Divergenz-Signal Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Momentum-Indikator Nächster Begriff: Stochastik-Oszillator
Eine leistungsstarke Methode, um bevorstehende Trendwechsel zu identifizieren
Ein Divergenz-Signal ist ein technisches Analysemuster, das auftritt, wenn sich der Kurs eines Finanzinstruments und ein technischer Indikator in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Divergenzen gelten als wichtige Signale für eine mögliche Trendumkehr oder eine Abschwächung der aktuellen Kursbewegung.
Divergenzen werden häufig mit Momentum-Indikatoren wie dem Relative Strength Index (RSI), Moving Average Convergence Divergence (MACD) oder dem Stochastic Oscillator verwendet. Sie signalisieren oft, dass sich die Marktstimmung verändert und eine Umkehr oder zumindest eine Abschwächung des aktuellen Trends bevorstehen könnte.
Arten von Divergenz-Signalen
1. Bullische Divergenz (Positive Divergenz)
- Definition: Eine bullische Divergenz tritt auf, wenn der Kurs eines Wertpapiers tiefere Tiefs bildet, während der Indikator höhere Tiefs bildet.
- Bedeutung: Dies deutet darauf hin, dass die Abwärtsbewegung an Momentum verliert und eine Trendumkehr nach oben bevorstehen könnte.
- Verwendung: Häufig als Kaufsignal interpretiert.
Beispiel:
- Der Kurs eines Aktienwerts fällt von 50 € auf 45 € und dann auf 40 €.
- Der RSI fällt jedoch nur leicht von 35 auf 32, anstatt neue Tiefstwerte zu erreichen.
- Dies zeigt, dass die Abwärtsbewegung an Stärke verliert, was auf einen möglichen Trendwechsel nach oben hinweisen kann.
2. Bärische Divergenz (Negative Divergenz)
- Definition: Eine bärische Divergenz tritt auf, wenn der Kurs eines Wertpapiers höhere Hochs bildet, während der Indikator tiefere Hochs bildet.
- Bedeutung: Dies zeigt, dass die Aufwärtsbewegung schwächer wird und eine mögliche Trendumkehr nach unten bevorsteht.
- Verwendung: Häufig als Verkaufssignal interpretiert.
Beispiel:
- Der Kurs einer Aktie steigt von 80 € auf 90 € und dann auf 100 €.
- Der MACD oder RSI erreicht jedoch bei 80 € noch 70 Punkte, fällt aber bei 90 € auf 65 Punkte und bei 100 € auf 60 Punkte.
- Dies signalisiert, dass das Momentum abnimmt, was auf eine mögliche Trendwende nach unten hindeutet.
Klassifikation von Divergenzen
Divergenzen lassen sich weiter in starke (reguläre) und versteckte Divergenzen unterteilen.
Art der Divergenz | Indikator verhält sich wie… | Mögliche Bedeutung |
---|---|---|
Reguläre bullische Divergenz | Höhere Tiefs | Mögliche Trendumkehr nach oben |
Reguläre bärische Divergenz | Niedrigere Hochs | Mögliche Trendumkehr nach unten |
Versteckte bullische Divergenz | Niedrigere Tiefs | Fortsetzung eines Aufwärtstrends |
Versteckte bärische Divergenz | Höhere Hochs | Fortsetzung eines Abwärtstrends |
Anwendung in der Praxis
1. Verwendung mit RSI (Relative Strength Index)
- RSI über 70 und eine bärische Divergenz → mögliches Verkaufssignal.
- RSI unter 30 und eine bullische Divergenz → mögliches Kaufsignal.
2. Kombination mit MACD (Moving Average Convergence Divergence)
- MACD zeigt eine Divergenz gegenüber dem Preis → mögliche Trendumkehr.
- Zusätzliche Bestätigung durch eine Signallinien-Kreuzung im MACD erhöht die Wahrscheinlichkeit des Signals.
3. Bestätigung durch Volumen
- Eine Divergenz, die durch fallendes Handelsvolumen begleitet wird, verstärkt die Aussagekraft des Signals.
Vorteile von Divergenz-Signalen
-
Früherkennung von Trendumkehrungen
- Divergenzen treten oft auf, bevor sich der Kurs umkehrt, und können frühzeitig auf eine Trendwende hinweisen.
-
Vermeidung von Fehlsignalen
- Im Vergleich zu reinen Trendfolgesystemen gibt eine Divergenzanalyse Hinweise darauf, ob ein bestehender Trend an Kraft verliert.
-
Flexibel einsetzbar
- Kann mit verschiedenen technischen Indikatoren kombiniert werden (z. B. RSI, MACD, Stochastik).
Nachteile und Risiken
-
Nicht jedes Divergenz-Signal führt zu einer Trendumkehr
- Divergenzen können auftreten, aber der Markt kann weiterhin in die gleiche Richtung laufen.
- Zusätzliche Bestätigung durch andere Indikatoren ist notwendig.
-
Schwäche in starken Trendphasen
- In sehr starken Bullen- oder Bärenmärkten können Divergenzen zu Fehlsignalen führen, da der Markt trotzdem weiterläuft.
-
Erfordert Erfahrung in der Chartanalyse
- Divergenzen können subtil sein und erfordern Übung, um sie korrekt zu identifizieren.
Vergleich: Divergenz-Signale vs. Trendfolgesysteme
Merkmal | Divergenz-Signale | Trendfolgesysteme (z. B. Moving Averages) |
---|---|---|
Ziel | Trendumkehrpunkte finden | Bestehende Trends bestätigen |
Verwendung | Frühes Warnsignal | Späte Trendbestätigung |
Beste Anwendung | Seitwärtsmärkte oder Trendwechsel | Starke Trendphasen |
Beispiel-Indikatoren | RSI, MACD, Stochastik | Gleitende Durchschnitte, ADX |
Fazit
Ein Divergenz-Signal ist eine leistungsstarke Methode, um bevorstehende Trendwechsel zu identifizieren. Besonders in Kombination mit Momentum-Indikatoren wie RSI, MACD oder dem Stochastik-Oszillator kann es frühzeitige Kauf- oder Verkaufssignale liefern.
Allerdings sind Divergenzen kein alleiniges Handelssignal, sondern sollten mit weiteren technischen Indikatoren oder fundamentalen Analysen kombiniert werden. Wer Divergenz-Signale richtig interpretiert, kann Marktwenden frühzeitig erkennen und profitablere Handelsentscheidungen treffen.