BERLIN (dpa-AFX) - Bei der Umrüstung des Fuhrparks auf emissionsärmere Antriebe kommt die Paketbranche vor allem auf längeren Transportwegen nur langsam voran. Neuesten Erhebungen zufolge lag der Anteil alternativer Antriebe an allen eingesetzten Fahrzeugen in der Kurier-Express-Paket-Branche (KEP) im vergangenen Jahr bei rund 16 Prozent, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (Biek) auf Anfrage mitteilte. "Der Anteil wird in Zukunft weiter steigen, besonders, wenn die Hersteller die Fahrzeuge zu niedrigeren Preisen anbieten können", hieß es.

Die Hindernisse sind aus Sicht der Branche vielfältig. Zum einen sind die Anschaffungskosten für nachhaltigere Alternativen im Vergleich zu gängigen Diesel-Transportern nach wie vor "um ein Vielfaches höher", wie der Biek weiter mitteilte. Außerdem fehlt es insbesondere auf der Langstrecke - also bei Pakettransporten abseits des Zustellverkehrs in den Innenstädten - an der notwendigen Infrastruktur.

Lediglich bei Biokraftstoffen, mit denen Bestandsfahrzeuge anstelle von Diesel betankt werden können, sei die Tankinfrastruktur bereits vorhanden, betonte der Branchenverband. Allerdings liege der Preis für flüssige Biokraftstoffe "zwischen 15 Cent und 40 Cent über dem Abgabepreis für Diesel. Dies erschwert den Unternehmen noch den Umstieg".

Aus Sicht des Paketlieferdiensts DPD können Biokraftstoffe ohnehin nur eine Übergangslösung sein. "Mit Blick auf Treibhausgasemissionen sind sie kein Fortschritt", sagte etwa Gerd Seber, bei DPD verantwortlich für die Nachhaltigkeitsstrategie, der dpa. Die Hersteller setzten deshalb bei langen Distanzen und schweren Lastwagen auf Wasserstoff. Doch sowohl die Verfügbarkeit der Fahrzeuge als auch der Ausbau einer Wasserstoff-Tank-Infrastruktur sei nach wie vor mangelhaft, betonte Seber.

Gleichwohl sei die gesamte Branche offen für die "Erprobung und den Einsatz von innovativen Konzepten, die eine klimafreundliche und effiziente Paketlogistik fördern", teilte der Branchenverband mit.

Das bestätigt auch Stadtlogistik-Experte Kai-Oliver Schocke. "Alle Zusteller sind auf der letzten Meile bereits elektrisch unterwegs - in manchen Städten sogar zu 100 Prozent", sagte der Präsident der Frankfurter Universität für angewandte Wissenschaften (Frankfurt University of Applied Sciences) der Deutschen Presse-Agentur. "Das Problem der Umstellung auf ressourcenschonende Fahrzeuge lag weniger am Willen der Unternehmen als daran, dass rein technisch lange Zeit gar keine Fahrzeuge zur Verfügung standen."

Dieser Umstand ändere sich allmählich. An diesem Donnerstag will etwa Marktführer DHL neue Elektro-Lastwagen für den Logistikverkehr zwischen den eigenen Depots im Berliner Umland präsentieren. Auch Wettbewerber Hermes weist auf solche Versuche hin. "Aktuell hat Hermes Germany zwei E-Lkws im täglichen Linienverkehr im Einsatz - einen im Raum Hamburg, einen im Raum Berlin", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Die Elektrofahrzeuge mit einigen Hundert Kilometern Reichweite seien für diese kürzeren Strecken abseits des Zustellverkehrs gut geeignet, betonte Schocke. In einigen Regionen seien zudem im Rahmen von Pilotprojekten Oberleitungen über den Autobahnen installiert worden, mit denen Lastwagen vollelektrisch unterwegs sein können. Solche Versuche gibt es etwa in Hessen, wissenschaftlich betreut von der Technischen Universität Darmstadt. "Allerdings wird mittelfristig nicht das gesamte deutsche Straßennetz mit Oberleitungen für Lastwagen ausgestattet werden", sagte Schocke./maa/DP/stk