Carried Interest (Carry)

Börsenlexikon

Ein bedeutendes Vergütungsinstrument in der Private-Equity- und Risikokapitalbranche, das Fondsmanagern einen Anteil am Gewinn des Fonds gewährt

Carried Interest, auch als Carry bezeichnet, ist ein zentraler Begriff im Bereich der Private Equity und der Risikokapitalfinanzierung. Es handelt sich um einen Anteil am Gewinn, den die Manager eines Investmentfonds (insbesondere General Partners, GPs) erhalten, wenn bestimmte Performanceziele erreicht werden. Carried Interest ist ein wesentliches Element der Vergütungsstruktur und dient als Anreiz, die Interessen der Fondsmanager mit denen der Investoren (Limited Partners, LPs) in Einklang zu bringen.

Merkmale und Funktionsweise von Carried Interest

  1. Anreizstruktur: Carried Interest ist darauf ausgelegt, Fondsmanager zu motivieren, hohe Renditen für die Investoren zu erzielen. Da die Manager direkt am Erfolg des Fonds beteiligt sind, haben sie einen starken Anreiz, die Performance des Fonds zu maximieren.

  2. Gewinnbeteiligung: Üblicherweise erhalten die Fondsmanager 20 % des Gewinns, der über eine festgelegte Hurdle Rate hinausgeht. Die Hurdle Rate ist eine Mindestverzinsung, die die Investoren erhalten müssen, bevor der Carried Interest greift.

  3. Hurdle Rate: Diese Hürde oder Barriere stellt sicher, dass die Fondsmanager nur dann vom Carried Interest profitieren, wenn die Rendite des Fonds über einem bestimmten Schwellenwert liegt, der oft zwischen 7 % und 8 % jährlich liegt.

  4. Verteilung der Gewinne: Nachdem die Hurdle Rate erreicht und die Investoren ihre anfänglichen Investitionen sowie die bevorzugte Rendite zurückerhalten haben, werden die verbleibenden Gewinne zwischen den Investoren und den Fondsmanagern gemäß der Carried-Interest-Vereinbarung aufgeteilt.

Beispiel für Carried Interest

Angenommen, ein Private-Equity-Fonds hat eine Hurdle Rate von 8 % und die Manager haben Anspruch auf 20 % Carried Interest. Der Fonds erzielt nach Abzug der Verwaltungskosten eine Rendite von 12 %.

  1. Hurdle Rate: Die ersten 8 % Rendite gehen vollständig an die Investoren.
  2. Überrendite: Die verbleibenden 4 % Rendite werden zwischen den Investoren und den Managern aufgeteilt. Von diesen 4 % erhalten die Manager 20 % (0,8 %) als Carried Interest.

Vorteile von Carried Interest

  1. Ausrichtung der Interessen: Carried Interest sorgt dafür, dass die Interessen der Fondsmanager und der Investoren aufeinander abgestimmt sind. Beide Parteien profitieren von einer guten Performance des Fonds.

  2. Anreize für hohe Performance: Durch die Möglichkeit, erheblich am Gewinn beteiligt zu werden, sind Fondsmanager motiviert, optimale Investitionsentscheidungen zu treffen und den Wert des Fonds zu maximieren.

  3. Talentgewinnung: Carried Interest ist ein attraktiver Anreiz für talentierte Manager und hilft, Top-Talente in die Private-Equity- und Risikokapitalbranche zu locken.

Nachteile und Kritik von Carried Interest

  1. Hohe Vergütung: Die hohe Vergütung, die Fondsmanager durch Carried Interest erhalten können, wird oft als übermäßig angesehen, insbesondere wenn die Manager bereits durch Managementgebühren gut entlohnt werden.

  2. Kurzfristige Anreize: In einigen Fällen kann Carried Interest Manager dazu verleiten, kurzfristige Gewinne zu maximieren, anstatt nachhaltige, langfristige Wertschöpfung zu verfolgen.

  3. Steuerliche Behandlung: In vielen Ländern wird Carried Interest als Kapitalgewinn und nicht als Einkommen besteuert, was zu einer niedrigeren Steuerbelastung führt und häufig Kritik aus steuerlicher Sicht hervorruft.

Steuerliche Behandlung von Carried Interest

Die steuerliche Behandlung von Carried Interest variiert je nach Land. In vielen Jurisdiktionen wird Carried Interest als Kapitalgewinn besteuert, was oft zu niedrigeren Steuersätzen führt als die Besteuerung von regulärem Einkommen. Diese Praxis ist umstritten und Gegenstand von Diskussionen und Reformvorschlägen in verschiedenen Ländern.

Fazit

Carried Interest ist ein bedeutendes Vergütungsinstrument in der Private-Equity- und Risikokapitalbranche, das Fondsmanagern einen Anteil am Gewinn des Fonds gewährt. Es dient dazu, die Interessen der Manager und der Investoren in Einklang zu bringen und fördert hohe Performance durch direkte Gewinnbeteiligung. Trotz der Vorteile, die Carried Interest bietet, gibt es auch Kritikpunkte, insbesondere hinsichtlich der hohen Vergütungen und der steuerlichen Behandlung. Eine sorgfältige Gestaltung und Verwaltung von Carried-Interest-Vereinbarungen ist entscheidend, um die gewünschten Anreize zu setzen und gleichzeitig faire und transparente Vergütungsstrukturen zu gewährleisten.

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