Krypto verliert an Faszination, die Preise stagnieren und das Handelsvolumen sinkt. Doch es gibt trotzdem Hoffnung.

Wer hätte das gedacht: Bitcoin ist langweilig geworden. Die Google-Suchanfragen nach Bitcoin sind seit ihrem Höchststand im Jahr 2021 um 87 Prozent eingebrochen. Doch kaum jemand scheint sich für den Niedergang der selbstproklamierten "neuen Weltwährung" so wirklich zu interessieren. Schuld an der Krypto-Flaute hat der neue Star im Hype-Himmel: Künstliche Intelligenz. KI- und Chip-Aktien wie Nvidia oder Arm locken weltweit Investoren an, ChatGPT und Co. dominieren die Schlagzeilen.

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Grund für das Desinteresse der Retail-Massen: Der Verlust eines offenbar unentbehrlichen Charaktermerkmals von Hype-Investments – ihrer Volatilität. Obwohl der Bitcoin-Kurs in diesem Jahr um 57 Prozent gestiegen ist, hat er sich seit Monaten kaum bewegt, dümpelt seit Mitte März in einem engen Band zwischen 25.000 und 30.000 US-Dollar. Gleich mehrere Volatilitätswerte sind "so niedrig wie nie zuvor", sagt Dave Weisberger, CEO der Krypto-Plattform CoinRoutes, gegenüber der US-Zeitschrift Barron’s. Ohne der für Krypto typischen extremen Volatilität verlieren die Leute das Interesse. Sie begeben sich lieber auf die Suche nach dem nächsten "bright, shiny toy", wie es Weisberger ausdrückt, mit dem sie zocken können.

Wie ruhig es tatsächlich um Bitcoin geworden ist, offenbart ein Blick auf die Handelsvolumina. Die beiden größten Krypto-Börsen Coinbase und Binance wickeln heute weniger als die Hälfte des Volumens von vor einem Jahr ab, etwa 30 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zu Bitcoins Glanzzeiten im Jahr 2021 sind das gerade einmal 15 Prozent. Bei Robinhood Markets sank das Krypto-Handelsvolumen alleine im August um 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr.


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Das sinkende Interesse hat Folgen – für Anleger wie auch Unternehmen. Niedrige Volumina könnten sich auf Anleger auswirken, indem sich die Preisdiskrepanzen bei Abschlüssen vergrößern. Das heißt, dass einzelne, große Kauf- oder Verkaufsaufträge einen überproportionalen Einfluss auf den Marktpreis haben können. Bei Unternehmen führt das sinkende öffentliche Interesse zu schwierigeren Finanzierungsbedingungen. Die Geldgeber aus Silicon Valley pumpen ihr Geld jetzt ebenfalls lieber in angesagte KI-Werte. Laut dem Softwareunternehmen PitchBook ist die Risikokapitalfinanzierung für Krypto-Unternehmen zwischen dem zweiten Quartal 2022 und dem zweiten Quartal 2023 um 71 Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. Das waren etwa 12 Prozent der Finanzmittel für KI- und Machine-Learning-Startups.

Was neues Interesse unter Retail-Investoren an Krypto entfachen könnte, wäre womöglich ein Bitcoin-ETF. Einige Analysten glauben, dass die US-Behörde SEC bereits im Oktober den Grundstein für einen börsengehandelten Fonds legen könnte. Das ist allerdings noch äußerst ungewiss.

Worauf die verbliebenen Bitcoin-Enthusiasten aber vor allem hoffen: die große Halbierung. Das nächste und insgesamt vierte sogenannte Bitcoin Halving wird voraussichtlich am Mittwoch, dem 17. April 2024, stattfinden. Dabei wird die Anzahl der pro Block neu geschaffenen Bitcoin halbiert. Das führt dazu, dass weniger Coins im Umlauf sind. Ein geringeres Angebot könnte den Preis wieder in die Höhe treiben. Ob die Zocker zurückkehren, sehen wir also in wenigen Monaten. 

(tl) für die wallstreetONLINE Zentralredaktion


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