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Das freiwillige Aufgeben eines Vermögenswerts, eines Investments oder eines Rechts

Der Begriff "Abandon" stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich "aufgeben" oder "verlassen". In der Finanzwelt bezieht sich "Abandon" auf das freiwillige Aufgeben eines Vermögenswerts, eines Investments oder eines Rechts, oft weil die erwarteten Kosten, Risiken oder Verluste den potenziellen Nutzen übersteigen. Dies kann in verschiedenen Kontexten vorkommen, darunter Optionenhandel, Immobilien und Versicherungen.

Abandon im Optionenhandel

Im Optionenhandel bezeichnet "Abandon" die Entscheidung, eine Option verfallen zu lassen, anstatt sie auszuüben. Dies geschieht, wenn die Option "out of the money" ist, also keinen inneren Wert hat. Zum Beispiel:

  • Call-Option: Wenn der Ausübungspreis einer Call-Option höher ist als der aktuelle Marktpreis des Basiswerts, wird der Inhaber die Option nicht ausüben, da es günstiger ist, den Basiswert direkt auf dem Markt zu kaufen.
  • Put-Option: Wenn der Ausübungspreis einer Put-Option niedriger ist als der aktuelle Marktpreis des Basiswerts, wird der Inhaber die Option nicht ausüben, da es vorteilhafter ist, den Basiswert direkt auf dem Markt zu verkaufen.

In solchen Fällen wird die Option einfach aufgegeben und der Inhaber verzichtet auf das Recht, sie auszuüben, wodurch die Prämie verloren geht, die für den Erwerb der Option gezahlt wurde.

Abandon in der Immobilienbranche

Im Immobiliensektor kann "Abandon" die Aufgabe eines Eigentums an einer Immobilie bedeuten. Dies geschieht häufig, wenn die Kosten für die Instandhaltung, Reparaturen oder Steuern die Vorteile des Eigentums übersteigen. Beispiele hierfür sind:

  • Unternehmensgebäude: Ein Unternehmen könnte beschließen, ein altes Fabrikgebäude aufzugeben, das zu teuer ist, um es zu renovieren oder zu betreiben.
  • Wohnimmobilien: Ein Hauseigentümer könnte ein stark verschuldetes oder unbewohnbares Haus aufgeben, anstatt weiter Hypothekenzahlungen oder Sanierungskosten zu tragen.

Abandon in der Versicherungsbranche

In der Versicherungsbranche bezieht sich "Abandon" auf die Entscheidung eines Versicherungsnehmers, auf den Schadensersatzanspruch zu verzichten und stattdessen die versicherte Sache an den Versicherer zu übergeben. Dies kommt insbesondere in der Seeversicherung vor, wo der Eigentümer eines Schiffs oder einer Ladung nach einem erheblichen Schaden das Eigentum an der versicherten Sache aufgibt und den vollen Versicherungswert beansprucht. Dies wird auch als "Totalverlust" bezeichnet.

Wirtschaftliche und rechtliche Implikationen

Die Entscheidung, einen Vermögenswert oder ein Recht aufzugeben, hat verschiedene wirtschaftliche und rechtliche Implikationen:

  • Wirtschaftliche Implikationen: Die Aufgabe eines Vermögenswerts kann finanzielle Verluste minimieren, indem zukünftige Kosten vermieden werden. Es kann jedoch auch den Verlust bereits investierter Mittel bedeuten.
  • Rechtliche Implikationen: In einigen Fällen kann die Aufgabe eines Vermögenswerts rechtliche Folgen haben, wie z. B. die Befreiung von Verpflichtungen oder die Übergabe von Rechten an eine andere Partei, wie bei der Abtretung an den Versicherer.

Beispiele aus der Praxis

Beispiel 1: Ein Investor besitzt eine Call-Option auf Aktien der Firma XYZ mit einem Ausübungspreis von 100 USD. Zum Verfallsdatum liegt der Aktienkurs jedoch bei 90 USD. Der Investor wird die Option aufgeben, da es keinen Sinn macht, die Aktien für 100 USD zu kaufen, wenn sie auf dem Markt für 90 USD erhältlich sind.

Beispiel 2: Ein Logistikunternehmen besitzt ein Lagerhaus, das durch einen Brand schwer beschädigt wurde. Die Kosten für den Wiederaufbau sind höher als der Nutzen des Betriebs. Das Unternehmen entscheidet sich, das Lagerhaus aufzugeben und möglicherweise an einen Versicherer abzutreten.

Beispiel 3: Ein Schiffsbesitzer erfährt, dass sein Schiff auf See irreparabel beschädigt wurde. Er gibt das Eigentum an dem Schiff auf und beansprucht den vollen Versicherungswert von seinem Versicherer, anstatt die kostspieligen Bergungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen.

Fazit

"Abandon" ist ein wichtiger Begriff in der Finanzwelt, der die bewusste Entscheidung beschreibt, auf einen Vermögenswert oder ein Recht zu verzichten, um größere Verluste oder Kosten zu vermeiden. Diese Entscheidung kann in verschiedenen Bereichen wie dem Optionenhandel, der Immobilienbranche und der Versicherungswirtschaft vorkommen und hat sowohl wirtschaftliche als auch rechtliche Auswirkungen. Das Verständnis dieses Begriffs ist für Anleger und Finanzexperten entscheidend, um fundierte Entscheidungen zu treffen und potenzielle Risiken zu managen.