ZÜRICH/WASHINGTON (dpa-AFX) - Das US-Justizministerium (DoJ) weitet laut Kreisen seine Untersuchungen gegen die UBS und ihre Tochter Credit Suisse wegen des Vorwurfes der Umgehung von Russland-Sanktionen aus. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. An der Aktienbörse ist die Nachricht schlecht angekommen: Die UBS-Titel haben am Mittwochmittag deutlich nachgegeben.

Was im Frühling dieses Jahres mit einer Reihe von Vorladungen des DoJ an die Banken begann, habe sich nun zu einer umfassenden Untersuchung ausgeweitet, schrieb Bloomberg. Inzwischen habe das DoJ auch US-Anwälte der UBS über die angeblichen Verfehlungen der von der UBS übernommenen Credit Suisse (CS) gegen die Sanktionsbestimmungen informiert. Das Justizministerium untersuche aber auch mögliche Verfehlungen der UBS gegen die Bestimmungen.

Das DoJ sei insbesondere an Informationen darüber interessiert, wie die Banken in den vergangenen Jahren mit den Konten von sanktionierten Kunden umgegangen seien. Befragungen von Managern oder Mitarbeitenden hätten allerdings noch nicht stattgefunden. Es gehe sowohl um Sanktionen seit der russischen Invasion in die Ukraine im Jahr 2022 als auch um bereits vorher verhängte Restriktionen in der Folge der Besetzung der Krim im Jahr 2014.

Die Untersuchung sei zudem weiterhin in einer frühen Phase und es sei keineswegs sicher, dass es zu einer Anklage komme, hieß es weiter. Das US-Justizministerium wollte gegenüber Bloomberg keinen Kommentar abgeben. Eine UBS-Sprecherin wollte am Mittwoch den Bericht auf Anfrage der Schweizer Finanz-Nachrichtenagentur AWP ebenfalls nicht kommentieren.

Offensichtlich seien die Anfragen an die UBS direkt gestellt worden, statt dass die offizielle Amtshilfe beansprucht worden sei. Normalerweise müssen ausländische Anklagebehörden eine Anfrage an die Schweizer Behörden stellen. Das Bundesamt für Justiz erklärte gegenüber Bloomberg, bisher keine diesbezügliche Anfrage aus den USA erhalten zu haben.

Vor allem die Credit Suisse hatte vor dem Ukraine-Krieg ein bedeutendes Geschäft mit der Verwaltung der Vermögen reicher Russen: Die damalige zweitgrößte Schweizer Großbank verwaltete laut Bloomberg-Zahlen in der Spitze russische Vermögen in Höhe von mehr als 60 Milliarden US-Dollar. Allerdings habe sich diese Zahl bereits zum Zeitpunkt der Ukraine-Invasion im Februar 2022 fast halbiert.

Die neuen Untersuchungen der US-Justiz dürften die Befürchtungen der UBS-Investoren bezüglich der rechtlichen und finanziellen Risiken der CS-Übernahme noch vergrößern. So hatten die US-Behörden in der Vergangenheit Sanktionsverstöße teilweise mit hohen Strafzahlungen geahndet. Am Mittag stürzte die UBS-Aktie zeitweise um fast 8 Prozent ab und notierte am Nachmittag noch rund 3,4 Prozent im Minus auf 22,22 Franken./tp/cg/AWP/men