Die Finanzwelt steht möglicherweise vor einem bemerkenswerten Wandel, da die nächste Generation von Anlegern heranwächst. Die Rede ist von den Millennials und der Generation Z, die den Aktienmarkt auf einzigartige Weise prägen.

Diese jungen Anleger sind technologieaffin, sozial vernetzt und haben eine andere Einstellung zum Investieren als ihre Vorgängergenerationen. Sie denken weder wie Warren Buffett noch wie André Kostolany. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie diese Börsen-Opas überhaupt kennen.

Dennoch wird ihr Auftauchen zweifellos zu einem Wandel im traditionellen Finanzsektor führen. Schon heute zeichnet sich ab, dass die Art und Weise, wie Finanzprodukte gekauft werden, welche Aktien beliebt sind und wie Börsennachrichten kommuniziert werden, überdacht werden muss.

Neobroker, Robo-Advisor und ETFs

Millennials und die Generation Z sind für ihre skeptische Haltung gegenüber traditionellen Finanzinstituten bekannt und bevorzugen stattdessen digitale Plattformen und Fintech-Unternehmen. Robo-Advisors und Online-Broker bieten ihnen einen benutzerfreundlichen und kostengünstigen Zugang zum Aktienmarkt. Die Verfügbarkeit von Apps und Plattformen, die den Handel erleichtern, hat zu einem regelrechten Boom des mobilen Handels geführt, der es jungen Anlegern ermöglicht, Aktien und andere Finanzinstrumente bequem von ihrem Smartphone aus zu handeln.

Nach dem Aktienkauf regnet es Konfetti. Meme-Aktien entwickeln sich besser als Apple (WKN: 865985) oder Coca-Cola (WKN: 850663). Sie werden in sozialen Netzwerken heiß diskutiert. Heute gehen Aktien viral wie ein gut geschriebener Artikel oder ein Ohrwurm.

ESG-Kriterien werden wichtiger

Ein weiterer prägender Faktor des Millennial-Effekts und der Generation Z ist ihr ausgeprägtes soziales Verantwortungsbewusstsein und ihr Interesse an ESG-Investments (Environment, Social, Governance). Diese Generationen investieren nicht nur, um Renditen zu erzielen, sondern auch, um positive soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen. Impact Investing könnte hier ein passendes Stichwort sein. Der Klimawandel bewegt und führt zu Klimaklebern und dem Durchbruch veganer Ernährung.

Unternehmen mit nachhaltigen und ethischen Geschäftspraktiken werden von diesen jungen Investoren bevorzugt. Dies führt dazu, dass Unternehmen vermehrt Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen und ihre soziale Verantwortung betonen, um diese Zielgruppe anzusprechen.

Reddit, Twitter oder TikTok statt Anlageberater

Der Einfluss sozialer Medien auf den Aktienmarkt ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt des Millennial-Effekts und der Gen Z. Plattformen wie Reddit, Twitter oder TikTok werden von dieser Generation genutzt, um Anlageideen auszutauschen und Aktienempfehlungen zu teilen. Virale Aktienkäufe, die in sozialen Medien diskutiert werden, haben zu erheblichen Kursbewegungen geführt und traditionelle Analysten und Hedgefonds vor neue Herausforderungen gestellt. Der Fall Gamestop (WKN: A0HGDX) hat dies eindrucksvoll gezeigt. Aber auch Insolvenzkandidaten wie AMC Entertainment (WKN: A1W90H) oder Tupperware (WKN: 901014) werden zu Tenbaggern mit fantastischen Aussichten. Diese spontanen Bewegungen können extrem sein, da sie nicht immer auf fundierter Fundamentalanalyse, sondern auf kollektiven Meinungen und Trends beruhen.

Hohe Risikobereitschaft

Darüber hinaus haben die Millennials und Gen Z eine Vorliebe für sogenannte disruptive Technologien. Sie investieren verstärkt in Unternehmen, die innovative Technologien entwickeln und traditionelle Branchen auf den Kopf stellen.

Dazu gehören Technologien wie künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, E-Commerce und Gesundheitstechnologien. Allerdings sind solche Investitionen mit einem hohen Risiko verbunden. Man könnte auch meinen, dass der geringe Fokus auf sichere Rendite ein Manko sein könnte. Der Short-Squeeze bei Gamestop hat jedoch gezeigt, dass die Generation um Neobroker wie Robin Hood (WKN: A3CVQC) auch in Zukunft öfter mal den richtigen Riecher haben könnte.

Fazit

Insgesamt prägen Millennials und Gen Z den Aktienmarkt durch ihre einzigartige Herangehensweise und ihre starke Präferenz für digitale Lösungen, soziale Verantwortung und disruptive Technologien. Ihr Einfluss dürfte dabei weiter zunehmen, da sie immer größere Anteile des investierbaren Vermögens kontrollieren. Zudem verabschieden sich mehr ältere Investoren, was ihren Einfluss auf den Finanzmärkten weiter verstärken wird.

Es kommt wie es kommt: Unternehmen und Investoren müssen sich auf die Bedürfnisse und Werte dieser jungen Anleger einstellen, um erfolgreich zu sein. Die Finanzindustrie hat bereits begonnen, diesen Prozess zu vollziehen, indem sie benutzerfreundlichere Plattformen, nachhaltigere Anlagemöglichkeiten und transparentere Kommunikationsstrategien anbietet.

Es ist klar, dass der Millennial-Effekt und die Generation Z den Aktienmarkt nachhaltig beeinflussen und eine Ära des technologischen, sozialen und ökologischen Bewusstseins einläuten. Es bleibt jedoch spannend zu beobachten, wie sich diese Trends in Zukunft weiterentwickeln und welche weiteren Veränderungen sie für die Finanzwelt mit sich bringen werden.

Der Artikel Der Millennial-Effekt und Gen Z: Wie junge Anleger den Aktienmarkt prägen! ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Frank Seehawer besitzt Aktien von Apple und Coca-Cola. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Apple.

Aktienwelt360 2023

Autor: Frank Seehawer, Investmentanalyst


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