FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Pessimismus der vergangenen Woche scheint fast verflogen, nicht zuletzt, weil es vor allem bei den institutionellen Investoren viel Bewegung gegeben hat.

7. Juni 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit unserer vergangenen Stimmungserhebung war wohl die Einigung im US-Schuldenstreit zwischen Regierung und den oppositionellen Republikanern zunächst das beherrschende Thema. Auch wenn eine große Mehrheit von Marktteilnehmern nicht ernsthaft davon ausgegangen sein dürfte, dass das Drama um den Schuldendeckel ein böses Ende nehmen würde, gab es jedoch genügend Skeptiker, die selbst dem erreichten Kompromiss nicht viel Positives abgewinnen wollten.

Alles Negative (und der anfängliche DAX-Rücksetzer in Richtung 15.630 Zähler) schien jedoch spätestens mit der kleinen Rallye am Aktienmarkt zum Wochenende wie weggeblasen, und wer einen guten Grund suchte, bullish zu sein, fand diesen nicht zwingend in ökonomischen Fundamentaldaten, sondern musste eigentlich nur die Essenz aus vielen Marktkommentaren ziehen: Künstliche Intelligenz. Quasi ein Zauberwort, mit dem sich zurzeit für manch einen viel Unerklärliches im Nachgang doch noch erklären lässt. Indes: Der DAX konnte sich auch nicht lange oberhalb der 16.000er Marke halten, geschweige denn ein neues Allzeithoch markieren. Immerhin bleibt im Wochenvergleich ein Plus von 0,8 Prozent übrig.

Bullen zurück an Bord

Nun ist nicht gesichert, ob der mit der heutigen Befragung erkennbare deutliche Stimmungsumschwung tatsächlich im Zuge vorgenannten Rücksetzers - gegenüber vergangenen Mittwoch zeitweise um knapp 1,3 Prozent - oder unter ungünstigeren Bedingungen entstanden ist. Auf jeden Fall ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index im Vergleich zur Vorwoche um satte 29 Punkte angestiegen und liegt nun auf einem Stand von -7. Im gleichen Zuge hat sich das zuletzt historisch niedrige Bullenlager um 20 Prozentpunkte erhöht, wobei dieser hohe Zuwachs fast zu gleichen Teilen von vormals pessimistischen und neutral eingestellten Akteuren getragen wurde. Kurzum, viele Akteure haben die Gunst der Stunde genutzt, um ihre Positionen neu zu ordnen.

Auch bei den Privatanlegern gab es etwas Bewegung. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index stieg in diesem Panel um 8 Punkte auf einen neuen Stand von -10. Vormals pessimistisch eingestellte Investoren haben offensichtlich die Segel gestrichen, wobei der Rückgang von 5 Prozentpunkten bei den Bären etwa zu gleichen Teilen zugunsten der anderen beiden Gruppierungen geht. Diese Entwicklung ist insofern bemerkenswert, als der Börse Frankfurt Sentiment-Index während der vergangenen fünf Wochen wenig bewegt um einen Wert von rund -20 oszillierte.

In der Seitwärtsbewegung gefangen

Mit der heutigen Befragung hat sich die zuletzt deutliche Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren erheblich verringert und ist praktisch kaum noch vorhanden. Nicht zuletzt, weil sich in erster Linie bei den institutionellen Investoren ein deutlicher Stimmungswechsel eingestellt hat. So gesehen ist die Handelsbandbreite des DAX von rund 3 Prozent im Wochenvergleich eigentlich recht bescheiden ausgefallen. Gut möglich, dass die jüngsten Wanderungen in Richtung Bullenlager nicht von großen Engagements begleitet wurden.

Übrig geblieben ist jedenfalls nur noch ein leichter Pessimismus, der in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten komplett verschwindet, so dass die Marktstimmung eigentlich als neutral einzustufen ist. Mit anderen Worten: Für große Kursimpulse fehlen derzeit entsprechende Positionen, sprich: Schieflagen, die im Zweifel glattgestellt werden müssten. Gleichzeitig ergibt sich ein relativ stabiles Bild für den DAX, dessen Obergrenze allerdings zurzeit in der Nähe des bisherigen Allzeithochs (16.331) wahrscheinlich nicht mit heimischer Nachfrage allein geknackt werden dürfte. Genauso wie dort bedarf es auch an der Unterseite (15.550/15.600 Zähler) langfristiger Kapitalzu- bzw. abflüsse, um den DAX aus dem Gleichgewicht zu bringen.

7. Juni 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Quelle: dpa-AFX