Sie könnten künftig viel Geld in die Kassen spülen: Medikamente gegen krankhaftes Übergewicht. Diese drei Unternehmen positionieren sich jetzt für den vielversprechenden Markt.

Elon Musk soll es schon probiert haben, weitere Promis bestärken den Hype um einen Lifestyletrend: Die Rede ist von einem neuen Abnehmmedikament mit dem Wirkstoff Semaglutid. Ursprünglich wurde der hormonähnliche Stoff zur Behandlung von Diabetes entwickelt und kam unter dem Handelsnamen Ozempic Anfang 2018 auf den Markt. Eine Begleiterscheinung, die dabei beobachtet wurde: Die Patienten nahmen stark ab. Denn Semaglutid reguliert sowohl den Blutzuckerspiegel als auch die Appetitsteuerung.

Das Medikament, so fasst es zum Beispiel ein Beitrag auf spektrum.de zusammen, verlangsamt die Magenentleerung und sorgt dafür, dass man schneller satt ist. Der Ozempic-Hersteller, das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk, entwickelte das Präparat aufgrund dieses Effekts inzwischen weiter.

Der Wirkstoff wurde Anfang 2022 von der Europäischen Union zugelassen. In den USA ist das Mittel, das einmal pro Woche gespritzt werden muss, unter dem Handelsnamen Wegovy bereits erhältlich – und erfreut sich nicht nur bei diätgeplagten Stars und Sternchen großer Beliebtheit. Selbst hierzulande, berichtet zum Beispiel der MDR, sei das vermeintliche Wundermittel mittlerweile so gefragt, dass es zu einem Lieferengpass beim Diabetes-Mittel Semaglutid bzw. Ozempic kam, welches offlabel eben auch im Kampf gegen überflüssige Kilos eingesetzt wird.

Adipositas: Ein schwerwiegendes Problem

Wie groß der potenzielle Markt für Abnehmpräparate wie Semaglutid bzw. Wegovy sein könnte, belegt ein Blick in die Zahlen. So wird die Liste der OECD-Länder mit dem größten Anteil an Erwachsenen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit in ausgewählten OECD-Ländern von Mexiko (75,2 Prozent) angeführt. Danach, so die bis 2019 erhobenen Zahlen, folgen Chile (74,2 Prozent), die USA (73,1 Prozent) und Portugal (67,6 Prozent). In Deutschland wird der Anteil an Übergewichtigen oder Fettleibigen mit 60 Prozent angegeben.

Auch das Robert Koch-Institut misst Übergewicht und Adipositas eine hohe Public-Health-Relevanz bei, da sich hierdurch das Risiko für Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes Typ 2, verschiedene Krebserkrankungen oder zum Beispiel Muskel- und Gelenkerkrankungen erhöhe. Die OECD-Länder, so der RKI-Report weiter, geben demnach rund 8,4 Prozent ihrer Gesundheitsausgaben für die Behandlung von Erkrankungen aus, die in Zusammenhang mit starkem Übergewicht stehen.

Profiteure dieser Entwicklung könnten unter anderem Pharmaunternehmen sein, die wie eingangs beschrieben, mit Präparaten den Kampf gegen hartnäckige Kilos unterstützen. Weiterer Vorteil dabei: Es ist kein kostspieliger operativer Eingriff notwendig. Welche Unternehmen aktuell im potenziellen Milliardenmarkt mitmischen und auch an der Börse Begehrlichkeiten wecken, zeigt folgender Überblick.

Novo Nordisk (WKN: A1XA8R): Diabetes-Spezialist mit bislang phantastischer Börsenbilanz

Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk stellt seit 1923 Insulin her – und machte Diabetes damit gut behandelbar. Eigenen Angaben zufolge werden 50 Prozent des weltweiten Insulinbedarfs von Novo Nordisk abgedeckt, etwa 34 Millionen Menschen greifen auf die Insulinpräparate des Unternehmens zurück. Ein weiterer Forschungszweig ist Adipositas. Novo Nordisk legt hierbei den Fokus auf das natürliche Sättigungshormon GLP-1 (Glukagon-like Peptide-1), welches mit dem Wirkstoff Semaglutid nachgeahmt wird.

Im Porftfolio befinden sich die beiden Semaglutid-Medikamente Ozempic und das bereits in den USA erhältliche Wegovy, das denselben Wirkstoff in einer höheren Dosierung erhält. In Deutschland ist Wegovy noch nicht erhältlich. Wie der MDR unter Berufung auf Novo Nordisk schreibt, wolle man sich aufgrund von Lieferengpässen zunächst auf die hohe Nachfrage in den USA konzentrieren.  

Das erste Quartal lief für den Diabetesspezialisten ausgesprochen gut. So legte der Betriebsgewinn in dänischen Kronen um 31 Prozent und zu konstanten Wechselkursen um 28 Prozent zu und kletterte auf 25,0 Milliarden DKK. Allein der Umsatz im Bereich Diabetes- und Adipositas-Behandlung stieg laut Unternehmensmitteilung um 33 Prozent in dänischen Kronen auf 48,8 Milliarden DKK (31 Prozent bei konstanten Wechselkursen). Novo Nordisk führt den Anstieg vor allem auf das Umsatzwachstum im Bereich GLP-1-Medikamente zurück. Die Einführung von Wegovy in den USA steigerte den Umsatz demnach um 131 Prozent auf 7,8 Milliarden DKK (124 Prozent bei konstanten Wechselkursen).

"Wir sind mit dem Umsatzwachstum in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 sehr zufrieden. Das Wachstum wird durch die steigende Nachfrage nach unseren GLP-1-basierten Diabetes- und Fettleibigkeitsbehandlungen vorangetrieben, insbesondere in den USA, wo der Verschreibungstrend für Wegovy® den hohen ungedeckten Bedarf für Menschen mit Fettleibigkeit unterstreicht. Die Umsatzdynamik und die kontinuierliche Erweiterung der Lieferkapazität haben es uns ermöglicht, die Aussichten für das Gesamtjahr anzuheben", wird Lars Fruergaard Jørgensen, Präsident und CEO, in der Mitteilung zitiert.

Schaut man sich die bisherige Börsenperformance der Novo-Nordisk-Aktie an, steht in der zurückliegenden Fünf-Jahres-Betrachtung ein dickes Plus. Das Wertpapier notiert aktuell bei 148,86 Euro (Stand: 07.06.2023). Das Datenportal Marketscreener schätzt das KGV 2023 auf 32,2x, das KGV 2024 auf 27,9x. Die Dividendenrendite wird demnach für 2023 auf 1,45 Prozent, für 2024 auf 1,69 Prozent geschätzt. Der Marktwert wird mit 2.524 Milliarden DKK angegeben. In den Analystenschätzungen geht der Trend derzeit in Richtung "Aufstocken": Von 21 berücksichtigten Analysten setzen zehn den Titel derzeit auf "Kaufen".

Die Deutsche Bank Research, so eine Agenturmeldung veröffentlicht auf Finanznachrichten.de, stufte Novo Nordisk am 23.05.2023 auf "Buy", Barclays sah am 23.05.2023 ein "Overweight", UBS am 26.05.20232 hingegen ein "Sell". Als Begründung wird in der Meldung zur UBS-Analyse angegeben, dass die Expansion mit Wegovy "nicht so geradlinig vonstatten gehen (dürfte), wie es vom Markt erwartet werde". Der Nutzen müsse erst noch bewiesen werden und "die Krankenkassen dürften bei der Kostenübernehme zunehmend restriktiv vorgehen", wird der UBS-Analyst zitiert. Erklomm der Titel im Frühjahr ein All-Time-High nach dem nächsten, pendelte der Wert zuletzt um wichtige Gradmesser. Die 38-Tage-Linie wurde am 31.05.2023 unterschritten.

Eli Lilly (WKN: 858560): Abnehmpräparat Mounjaro treibt Umsatz und Börsenwert

Auch der US-Pharmagigant Eli Lilly mischt im Markt für Diabetes bzw. Übergewicht kräftig mit. Mit Mounjaro scheint ein potenter Kandidat gegen überflüssige Kilos gefunden worden zu sein: In einer Testphase in den USA verloren Patienten, die mehr als 100 Kilo auf die Waage brachten, in 17 Monaten mehr als 20 Kilo, fasst die Berliner Zeitung unter Bezugnahme auf das Wall Street Journal zusammen.

Es werde erwartet, dass die amerikanischen Behörden das Medikament in den kommenden Monaten freigeben. Während Ozempic von Novo Nordisk eine Gewichtsreduktion von bis zu 17 Prozent erziele, schaffe Mounjaro bis zu 22,5 Prozent, so der Bericht weiter. Mounjaro – bislang für die Behandlung von Diabetes zugelassen – könnte laut Berliner Zeitung „eines der umsatzstärksten Medikamente aller Zeiten sein“. Der Jahresumsatz mit dem Diät-Mittel liege bei über 25 Milliarden US-Dollar, heißt es in dem Artikel.

Mounjaro wird auch in den vorliegenden Ergebnissen zum ersten Quartal 2023 von Eli Lilly neben drei weiteren Medikamenten als Umsatztreiber angegeben. Zwar sei der Umsatz um elf Prozent aufgrund von Covid-19-Antikörpern zurückgegangen, unter anderem Mounjaro habe jedoch zu einem Umsatzwachstum von zehn Prozent geführt.

Der ausgewiesene Reingewinn sank von 1.902,9 Millionen US-Dollar im Vorjahresquartal auf 1.344,9 Millionen US-Dollar. Mounjaro wurde nach Unternehmensangaben im Juni 2022 zur Behandlung von Diabetes Typ 2 eingeführt und erzielte im ersten Quartal einen weltweiten Umsatz von 568,5 Millionen US-Dollar. Der Umsatz in den USA lag demnach bei 536,4 Millionen US-Dollar.

An der Börse legte die Eli-Lilly-Aktie in den vergangenen fünf Jahren eine beachtliche Performance hin. Der Titel notiert aktuell (07.06.2023) bei 415,00 Euro. Laut Marketscreener liegt das geschätzte KGV für 2023 bei 54,8x, für 2024 bei 38,1x. Die geschätzte Dividendenrendite wird für 2023 mit 1,01 Prozent, für 2024 mit 1,11 Prozent angegeben. Der Marktwert beläuft sich auf 421 Milliarden US-Dollar. Die durchschnittliche Analystenempfehlung lautet aktuell "Kaufen", von 25 Analysten stufen demnach 13 die Eli-Lilly-Aktie als Kaufposition ein.

Das mittlere Kursziel wird mit 440,83 US-Dollar angegeben. Beispielsweise Wells Fargo Securities, BofA Securities und UBS behielten am 26.05.2023 bzw. am 24.05.2023 ihre Bewertung "Kaufen" bei. Der Wert befindet sich aktuell im Höhenflug, nach Durchbrechen der 200-Tage-Linie wurden zuletzt mehrere All-Time-Highs erreicht.

Pfizer (WKN: 852009): Weiteres Konkurrenzprodukt in der Testphase

Auch der US-Pharmagigant Pfizer will in den potenziellen Milliardenmarkt einsteigen und testet derzeit seinen Wirkstoff Danuglipron. Wie CNBC berichtet, verloren die Probanden während der 16-wöchigen Einnahme etwa zehn Pfund Körpergewicht. Auch Danuglipron setzt über GLP-1 am Sättigungsgefühl an. Der Vorteil gegenüber einer Injektion von Ozempic oder Mounjaro könnte in der leichter zu handhabenden oralen Verabreichung liegen.

Das erste Quartal schloss Pfizer mit einem Umsatz von 18,3 Milliarden US-Dollar ab (Q1 2022: 25,7 Milliarden US-Dollar). Der ausgewiesene Reingewinn lag bei 5,5 Milliarden US-Dollar, im Vorjahresquartal standen 7,9 Milliarden US-Dollar in den Büchern – ein Rückgang von 30 Prozent.

"Unsere Ergebnisse für das erste Quartal unterstreichen unsere anhaltende Zuversicht, ein operatives Umsatzwachstum von sieben bis neun Prozent für das Geschäftsjahr 2023 zu erreichen, ohne Berücksichtigung unserer COVID-19-Produkte und der erwarteten Währungseinflüsse. Wir gehen davon aus, dass der Großteil dieses Wachstums in der zweiten Jahreshälfte 2023 stattfinden wird, wenn man den Zeitpunkt unserer erwarteten kurzfristigen Markteinführungen bedenkt. Die Integrationsplanung für die geplante Übernahme von Seagen ist im Gange, und wir gehen weiterhin davon aus, dass die Transaktion Ende 2023 oder Anfang 2024 abgeschlossen werden kann, vorbehaltlich der Erfüllung der üblichen Abschlussbedingungen", wird David Denton, Chief Financial Officer and Executive Vice President, in der Quartalsmeldung zitiert.

Das zurückliegende Jahr lief es an der Börse eher mau. Die Aktie notiert aktuell (07.06.2023) bei 36,05 Euro. Im Vergleich zu den beiden Pharma-Konkurrenten Novo Nordisk und Eli Lilly ist die Pfizer-Aktie derzeit eher günstig bewertet: Das geschätzte KGV für 2023 liegt laut Marketscreener bei 19,9x, für 2024 wird ein Wert von 12,6 erwartet. Die geschätzte Dividendenrendite für 2023 beträgt 4,33 Prozent, für 2024 werden 4,47 Prozent geschätzt.

Der Marktwert wird mit 217 Milliarden US-Dollar angegeben. Die durchschnittliche Analystenschätzung fasst das Portal mit "Aufstocken“ zusammen. Das mittlere Kursziel liegt bei 46,68 US-Dollar. Laut einer Meldung vom 01.06.2023 auf Finanznachrichten.de stuft Goldman Sachs den Titel auf "Buy", Jefferies und Berenberg kamen jeweils laut Meldungen vom 26. bzw. 25.05.2023 auf die Bewertung "Hold". Ein vorsichtiges Chartsignal gab es am 03.06.2023 – die Pfizer-Aktie kreuzte die 38-Tage-Linie nach oben. Der Titel verzeichnet jedoch seit Anfang Januar einen Abwärtstrend. 

Health-Care-ETFs als breit gestreute Alternative zu Einzeltiteln

Kurssprünge bei positiven Studienergebnissen oder harsche Verluste bei unvorhergesehenen Nebenwirkungen: Pharmatitel unterliegen typischerweise hohen Wertschwankungen und sollten daher nur als Beimischung zu einem breit gestreuten Depot verstanden werden. Alternativ bieten sich Health-Care-ETFs an, in denen gleich eine ganze Bandbreite an Pharmaunternehmen gelistet ist.

Ein Beispiel wäre etwa der Xtrackers MSCI World Health Care UCITS ETF 1C (WKN: A113FD). Der ETF umfasst Größen wie Johnson & Johnson, Eli Lilly, Merck & Co., Novo Nordisk und Pfizer. Das Abnehm-Thema lässt sich somit ganz nebenbei mit abdecken. Wer Schritt für Schritt Kapital aufbauen möchte: Der ETF ist auch als Sparplan erhältlich. 

Fazit: Auch wenn die derzeit in den sozialen Medien gehypten Abnehmpräparate keine sinnvolle Diät und ausreichend Bewegung ersetzen, könnten schwer übergewichtige Menschen mit ernsthaften Gesundheitsproblemen davon profitieren. Für Novo Nordisk, Eli Lilly und Pfizer könnten die Medikamente – langfristiger Nutzen und angemessenes Nebenwirkungsprofil vorausgesetzt – zu neuen Blockbustern im Produktportfolio werden.

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Autor: KS, Redaktion Smartbroker


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