FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt hat sich nach dem Erholungsversuch zum Wochenstart am Dienstag wieder eingetrübt. Weiterhin dominieren die Sorgen um Weltwirtschaft und vor allem um die chinesische Konjunktur das Geschehen. Als Belastung hinzukommen die weiter steigenden Kapitalmarktzinsen.

Der Dax fiel im frühen Handel um 0,64 Prozent auf 15 803,25 Punkte, nachdem er zu Wochenbeginn noch ein Plus von rund einem halben Prozent geschafft hatte. Damit bleibt der Leitindex weiter in der Spanne der vergangenen Börsentage zwischen etwa 15 700 und gut 16 000 Zählern stecken.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab um 0,36 Prozent auf 27 917,68 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,74 Prozent.

Aus China gab es am Morgen erneut schlechte Nachrichten: Sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch die Industrieproduktion waren im Juli hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen, dreht die chinesische Zentralbank nun erneut an der Zinsschraube. Der Zinssatz für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit wurde gesenkt.

Die enttäuschenden Konjunkturdaten im Juli, die unter null liegende Inflation und die erneute Besorgnis über die Immobilienbranche und den Schattenbankensektor erhöhen derzeit den Druck auf die politischen Entscheidungsträger, schrieb Analyst Tommy Wu von der Commerzbank. In den Wochen vor und nach der Sitzung des Politbüros Ende Juli sei indes bereits eine Reihe von politischen Plänen und Maßnahmen vorgestellt worden.

Aus Branchensicht mussten europaweit und auch hierzulande vor allem Immobilienwerte Einbußen hinnehmen. Immobilienfirmen ächzen aktuell vor allem unter den weiter steigenden Zinsen angesichts des Kampfes der Notenbanken gegen die hohe Inflation. Dadurch aber wird die Finanzierung über Fremdkapital deutlich teurer.

Zudem werden durch den Zinsanstieg Verkäufe aus den Portfolios von Immobilienunternehmen erschwert, weil sich die Kosten für potenzielle Erwerber erhöhen. Hinzu kommt, dass Zinsprodukte aus Sicht von Investoren an Attraktivität gewinnen in Relation zu Aktien. So fielen am Dax-Ende die Papiere von Vonovia um mehr als zwei Prozent.

Unter den wenigen Gewinnern im Dax stiegen die Aktien von Adidas um ein Prozent und profitierten damit von einem positiven Analystenkommentar der US-Investmentbank Bank of America. Dass der Sportartikelhersteller mit seiner Bruttomarge im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen habe, sei das "klarste Zeichen" einer Wende für die Marke gewesen, schrieb der Experte David Roux. Der Fachmann sieht Relaunches als bedeutenden Schritt zur Wiederherstellung des Markennamens und zur Rückgewinnung von Marktanteilen an.

Die Papiere von Encavis zählten mit einem Minus von 1,6 Prozent zu den größten Verlierern im MDax. Zuvor hatte der Betreiber von Solarparks und Onshore-Windkraftanlagen Geschäftszahlen präsentiert und die Jahresziele bestätigt. Alles in allem sei das zweite Quartal des Unternehmens wie erwartet schwach ausgefallen, schrieb Analyst Martin Comtesse vom Investmenthaus Jefferies. Sinkende Energiepreise und ungünstige Wetterbedingungen in Kernmärkten hätten belastet. Besonders schwach sei die Entwicklung der Barmittel gewesen. Das Unternehmen sprach am Dienstag zudem von höheren Zinsen für neue Projekte./la/mis