Politische Instabilität und Gewalt überschatten Neuanfang /
Vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Ecuador
Berlin, Bogotá (ots) - Am kommenden Sonntag, den 20. August 2023 finden in
Ecuador vorgezogenen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Letzten
Umfragen zufolge dürften Parteien aus dem linken Spektrum eine neue Regierung
bilden. Das südamerikanische Land durchlebt derzeit eine politische Phase der
Instabilität, die zusätzlich durch Gewaltdelikte, den Einfluss von
Drogenkartellen und jüngst durch die Ermordung eines Präsidentschaftskandidaten
überschattet wird.
Wirtschaftlich steht Ecuador vor einigen Herausforderungen. Laut dem britischen
Informationsdienstleister EIU dürfte sich das Wirtschaftswachstum von 2,9
Prozent in 2022 auf 1,6 Prozent in diesem Jahr verlangsamen. "Die Haushaltslage
ist insgesamt angespannt, Finanzierungsmöglichkeiten durch den Staat halten sich
in Grenzen. Steigende Zinssätze und die schlechte Sicherheitslage im Land
könnten wiederum dazu führen, dass sich viele Unternehmen bei Investitionen
zurückhalten", sagt Janosch Siepen von Germany Trade & Invest (GTAI) in Bogotá.
"Der potenzielle Linksruck dürfte zu höheren Sozialausgaben und einem noch
größeren Haushaltsdefizit führen. Dies wäre damit eine teilweise Umkehr der
bisherigen Politik des bisherigen Präsidenten Guillermo Lasso."
Unter Lasso wurde die Haushaltskonsolidierung vorangetrieben, das Defizit des
nichtfinanziellen öffentlichen Sektors verringerte sich deutlich. Zudem hatten
sich große Pläne im Bergbau abgezeichnet, der in der Region als besonders
vielversprechend gilt. "Ecuador hat sich zu einem der vielversprechendsten
Bergbaustandorte in Lateinamerika entwickelt. Der Andenstaat zählt zu den am
wenigsten erforschten Ländern in der Region. Rückenwind für den Bergbau kommt in
den nächsten Jahrzehnten von der Energiewende und der stark ansteigenden
Nachfrage nach Kupfer", so Siepen. Im Juli stellte das ecuadorianische Energie-
und Bergbauministerium zudem eine Roadmap für grünen Wasserstoff vor.
Dennoch haben die zum Teil dramatische Sicherheitslage im Land, innenpolitische
Turbulenzen und soziale Unruhen das Bild von Lassos Regierung zuletzt getrübt.
Auch der Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen dürfte schwach bleiben und
sich weiterhin auf den Rohstoffsektor konzentrieren. Siepen sieht Ecuadors
wirtschaftliche Zukunft vor einem Scheideweg: "Das Land verfügt über große
wirtschaftliche Potenziale, doch es gilt abzuwarten, ob es der neuen Regierung
gelingen kann, die vielen Herausforderungen in den Griff zu bekommen."
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