Bereits jetzt zahlen Ford, GM und Stellantis ihren Mitarbeitern etwa 38 Prozent mehr als Tesla. Der Abstand könnte noch deutlich höher werden.

Seit dem heutigen Freitag streiken in den USA Mitarbeiter von General Motors, Ford und Stellantis – den "Großen Drei" Autobauern aus Detroit. Am ersten Tag des Streiks, der noch deutlich größer werden könnte, treten erst einmal 13.000 Arbeiter in den Ausstand, in jeweils einem Werk der Konzerne. Zuvor waren die Verhandlungen mit der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW), der etwa 150.000 Mitglieder angehören, gescheitert. Um Mitternach war der alte landesweit gültige Vertrag ausgelaufen.

Großer Gewinner der Verhandlungen wird wahrscheinlich Tesla sein, erklärte Gene Munster, Managing Partner bei Deepwater Asset Management, in einer Einschätzung am Donnerstag. "Die großen Automobilkonzerne sitzen in der Klemme, wenn es darum geht, ihr Geschäft auf Elektroantrieb umzustellen, und die aktuellen UAW-Diskussionen werden letztendlich zu einem steilen Kostenanstieg führen, der sie weiter in die roten Zahlen drücken wird", erwartet Munster.

Bereits jetzt zahlen die Großen Drei ihren Mitarbeitern im Schnitt 38 Prozent mehr Lohn als Tesla, aber dieser Abstand dürfte sich noch deutlich erhöhen. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von etwa 36 Prozent über die Vertragsdauer von vier Jahren. Ford bietet mittlerweile rund 20 Prozent mehr an, GM 18 Prozent und Stellantis 17,5 Prozent. Tesla hat sich seit Jahren gegen die Einführung einer Gewerkschaft bei seinen US-Fabriken gewehrt.

Musk ist den Großen Drei mehrere Schritte voraus

Sollte Ford das gesamt Forderungs-Paket akzeptieren – also die Lohnerhöhungen, zusammen mit der Abschaffung der Lohn- und Leistungsstaffelung, der Wiedereinführung der früheren Rentenregelung und des Lebenshaltungskostenausgleichs, der Erhöhung der Rentnergehälter und weiterer Forderungen – würde dies dazu führen, dass sich Lohnkosten für UAW-Mitglieder bei dem Konzern mehr als verdopplen, erklärte Ford Donnerstagnacht in einer Stellungnahme.

GM, Ford und Stellantis fällt es derzeit schwer, E-Autos profitabel zu produzieren – ganz im Gegensatz zu Tesla. Wegen der verschwindend geringen Gewinnmarge hat GM die Produktion des Chevy Bolt gestoppt. Er soll unter Umständen zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den Markt kommen, sollte es gelingen, mit einer gemeinsamen E-Auto-Architektur die Margen zu verbessern. Der Streik trifft die Autokonzerne zudem zu einem Zeitpunkt, wo sie ihre E-Auto-Produktion dank der hohen Nachfrage eigentlich gerade deutlich hochfahren wollten.

Aber wie schon so oft ist der Konzern von Elon Musk der Konkurrenz mehrere Schritte voraus. Tesla ist ein Durchbruch dabei gelungen, die Produktionskosten für E-Autos zu halbieren, wie gestern berichtet wurde. Das neu entwickelte Fertigungsverfahren könnte die Autoproduktion revolutionieren.

Autor: Ingo Kolf für wallstreetONLINE Zentralredaktion


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