6 unerlässliche Wege, um einen unparteiischen Einblick in ein IPO-Unternehmen zu erhalten
Immer mehr Anleger entscheiden sich für Initial Public Offerings (kurz IPOs) anstelle von regulären Aktien. Die Gründe lassen sich schnell erklären: IPOs bieten eine flexible Anlageform, mit der man kurz- bis langfristig hohe Renditen erzielen kann. Auch das Jahr 2020 hat eine Vielzahl hochprofitabler IPOs hervorgebracht.
Voraussetzung bleibt jedoch, dass Anleger in das richtige Unternehmen investieren. Und hier ist die Wahl gar nicht so einfach. Denn im Gegensatz zu einem öffentlichen Unternehmen, das hierzulande eine Vielzahl von Unternehmensdaten anhand den International Financial Reporting Standards (IFRS) preisgeben muss, fällt die Recherche bei Börsendebütanten schwerer aus.
Wie lässt sich ein sicherer und profitabler von einem riskanten IPO unterscheiden und worauf sollten Privatanleger sonst noch achten, bevor sie sich für einen IPO entscheiden? Diese und viele weiteren Fragen werden in diesem Bericht ausführlich beantwortet.
Recherche ist unerlässlich
Genau wie Aktien sind auch IPOs vom Erfolg des jeweiligen Unternehmens abhängig. Investiert man in den IPO des richtigen Unternehmens, wie beispielsweise Facebook oder Tesla, warten Profite, die den Einsatz um ein Vielfaches übersteigen. Auf was genau sollten potenzielle Anleger achten, wenn sie sich für einen IPO entscheiden?
Maxim Manturov, Leiter Anlageforschung bei Freedom Finance Europe, sagt hierzu Folgendes: „Falls sich Privatinvestoren dazu entscheiden, in einen bestimmten IPO zu investieren, ist eine intensive Vorabrecherche unabdingbar. Zuallererst gilt es, das Einkommenswachstum unter Berücksichtigung des Gesamtzielmarktes zu verfolgen. Daneben sollten sich Anleger einen Überblick über das Produktportfolio, die Kundenbedürfnisse sowie die finanzielle Gesamtsituation und Liquidität des Unternehmens verschaffen. Eine gesunde Debt/Assets Ratio, bekannte IPO-Underwriter und Transparenz bezüglich des Verwendungszwecks der Einnahmen sind alles Indikatoren, auf die geachtet werden sollte.”
1. Einkommen / Gesamtzielmarkt
Die meisten Anleger achten nur auf das Einkommen des jeweiligen Unternehmens, ohne den Gesamtzielmarkt zu berücksichtigen. Einkommen alleine ist aber nur ein Faktor, den Anleger in Betracht ziehen sollten.
Für Anleger, die langfristig planen möchten, ist das Einkommenswachstum sowie der Gesamtzielmarkt von großer Bedeutung. Der Gesamtzielmarkt (Englisch: Total Addressable Market oder kurz „TAM”), lässt sich hierbei wie folgt berechnen:
- TAM = Einnahmen pro Kunde x gesamte Anzahl an potenziellen Kunden
Wenn Firma X beispielsweise Abos im Wert von 1.000 Euro an spezialisierte KMUs verkauft, von denen es aber nur 1.000 Firmen in Deutschland gibt, beschränkt sich der TAM hierzulande auf 1.000.000 Euro, was sicherlich kein gutes Zeichen wäre, um langfristig zu investieren.
2. Produkt- und Dienstleistungsportfolio
Ein Unternehmen ist nur so erfolgreich wie das Alleinstellungsmerkmal des Produkts oder der Dienstleistung. Was macht das Produkt einzigartig? Gibt es Patente, die den Markteintritt für die Konkurrenz erschweren? Gibt es noch andere Möglichkeiten, um die Kundenbedürfnisse zu befriedigen?
Wer sich diese Fragen stellt, ein wenig Recherche bei der Konkurrenz betreibt und das Unternehmen hierbei aus Kundensicht betrachtet, wird die Frage beantworten können, ob das Produkt oder der Service auch langfristig dem Konkurrenzdruck standhalten kann.
3. Finanzielle Situation / Liquidität
Die Liquidität eines Unternehmens gilt als eine der wichtigsten finanziellen Kennziffern. Denn Liquidität bedeutet, dass Unternehmen ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um laufende Kosten zu decken und allen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
Sollte ein Unternehmen nur über geringe liquide Finanzmittel verfügen, kann es im schlimmsten Falle sogar zur Insolvenz kommen, wenn Gläubiger nicht zurückgezahlt werden können. Zudem haben finanzschwache Unternehmen Schwierigkeiten, die nötigen Bankkredite bei zu erhalten. Wie sich Liquidität genau berechnen lässt, können unsere Leser auf Seiten wie beispielsweise der Lowell Group genauer erfahren.
4. Debt / Assets Ratio
Das Gesamtverhältnis von Schulden zum eigenen Firmenkapital ist ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Bewertung eines jeden Unternehmens. Als Assets werden hier alle Anlagegüter bezeichnet, die dem Unternehmen gehören: von Geld auf der Bank bis hin zum Firmengebäude und Maschinen.
Prinzipiell lässt sich sagen, dass ein Verhältnis von 0,3 bis 0,6 angestrebt werden sollte. Somit wird gewährleistet, dass dem Unternehmen genug EIgenkapital zur Verfügung steht, um die Schulden fristgerecht zu begleichen. Ein Verhältnis von 0,6 oder höher kann dagegen auf Schwierigkeiten hindeuten und im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass die Banken keine neuen Kredite mehr gewähren.
5. Bekannte IPO-Underwriter
Underwriter sind Investmentbanken, die Unternehmen beim Börsengang unterstützen und die IPO-Preisspanne berechnen. Bei der Wahl des passenden IPOs kann es daher auch hilfreich sein, auf die Historie des Underwriters zu achten, da somit sichergestellt wird, dass die IPOs sowohl für Unternehmen als auch Anleger rentabel ausfallen. Zu bekannten Underwritern zählen unter anderem Morgan Stanley, JP Morgan, Goldman Sachs oder Banken wie Citi, Deutsche Bank oder Bank of America.
6. Transparenz
Ein Unternehmen sollte transparent darlegen, wie die Einkünfte aus den IPOs für das künftige Firmenwachstum verwendet werden. Somit können Anleger besser abschätzen, ob ihre Investition zukunftsfähig ist.
Daneben sollten natürlich auch Firmen- und finanzielle Daten offen dargelegt werden, damit potenzielle Anleger die oben genannten Punkte nacheinander abarbeiten können, um sich für das passende Unternehmen mit dem geringsten Risiko und den höchsten Renditen zu entscheiden.
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