FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Im weiter sehr volatilen Coin-Markt dominiert die Regelierung Stimmung und Preise. Davon relativ unbeschadet ist der Handel mit Bitcoin und Ethereum. Ein Lagebericht.

16. Mai 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Markt für Krypto-Assets litt in den vergangenen Wochen unter heftigen Turbulenzen. Ausgelöst wurden diese von der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC. Die beiden großen Kryptowährungen konnten sich in diesem schwierigen Umfeld aber noch vergleichsweise gut behaupten.

Von ihrem Mitte April erreichten Jahreshoch haben Bitcoin und Ether mittlerweile zwar auch schon wieder 20 Prozent eingebüßt. Andere Coins wie Cardano oder Solana verloren in diesen zwei Monaten allerdings die Hälfte ihres Wertes. Beide Kryptowährungen wurden von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC Anfang Juni offiziell als Wertpapiere eingestuft. Die Krypto-Spezialisten von 21Shares gehen davon aus, dass solche Vermögenswerte künftig wahrscheinlich strengeren Marktbedingungen ausgesetzt sein dürften. Zum Teil wurden diese Kryptowährungen von Brokern auch bereits aus der Angebotspalette gestrichen.

Binance und Coinbase werden verklagt

Die entsprechende Liste, die noch weitere Kryptos beinhaltet, war Bestandteil einer Klage der SEC gegen die Kryptobörsen Binance und Coinbase. Die darin enthaltenen Vorwürfe sind zum Teil sehr heftig und zeigen, wie ernst es die Behörde mit der Durchsetzung einer strengen Regulierung der noch recht jungen Assetklasse meint. Eliézer Ndings, Head of Research bei 21Shares, betont allerdings, dass die beiden Fälle sehr unterschiedlich sind: "Während Coinbase beschuldigt wurde, nicht registrierte Wertpapiere angeboten und verkauft zu haben, gab es bei Binance härtere Anschuldigungen, darunter Betrug und Vermischung von Geldern."

Eine mögliche Folge dieser Ereignisse könnte sein, dass Kryptoanhänger ihre Handelsaktivitäten zunehmend in andere Länder verlagern. Ein Trend, der sich schon seit Monaten andeutet. Seit Jahresbeginn ist der Marktanteil des Bitcoin- und Ethereum-Volumens in den USA von 85 Prozent auf ca. 70 Prozent gefallen. In Europa soll 2024/25 die so genannte Mica-Verordnung (Markets in Crypto-Assets) in Kraft treten. Im Mai hatten sich die Verantwortlichen auf einen diesen EU-Regulierungsrahmen für Kryptowerte geeinigt.

Bitcoin und Ether stehen nicht auf der SEC-Liste

Überraschen mag bei dieser Nachrichtenlage, dass die 180-Tage-Volatilität des Bitcoins Anfang Juni auf den niedrigsten Stand seit mindestens zwei Jahren gefallen ist. Benjamin Dean von WisdomTree erklärt sich das wie folgt: "Es ist wichtig anzumerken, dass keine der beiden SEC-Klagen den Bitcoin als potenzielles ‚Krypto-Wertpapier‘ bezeichnet, was die seit langem vertretene Auffassung widerspiegelt, dass Bitcoin eine Ware und kein Wertpapier ist." Trotzdem verzeichneten die börsengehandelten Bitcoin-Produkte in Europa im Mai nach seinen Berechnungen zum ersten Mal in diesem Jahr Nettoabflüsse.

Jan Duisberg, der für die ICF Bank unter anderem auch Krypto-ETPs handelt, verweist ebenfalls auf die deutlich zurückgegangenen Kursschwankungen. Zudem trennt sich seinen Beobachtungen zufolge bei den Kryptowährungen langsam aber sicher die Spreu vom Weizen. "Der Markt befindet sich nach der längeren Durststrecke in einer Neufindungsphase", erklärt der Händler. Demnach ist das Interesse der Investoren im Vergleich zu dem Hype vor wenigen Jahren deutlich zurückgegangen.

Die von 21Shares beobachtete Bewegung hin zu "hochwertigen Vermögenswerten" sieht bei allerdings überschaubaren Umsätzen auch Duisberg: "Bitcoin und Ether geben den Takt vor". Als Dauerbrenner erweist sich dabei der 21Shares Ethereum Staking ETP (CH0454664027). "Der ETP ist dank enger Spreads wirklich gut handelbar, auf Wunsch auch für größere Beträge", weiß der ICF-Händler. Vergleichsweise regelmäßige Umsätze beobachtet er zudem bei den von VanEck emittierten ETPs auf Ether (DE000A3GPSP7) und den Bitcoin (DE000A28M8D0).

Jan Duisberg

Duisberg

Bitcoin-ETNs: Lieber mit Besicherung

Im Segment der strukturierten Produkte war der Handel mit Krypto-Zertifikaten bei dem hier sehr aktiven Bankhaus Vontobel in den vergangenen vier Wochen leicht rückläufig. Demnach ist die Anzahl der der ausgeführten Orders um gut 14 Prozent gefallen. Betroffen war davon bei den beiden großen Kryptowährungen vor allem Ether. Beim Bitcoin betrug der Rückgang nur knapp 5 Prozent. Bei den ausgeführten Orders überwogen hier zudem die Käufe. "Während in der Vorperiode das Verhältnis zwischen Kauf- und Verkaufsgeschäften nahezu ausgeglichen war, überwogen in der aktuellen Beobachtungsperiode die Kaufgeschäfte mit einem Anteil von 70 Prozent", berichtet David Hartmann von Vontobel. Die beliebteste Struktur stellte hier das Open End Partizipationszertifikat auf Bitcoin (DE000VQ63TC1) dar. Relativ stark nachgefragt wurde zudem das Open End Partizipationszertifikat auf Ether (DE000VQ552V2).

Von Thomas Koch, 16. Juni 2023 © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Quelle: dpa-AFX