So tickt Chinas Automarkt 21.04.2025, 05:01 Uhr von dpa Jetzt kommentieren: 0

Wer erfolgreich Autos bauen will, muss in China bestehen können. Deutsche Autobauer hatten in der Volksrepublik lange hervorragende Geschäfte gemacht - bis die Chinesen aufholten und in einigen Bereichen überholten. Bei der kommenden Autoshow in Shanghai wird sich zeigen, wer im Kräftemessen vorn liegt. 

Denn Bekanntheit und guter Ruf allein reichen nicht als Erfolgsgaranten. Den Markt und seine Käufer zu verstehen, ist der neue Gradmesser. Diese Fragen und Antworten erklären, wie Chinas Automarkt tickt und warum es auch in Deutschland lohnt, einen Blick auf die Messe in Fernost zu werfen. 

Wie ist die Lage auf dem chinesischen Automarkt?

China bleibt der größte Automarkt der Welt: Rund 31 Millionen Autos wurden dort im vergangenen Jahr verkauft. Doch der Wettbewerb ist härter denn je. Heimische Hersteller haben ihren Vorsprung bei Elektroautos weiter ausgebaut, die in China besonders gefragt sind. Branchenführer BYD dominiert das Segment. Neue Modelle kommen mit Hightech-Features und Assistenzsystemen auf den Markt, oft ohne Aufpreis. 

Zugleich drängen Technologieunternehmen wie Xiaomi und Huawei in den Markt. Sie bringen ihre Expertise bei Software, Sensorik und Nutzererlebnis ein und machen vernetzte Fahrzeuge zu «Smartphones auf Räder». Die Folgen: ein immer rasanterer Innovationszyklus, sinkende Preise, massive Überkapazitäten.

«Durch die Überkapazitäten auf dem chinesischen Markt besteht ein großer Druck auf Herstellern und Zulieferern, global zu expandieren und zu exportieren», sagt Autoexperte Philipp Seidel von der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Dieser Expansionsdruck werde in den kommenden Jahren noch stärker in Europa zu spüren sein - vor allem, wenn die USA sich als Zielmarkt weiter abschotteten, erklärte er. 

Wie geht es deutschen Autoherstellern aktuell in China?

Die deutschen Hersteller verlieren seit Jahren an Boden: Volkswagen, aber auch deutsche Premiummarken wie Mercedes, BMW und Porsche kämpfen mit Problemen, da einheimische Elektro-Newcomer aggressiv Marktanteile gewinnen. Die deutschen Marken versuchen, sich mit Anpassungen dagegenzustemmen: Sie investieren verstärkt vor Ort und bringen Modelle heraus, die speziell auf chinesische Kunden zugeschnitten sind. Die VW-Tochter Audi geht dabei so weit, eine eigene neue Marke einzuführen mit dem Namen in Großbuchstaben und ohne die vier Ringe. 

Dennoch ging der Abwärtstrend im ersten Quartal weiter: Die BMW Group verlor in China gut 17 Prozent Absatz, die Pkw-Sparte von Mercedes-Benz rund 10 Prozent und Volkswagen auf Konzernebene gut 7 Prozent. Dabei hängen alle drei deutlich von China ab. Bei Volkswagen machte der Markt auf Konzernebene mit 644.000 Autos rund 30 Prozent der Auslieferungen aus, bei Mercedes waren es im Pkw-Bereich 34 Prozent und bei BMW auf Konzernebene mit 155.000 trotz des starken Rückgangs immer noch gut 26 Prozent. 

Warum sind E-Autos in China so beliebt?

Elektroautos sind in China deutlich verbreiteter als in Deutschland. China fördert die Elektromobilität seit Jahren durch staatliche Subventionen, Steuererleichterungen und Vorteile bei der Zulassung, wodurch der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Neuwagenverkäufen im vergangenen Sommer erstmals über 50 Prozent stieg. Zudem bieten chinesische Hersteller eine breite Palette an günstigen Modellen an, die teilweise weniger als 10.000 Euro kosten. In Deutschland hingegen sind Elektroautos oft teurer, und der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie politische Maßnahmen verlaufen langsamer oder werden nicht durchgehalten.

Welche Rolle spielen Zölle im Handel zwischen China und Europa?

Zölle sorgen derzeit für Spannungen im Autohandel zwischen China und Europa. Die EU hat Ende 2024 wegen unterstellter chinesischer Staatshilfen hohe Strafzölle auf E-Autos aus China verhängt. Peking verurteilte das als protektionistisch und drohte mit Gegenmaßnahmen. Deutsche Hersteller und Verbände betrachten die EU-Zölle kritisch: Der deutsche VDA etwa nannte die Abgaben einen Fehler und drängt auf Verhandlungen. Es laufen Gespräche über Alternativen, etwa Mindestpreise für chinesische E-Autos.

Bislang spielen chinesische Marken auf dem deutschen Automarkt aber so gut wie keine Rolle. Nimmt man chinesische Marken im engeren Sinn und lässt die vom chinesischen Geely-Konzern übernommene schwedische Marke Volvo samt gemeinsamer Tochter Polestar sowie Smart, das Geely und Mercedes gemeinsam gehört, außen vor, kamen sie 2024 auf einen Anteil von 1,0 Prozent an den deutschen Neuzulassungen, von denen der mit Abstand größte Teil auf MG Roewe zurückgeht. Selbst Branchengrößen wie BYD kamen nur auf magere rund 2.900 Neuzulassungen beziehungsweise 0,1 Prozent Marktanteil.

Weshalb ist die Messe für deutsche Verbraucher interessant?

Die Messe Auto Shanghai 2025 ist ein Schaufenster der globalen Automobil-Zukunft - und damit auch für deutsches Publikum spannend. Über 100 neue Modelle, so berichten chinesische Staatsmedien, werden in Shanghai ihr Debüt feiern. Darunter sind auch einige Weltpremieren deutscher Marken. Experte Seidel verweist auf Volkswagens neue Produktoffensive: «Diese sind zwar zunächst für den chinesischen Markt vorgesehen, können aber auch Hinweise auf die kommende globale Produktstrategie geben – und somit auch auf Fahrzeuge und Funktionen, die wir bald auch in Europa sehen könnten», sagt er.

Auch deutsche Zulieferer wie Bosch werden ihre Neuheiten präsentieren. Besonders wichtig dürfte in diesem Jahr das Thema autonomes Fahren werden. Auch hier wollen sich die chinesischen Hersteller wie zuvor bei E-Autos an die Spitze setzen.

© dpa-infocom, dpa:250421-930-454286/1

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