Celsius (CEL) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: CeFi-Anbieter Nächster Begriff: Celsius Network

Eines der bekanntesten CeFi-Projekte, das mit dem Versprechen auf hohe Zinsen, Benutzerfreundlichkeit und Token-basierten Belohnungen große Erfolge feierte

Celsius (CEL) war ein bedeutender Akteur im Bereich der zentralisierten Finanzdienstleistungen für Kryptowährungen (CeFi). Die gleichnamige Plattform Celsius Network bot über mehrere Jahre hinweg verzinste Krypto-Einlagen, Kreditvergaben und Token-basierte Belohnungen an. Der native Token CEL diente dabei als zentrales Element zur Incentivierung und Teilnahme an diversen Funktionen innerhalb des Ökosystems.

Nach einem rasanten Aufstieg zwischen 2018 und 2021 geriet Celsius 2022 infolge von Marktverwerfungen und mangelnder Liquidität in eine schwere Krise, die schließlich in einem spektakulären Insolvenzverfahren mündete. Damit steht Celsius heute exemplarisch für die Risiken zentralisierter Krypto-Plattformen und die Notwendigkeit regulatorischer Klarheit.

Gründung und Geschäftsmodell

Celsius Network wurde im Jahr 2017 von Alex Mashinsky, einem Unternehmer mit Erfahrung im Telekommunikationsbereich, gegründet. Das Unternehmen präsentierte sich mit dem Slogan „Unbank Yourself“ und trat an, um klassische Bankdienstleistungen durch Krypto-Infrastruktur zu ersetzen – dabei jedoch mit zentraler Verwaltung und starker Nutzerorientierung.

Das Geschäftsmodell basierte auf drei Hauptpfeilern:

  1. Zinsverdienst durch Einlagen: Nutzer konnten Kryptowährungen wie BTC, ETH, USDC, DOT oder CEL auf der Plattform hinterlegen und dafür regelmäßige Zinsen erhalten.

  2. Kryptokredite: Kunden konnten ihre Krypto-Bestände als Sicherheit (Collateral) hinterlegen und im Gegenzug Fiat- oder Stablecoin-Kredite aufnehmen.

  3. CEL-Token-Ökonomie: Wer sich mit CEL bezahlen ließ oder eine bestimmte Menge CEL hielt, erhielt höhere Zinssätze bzw. bessere Kreditbedingungen.

Die Plattform nutzte ein internes Rangsystem basierend auf dem CEL-Besitz:

Level CEL-Anteil am Portfolio Bonus auf Erträge Rabatt auf Kreditzinsen
Bronze 5–10 % Gering Gering
Silver 10–15 % Mittel Mittel
Gold 15–20 % Hoch Hoch
Platinum über 20 % Sehr hoch Sehr hoch

Diese Struktur sollte langfristige Nutzerbindung und CEL-Nachfrage fördern.

Der CEL-Token: Funktion und ökonomische Bedeutung

CEL (Celsius Token) ist ein ERC-20-Token auf der Ethereum-Blockchain. Er wurde als Utility Token konzipiert und diente innerhalb des Celsius-Ökosystems als:

  • Belohnungseinheit für Zinszahlungen,

  • Zugangsschlüssel für höhere Plattformvorteile,

  • Mittel zur Gebührensenkung bei Kreditprodukten,

  • Treueinstrument zur Segmentierung der Nutzer.

Ökonomisch betrachtete Celsius den Token als Wertträger innerhalb eines geschlossenen Systems, was Fragen der Einstufung als Wertpapier aufwarf – ein Thema, das später regulatorische Relevanz bekam.

Mathematische Betrachtung: Zinserträge und Kreditvergabe

Celsius versprach Zinsen von bis zu 10–15 % jährlich auf Stablecoin-Einlagen. Eine vereinfachte Formel zur Berechnung der Zinsen lautet:

Z=K(1+p100)nK Z = K \cdot \left(1 + \frac{p}{100}\right)^n - K

Dabei ist:

  • K K : Eingezahltes Kapital in USDC oder BTC,

  • p p : Jahreszinssatz (z. B. 10 %),

  • n n : Anzahl der Jahre.

Beispiel: Eine Einlage von 5.000 USDC bei 12 % über ein Jahr ergibt:

Z=5.000(1,12)15.000=600 USDC Z = 5.000 \cdot (1{,}12)^1 - 5.000 = 600\ \text{USDC}

Kreditnehmer mussten je nach Risikoprofil und Sicherheitenanzahlung Zinssätze von 1 % bis über 10 % zahlen. Die Plattform nutzte diese Spanne zur Marge-Erwirtschaftung.

Aufstieg und Popularität

Zwischen 2020 und 2021 erlebte Celsius ein rasantes Wachstum. Das Unternehmen gab an, zeitweise über 25 Milliarden US-Dollar an Nutzereinlagen verwaltet zu haben. Die hohe Nutzerfreundlichkeit, regelmäßigen Erträge und attraktive Konditionen machten Celsius besonders unter Einsteigern populär. Influencer und Prominente warben für die Plattform.

Der CEL-Token stieg von unter 1 US-Dollar Anfang 2020 auf über 7 US-Dollar im Juni 2021, was einer Marktkapitalisierung von mehreren Milliarden US-Dollar entsprach.

Zusammenbruch und Insolvenz

Im Zuge der Kryptomarktkorrektur 2022 wurde Celsius zunehmend mit Liquiditätsengpässen konfrontiert. Die Probleme eskalierten, als:

  • Nutzer in großem Umfang Einlagen abziehen wollten,

  • zuvor riskante Investments in DeFi-Protokollen Verluste verursachten,

  • der CEL-Kurs stark fiel, was Sicherheiten entwertete.

Am 13. Juni 2022 fror Celsius alle Auszahlungen und Transaktionen ein. Am 13. Juli 2022 stellte das Unternehmen offiziell Insolvenzantrag nach Chapter 11 in den USA. Dabei wurden Verbindlichkeiten von 5–10 Milliarden US-Dollar angegeben – mit über 1,7 Millionen betroffenen Nutzern weltweit.

Die Insolvenz warf gravierende Fragen auf:

  • Inwiefern Nutzer rechtlich Eigentümer ihrer Einlagen waren.

  • Wie die internen Investmententscheidungen getroffen wurden.

  • Ob der CEL-Token ein nicht registriertes Wertpapier darstellt.

Regulatorische und rechtliche Aufarbeitung

Nach dem Zusammenbruch leitete die US-Börsenaufsicht SEC sowie mehrere Generalstaatsanwälte Ermittlungen gegen Celsius und CEO Alex Mashinsky ein. Dem Management wurden unter anderem vorgeworfen:

  • Irreführung der Anleger über die Risikostruktur der Plattform,

  • Verwendung von Kundengeldern für eigene Zwecke,

  • Marktmanipulation beim CEL-Token.

Im Jahr 2023 kam es zur Anklage Mashinskys. Die Verfahren dauern zum Teil noch an. Die Insolvenzverwalter versuchen parallel, verbliebene Vermögenswerte zu liquidieren und eine Teilrückzahlung an Kunden zu organisieren.

Vergleich mit anderen CeFi-Kollapsen

Celsius ist nicht das einzige prominente Beispiel eines gescheiterten CeFi-Anbieters. Ähnliche Fälle:

Plattform Geschäftsmodell Zusammenbruch Hauptgrund
FTX Krypto-Börse, Trading November 2022 Veruntreuung von Kundengeldern
Voyager Lending-Plattform Juli 2022 Exposure zu Three Arrows Capital
BlockFi Lending, Zinsen November 2022 FTX-Exposure und Liquiditätsmangel

Diese Ereignisse führten zu einem massiven Vertrauensverlust in CeFi-Plattformen und stärkten die Nachfrage nach DeFi-Alternativen mit Selbstverwahrung.

Fazit

Celsius (CEL) war eines der bekanntesten CeFi-Projekte, das mit dem Versprechen auf hohe Zinsen, Benutzerfreundlichkeit und Token-basierten Belohnungen große Erfolge feierte. Gleichzeitig offenbarte der Zusammenbruch im Jahr 2022 die strukturellen Schwächen zentralisierter Kryptoanbieter, insbesondere im Bereich Risikomanagement, Transparenz und Regulierung. Der Fall Celsius gilt heute als Lehrbeispiel dafür, dass selbst im innovativen Kryptosektor grundlegende Prinzipien wie treuhänderische Verantwortung, Liquiditätsreserven und Compliance unverzichtbar sind. Der CEL-Token selbst hat seitdem seine Funktion weitgehend verloren und dient heute eher als Mahnmal denn als funktionales Finanzinstrument.