtige Rolle für den Erfolg von Onsemi spielt. Damals lagen die Preise für Halbleiterunternehmen etwa 80 % tiefer als heute, wenn man den PHLX Semiconductor Index zurate zieht.

Bei Infineon hingegen liegt der letzte große Deal nicht so weit zurück. Im April 2020 wurde die Übernahme von Cypress Semiconductor abgeschlossen, zum exorbitanten Preis von 9 Mrd. Euro (bezogen auf den Enterprise Value).

Dank des außergewöhnlichen Booms, der 2021 einsetzte, war es zwar im Rückblick kein schlechter Deal. Aber wenn man bedenkt, dass Fairchild und Cypress ähnlich große Spieler sind, dann ist klar, wer den besseren Schnitt gemacht hat.

Infineon ist stärkerem Gegenwind ausgesetzt

Ähnlich sieht es auch bei der kürzlichen Übernahme von GaN Systems aus, die mit 830 Mio. US-Dollar für Infineon genau doppelt so teuer war wie GTAT zwei Jahre früher für Onsemi. Dabei trägt GTAT bereits zum Erfolg von Onsemi bei, während die noch kleine GaN Systems eine Investition in die Zukunft darstellt, die zunächst Geld kostet.

Und auch wenn Infineon in vielen aussichtsreichen Märkten gut positioniert ist, hat das Unternehmen derzeit mit einer Reihe von Herausforderungen zu kämpfen. Die noch immer starke Präsenz in Deutschland und Europa (24 % der Umsätze und 5 von 19 Standorte im globalen Produktionsverbund) bedeutete zuletzt hohe Energiekosten, gesteigerte Risiken durch den Krieg und schwächelnde Nachfrage aus der europäischen Automobilindustrie.

Onsemi hingegen beschränkt sich in Europa auf Design und Entwicklung von Lösungen und der europäische Umsatzanteil ist mit 21 % geringer. Zudem ist Infineon viel stärker bei Haushaltselektronik engagiert, die von einer Rezession besonders betroffen sein könnte. Und die Flaute im Immobiliensektor lastet auf dem „Smart Building“-Geschäft. Onsemi ist dort mit seinem Fokus auf Überwachungskameras und Smart Lighting weniger betroffen.

Onsemi profitiert von noch stärkeren Trends

Andersherum gibt es im Portfolio von Onsemi einige spannende Bereiche, die Infineon kaum abdeckt. So liefert das Unternehmen zum Beispiel Leistungshalbleiter für Cloud-Rechenzentren, die weiterhin schnell wachsen, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.

Ein weiteres Feld betrifft das Maschinensehen, das Onsemi unter anderem mit CMOS-Bildsensoren unterstützt. Das Unternehmen hat diese Technologie über die Jahre mit mehreren Zukäufen immer weiter gestärkt. Heute gehört es zu den größeren Anbietern. Der Markt wächst schnell und bietet vielfältige Chancen, vor allem bei Fahrzeugassistenzsystemen und der Industrieautomatisierung.

Darum könnte heute die Infineon-Aktie trotzdem die bessere Wahl sein

Bei Onsemi lief es zuletzt noch besser als bei Infineon. Genau das wird aber auch im Kurs üppig reflektiert. Zugutehalten muss man dem deutschen Konzern auch, dass er zumindest eine kleine Dividende ausschüttet, die einen Teil der schwächeren Kursperformance ausgleicht. Außerdem investiert Infineon mit einer sehr langfristigen Perspektive.

Dadurch, dass das Unternehmen nicht nur bei Siliziumkarbid ganz vorne mitspielt, sondern auch bei Galliumnitrid, könnte es sich zukünftig entscheidende Wettbewerbsvorteile erarbeiten. In der zweiten Jahreshälfte 2024 sollen in Malaysia die ersten Wafer seriengefertigt werden. Was aktuell die Zahlen noch schlechter aussehen lässt als bei Onsemi, könnte sich also umkehren, sobald die Trends wieder stärker der Infineon-Aktie in die Karten spielen.

Der Artikel Darum bleibt die Infineon-Aktie weit hinter diesem Konkurrenten zurück ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Autor: Ralf Anders, Investmentanalyst


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