FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die US-Inflationsdaten könnten in dieser Woche zu einer weiteren Stabilisierung der Börsen beitragen. Die Charttechnik gibt dem DAX Potential bis 13.375 Punkte. Doch der Fed-Zinsentscheid wirft seine Schatten schon voraus.

12. September 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nach der größten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank in ihrer Geschichte rücken nun die Verbraucherpreise insbesondere in den USA wieder in den Anlegerfokus: "Schauen die Anleger wie im Vormonat vorrangig auf den Rückgang der Benzinpreise, sollte die Stabilisierung der Aktienbörsen weiter andauern", kommentiert Hans-Jörg Delp von der Commerzbank. Allerdings dürften sie sich vor der nächsten Zinsentscheidung der Fed am 21. September eher zurückhaltend positionieren.

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Am Freitag hatte der DAX die 13.000-Punkte-Marke zurückgewonnen und bei 13.088 geschlossen. Am Montag steht er bei 13.230 Punkten gut 1 Prozent im Plus. In Asien ziehen der Hang Seng und der Nikkei um 2,7 bzw. 0,5 Prozent an.

Die Lage am Aktienmarkt hat sich nach Einschätzung der Helaba verbessert. MACD und Stochastic wiesen auf weitere Kurschancen hin. "Ersterer bleibt aber ein Kaufsignal ebenso schuldig wie der DMI. Insofern kann noch kein durchgehend grünes Licht gegeben werden", kommentiert Ralf Umlauf. Kurzfristiges Potenzial würde bis in den Bereich um 13.170/200 Punkte reichen, denn dort fänden sich die 21- und die 55-Tage-Linie. Darüber entstünde Raum bis 13.375. "Die Indikationen lassen auf einen freundlichen Wochenauftakt schließen."

Inflationsdaten wichtig für Verbraucherstimmung

Das Hauptaugenmerk dürfte auf der August-Inflation in den USA liegen. Nach einer Beruhigung im Vormonat erwartet Delp einen weiteren Rückgang der Inflation in den USA für August, weil vor allem die Benzinpreise deutlich niedriger sind. Zusammen mit gesunkenen Preisen für Gebrauchtwagen dürften sie den weiterhin starken Anstieg der Nahrungsmittelpreise zumindest kompensiert haben. "Insgesamt hat sich damit aber weiterhin keine grundlegende Verbesserung eingestellt." Nach seiner Ansicht könnten etwas entspannte Inflationsdaten aber wichtig für die stark angeschlagene Verbraucherstimmung sein.

"Den Sieg über die Inflation in den USA bereits auszurufen, wäre vermessen," bewertet Umlauf. Der Arbeitsmarkt in den USA sei jedoch nach wie vor in einer robusten Verfassung. Seine Kollegin Claudia Windt kommentiert ebenfalls, dass sich erste Anzeichen eines nachlassenden Preisdrucks zeigten und schlussfolgert: "Sollte sich dieser in den Daten für August bestätigen, könnten Aktien von einem Soft-landing-Szenario der US-Wirtschaft profitieren." Und die Fed bald einen Gang zurückschalten.

Ölpreise auf Jahrestief leisten Stabilisierungsbeitrag

Niedrigere Ölpreise, obwohl die OPEC+ mit einer Produktionskürzung dagegen gehalten hatte, halfen in der vergangenen Woche ebenfalls bei der Stabilisierung der Aktienmärkte, ergänzt Windt. Jedoch hält sie die Performance an den Börsen für überzogen.

Am Dienstag sollten denn auch die ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland einen weiteren Rückgang verzeichnen. Im Euroraum wird für Mittwoch eine deutlich schwächere Industrieproduktion prognostiziert und für Freitag unverändert hohe Verbraucherpreise (9,1 Prozent). In Europa dürften vor allem ausbleibende Gaslieferungen aus Russland Treiber der Inflation bleiben, seit die Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 in der Vorwoche gestoppt worden waren. Am Freitag geben Daten aus China Aufschluss darüber, inwiefern die Lockdowns die Industrie im Reich der Mitte beeinträchtigt haben.

An der deutschen Börse ist am Freitag großer Verfallstag. Dann laufen wichtige Terminkontrakte auf Aktien und Indizes aus. Es ist mit größeren Kursbewegungen zu rechnen.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Dienstag, 13. September 2022

11:05 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen, September

Nach Einschätzung der DekaBank verdichten sich die Anzeichen einer leichten wirtschaftlichen Schrumpfung im zweiten Halbjahr. "Nicht nur die hohe Inflation führt zu spürbaren Kaufkrafteinbußen bei den privaten Haushalten, auch die Unternehmen leiden unter den hohen Energiepreisen sowie unter Lieferengpässen und Arbeitskräftemangel." Deshalb erwartet das Makroteam der DekaBank, dass die ZEW-Konjunkturerwartungen abermals nachgeben.

14:30 Uhr. USA: Verbraucherpreise August

Die Verbraucherpreise in den USA dürften im August leicht gesunken sein, erwartet die DekaBank, vor allem auf Grund gesunkener Energiepreise. Die Inflationsspitze dürfte überschritten worden sein.

Donnerstag, 15. September 2022

Die Bank of England verschiebt ihre geplante Zinsentscheidung auf Grund der Trauer um das Ableben von Königin Elisabeth II. um eine Woche auf den 22. September. Dann wird mit einer weiteren Zinserhöhung um 50 Basispunkte gerechnet.

von: Antje Erhard, 12. September 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Quelle: dpa-AFX