Diskontgeschäft Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Diskont Nächster Begriff: Diskontierungsfaktor

Ein über lange Zeit wesentliches Instrument der Unternehmensfinanzierung und der Geldpolitik

Das Diskontgeschäft ist eine klassische Bankdienstleistung, bei der ein Kreditinstitut Wechsel oder andere kurzlaufende Forderungen vor deren Fälligkeit ankauft. Der Käufer, meist eine Bank, zahlt dem Verkäufer nicht den vollen Nennwert der Forderung aus, sondern zieht einen Diskont (einen Zinsabschlag) für den Zeitraum bis zur Fälligkeit ab.

Das Diskontgeschäft wurde insbesondere im Zusammenhang mit dem Wechselgeschäft und der Refinanzierung von Banken bei Zentralbanken eingesetzt. Obwohl das klassische Wechsel-Diskontgeschäft heute an Bedeutung verloren hat, bleibt das Konzept des Diskonts in modernen Finanzinstrumenten wie Diskontpapieren, Treasury Bills und Nullkuponanleihen relevant.

Funktionsweise des Diskontgeschäfts

Ein Unternehmen oder eine Privatperson kann eine Forderung (z. B. einen Wechsel) vor dessen Fälligkeit bei einer Bank einlösen. Die Bank übernimmt die Forderung, zieht jedoch einen Diskontbetrag als Zinsvergütung ab. Der Wechselnehmer erhält also weniger als den eigentlichen Nennwert der Forderung.

Berechnung des Diskontbetrags

Die Berechnung des Diskontbetrags erfolgt nach folgender Formel:

Diskont=Wechselbetrag×Diskontsatz×Restlaufzeit in Tagen360 \text{Diskont} = \text{Wechselbetrag} \times \frac{\text{Diskontsatz} \times \text{Restlaufzeit in Tagen}}{360}

  • Wechselbetrag: Der Nennwert der Forderung.
  • Diskontsatz: Der Zinssatz, den die Bank für das Diskontgeschäft anwendet.
  • Restlaufzeit: Die verbleibende Zeit bis zur Fälligkeit der Forderung (meist in Tagen berechnet, mit einer 360-Tage-Basis).

Beispielrechnung

Ein Unternehmen hat einen Wechsel mit einem Nennwert von 10.000 €, der in 90 Tagen fällig ist. Eine Bank kauft diesen Wechsel an und wendet einen Diskontsatz von 5 % p.a. an.

Diskont=10.000×5%×90360=10.000×0,0125=125 \text{Diskont} = 10.000 \times \frac{5 \% \times 90}{360} = 10.000 \times 0,0125 = 125 €

Die Bank zahlt dem Unternehmen also 9.875 € aus und behält 125 € als Diskontzins.

Arten des Diskontgeschäfts

  1. Wechsel-Diskontgeschäft

    • Klassische Form des Diskontgeschäfts, bei der Banken Wechsel ankaufen und den Wechselbetrag abzüglich des Diskonts auszahlen.
    • In der Vergangenheit war dies eine zentrale Finanzierungsform für Unternehmen.
  2. Rediskontierung durch Zentralbanken

    • Früher konnten Banken die angekauften Wechsel bei der Zentralbank einreichen und refinanzieren.
    • Der Diskontsatz der Zentralbank diente als geldpolitisches Steuerungsinstrument.
    • Heute wird dieses Instrument kaum noch genutzt, da Zentralbanken andere Mechanismen zur Geldmengensteuerung verwenden.
  3. Diskontpapiere (Treasury Bills, Nullkuponanleihen)

    • Moderne Anwendung des Diskontprinzips im Geld- und Kapitalmarkt.
    • Diskontpapiere werden unter Nennwert verkauft und bei Fälligkeit zum vollen Nennwert zurückgezahlt.
    • Beispiele: Schatzwechsel (Treasury Bills), Commercial Papers, Zero Bonds.

Vorteile des Diskontgeschäfts

  1. Schnelle Liquiditätsbeschaffung für Unternehmen

    • Unternehmen können Forderungen vorzeitig in Bargeld umwandeln, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken.
  2. Reduziertes Kreditrisiko für Banken

    • Da die Forderungen eine feste Fälligkeit haben und oft von solventen Schuldnern stammen, sind Diskontgeschäfte risikoärmer als reguläre Kredite.
  3. Zinsersparnis für Unternehmen

    • Im Vergleich zu regulären Krediten kann das Diskontgeschäft günstiger sein, insbesondere wenn die Diskontsätze niedrig sind.
  4. Flexibilität für Investoren

    • Anleger, die Diskontpapiere erwerben, profitieren von sicheren und planbaren Erträgen, ohne laufende Zinszahlungen zu erhalten.

Nachteile des Diskontgeschäfts

  1. Kosten durch Diskontabzug

    • Der Verkäufer erhält weniger als den Nennwert der Forderung, was zu höheren Finanzierungskosten führen kann.
  2. Kreditrisiko bei Wechsel-Diskontgeschäften

    • Falls der Schuldner des Wechsels nicht zahlen kann, haftet der ursprüngliche Verkäufer gegenüber der Bank.
  3. Abhängigkeit von Marktzinsen

    • Wenn die Zinsen steigen, erhöht sich der Diskontsatz, wodurch Unternehmen höhere Finanzierungskosten tragen müssen.

Vergleich: Diskontgeschäft vs. Kreditfinanzierung

Merkmal Diskontgeschäft Kreditfinanzierung
Liquiditätsbeschaffung Durch Verkauf von Forderungen Durch Kreditaufnahme
Kostenstruktur Einmaliger Diskontabzug Laufende Zinszahlungen
Risikoprofil Wechselinhaber trägt Kreditrisiko Kreditnehmer trägt Risiko
Flexibilität Abhängig von der Verfügbarkeit von Wechseln oder Diskontpapieren Kredit kann individuell gestaltet werden
Zinssensitivität Hoch (abhängig vom Diskontsatz) Hoch (abhängig vom Kreditzins)

Bedeutung des Diskontgeschäfts heute

Obwohl das klassische Wechsel-Diskontgeschäft heute nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, bleibt das Konzept des Diskonts ein zentrales Element im Finanzsystem. Moderne Anwendungen finden sich insbesondere in der Emission von Staatsanleihen, Geldmarktpapieren und Unternehmensanleihen mit Diskontierung.

In der geldpolitischen Steuerung hat das Diskontgeschäft an Bedeutung verloren, da moderne Zentralbanken eher über Leitzinsen und Offenmarktgeschäfte agieren. Dennoch bleibt das Prinzip der Abzinsung von zukünftigen Zahlungen in der Finanzwirtschaft relevant, insbesondere bei der Bewertung von Anleihen und Investitionen.

Fazit

Das Diskontgeschäft war lange Zeit ein wesentliches Instrument der Unternehmensfinanzierung und der Geldpolitik. Während das klassische Wechsel-Diskontgeschäft an Bedeutung verloren hat, lebt das Konzept des Diskonts in modernen Finanzinstrumenten wie Diskontpapieren und Nullkuponanleihen weiter.

Für Unternehmen bietet das Diskontgeschäft eine Möglichkeit, kurzfristig Liquidität zu beschaffen, während Investoren von klar kalkulierbaren Erträgen profitieren können. Trotz einiger Risiken bleibt das Diskontgeschäft ein wichtiger Bestandteil des Finanzsystems, insbesondere in der kurzfristigen Unternehmens- und Staatsfinanzierung.