BRÜSSEL (dpa-AFX) - Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) befürchtet eine Verzögerung der strengeren Vorgaben gegen Leid bei langen Tiertransporten. "Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass die Vorschläge mit Blick auf die anstehenden Europawahlen auf der Strecke bleiben könnten", sagte Özdemir am Montag in Brüssel am Rande eines Treffens der 27 Agrarministerinnen und Agrarminister der EU-Staaten. Die EU-Kommission habe angekündigt, bis Jahresende einen Vorschlag vorzulegen. Im Mai 2024 stehen bereits die nächsten EU-Wahlen an, danach könnten sich Mehrheitsverhältnisse ändern, was Verhandlungen erschweren kann.

Die Bundesrepublik habe Tiertransporte in Länder außerhalb der EU begrenzt, sagte der Bundesminister. Er verwies auf die Zurückziehung deutscher Veterinärbescheinigungen für Exporte lebender Rinder, Schafe und Ziegen etwa zur Zucht in Drittstaaten ab dem 1. Juli 2023. Es sei aber keinem Tier geholfen, wenn es in andere Mitgliedstaaten gebracht werde, um von dort aus weiter in ein Drittland transportiert zu werden. Der Tierschutzorganisation Vier Pfoten gehen die Schutzmaßnahmen nicht weit genug.

Damit nationale Beschränkungen nicht umgangen werden könnten, sei es wichtig, "dass wir dringend zu gemeinsamen Regeln in Europa kommen", sagte Özdemir. Konkret brauche es maximale Beförderungszeiten und die Beschränkungen bestimmter Transporte, etwa von Jungtieren oder in weitentfernte Drittstaaten.

Außerdem dringt Özdemir auf die Herkunftskennzeichnung von Fleisch. "Ich bedauere sehr, dass das vom letzten Jahr auf Anfang dieses Jahres verschoben wurde, aber ich will jetzt auch Druck machen, dass es jetzt endlich kommt." Das Ministerium hofft auf eine europäische Regelung und macht bereits seit längerem Druck bei dem Thema./oli/DP/ngu

Quelle: dpa-AFX