Depository Institutions Deregulation and Monetary Control Act Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Community Development Block Grants (CDBG) Nächster Begriff: Financial Institutions Reform, Recovery, and Enforcement Act
Ein wegweisendes Gesetz, das das US-Bankensystem grundlegend reformierte
Der Depository Institutions Deregulation and Monetary Control Act (DIDMCA) von 1980 war ein bedeutendes US-amerikanisches Bundesgesetz, das die Regulierung des Bankensektors reformierte und die Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) stärkte. Es hatte zwei Hauptziele:
- Deregulierung von Einlagenzinsen und Wettbewerbsförderung im Bankensektor
- Erweiterung der geldpolitischen Kontrolle der Federal Reserve über alle Einlageninstitute
Dieses Gesetz veränderte die Struktur des Finanzsystems erheblich, indem es Beschränkungen für Banken aufhob und gleichzeitig die Effizienz der Geldpolitik verbesserte. Es war eine direkte Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der 1970er Jahre, insbesondere die hohe Inflation und Zinsregulierungen, die viele Banken in Schwierigkeiten brachten.
Hintergrund und Notwendigkeit des DIDMCA
In den 1970er Jahren hatte das US-Finanzsystem mit mehreren Problemen zu kämpfen:
- Hohe Inflation: Die Inflation lag in den späten 1970er Jahren oft über 10 %, was zu steigenden Marktzinsen führte.
- Zinsregulierungen und Wettbewerbsprobleme: Banken und Sparkassen unterlagen gesetzlichen Obergrenzen für Einlagenzinsen (Regulation Q), was sie im Wettbewerb mit nicht regulierten Finanzinstituten benachteiligte.
- Erosion der traditionellen Bankeneinlagen: Kunden zogen ihr Geld aus regulierten Banken ab und investierten es in höher verzinste Geldmarktfonds, was Banken und Sparkassen Liquidität entzog.
- Uneinheitliche Kontrolle durch die Federal Reserve: Die Geldpolitik wurde durch das Nebeneinander verschiedener Bankenregulierungen und -systeme erschwert.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, verabschiedete der US-Kongress den Depository Institutions Deregulation and Monetary Control Act (DIDMCA), der von Präsident Jimmy Carter am 31. März 1980 unterzeichnet wurde.
Hauptinhalte des DIDMCA
Das Gesetz bestand aus mehreren Schlüsselreformen, die die Funktionsweise des US-Finanzsystems veränderten:
1. Abschaffung der Zinsobergrenzen (Deregulierung von Regulation Q)
- Vor dem DIDMCA durften Banken auf Spar- und Girokonten nur begrenzte Zinsen zahlen, um einen Wettbewerb mit Sparkassen zu vermeiden.
- Das Gesetz hob diese Zinsobergrenzen schrittweise bis 1986 auf.
- Dies ermöglichte Banken, höhere Zinsen anzubieten und besser mit Geldmarktfonds zu konkurrieren.
2. Erweiterung der geldpolitischen Kontrolle der Federal Reserve
- Alle Banken – auch solche, die nicht Mitglied der Federal Reserve waren – mussten nun Mindestreserveanforderungen erfüllen.
- Dies stärkte die Fähigkeit der Fed, die Geldmenge und Inflation zu steuern.
3. Erweiterung des Einlagenschutzes durch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC)
- Die Einlagensicherung wurde von 40.000 USD auf 100.000 USD pro Konto erhöht, um das Vertrauen in das Bankensystem zu stärken.
- Dies förderte die Sicherheit von Bankeinlagen und verhinderte Bank-Runs.
4. Erlaubnis für Banken, neue Einlagenprodukte anzubieten
- Banken konnten nun Geldmarktkonten und variable Zinseinlagen anbieten, um konkurrenzfähig zu bleiben.
- Diese Flexibilität trug zur Modernisierung des Bankensektors bei.
5. Erweiterung des Kreditangebots durch Sparkassen und Kreditgenossenschaften
- Sparkassen und Kreditgenossenschaften erhielten mehr Freiheiten, gewerbliche und Konsumentenkredite zu vergeben.
- Dies erhöhte den Wettbewerb zwischen Banktypen und verbesserte den Zugang zu Krediten.
Auswirkungen des DIDMCA
Das Gesetz hatte weitreichende Folgen für das US-Finanzsystem:
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Wachsender Wettbewerb im Bankensektor
- Banken konnten nun höhere Zinsen auf Einlagen zahlen, was Kunden anlockte und die Dominanz von Geldmarktfonds reduzierte.
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Verbesserte Steuerung der Geldpolitik durch die Fed
- Durch die Vereinheitlichung der Mindestreserveanforderungen hatte die Federal Reserve mehr Kontrolle über die Geldmenge.
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Strukturwandel im Bankensystem
- Traditionelle Sparkassen und Kreditgenossenschaften begannen, sich stärker wie Geschäftsbanken zu verhalten.
- Dies führte später zur Spar- und Kreditkrise der 1980er Jahre, da viele Sparkassen riskante Kredite vergaben.
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Steigende Zinsen und Kreditkosten für Verbraucher
- Die Deregulierung führte dazu, dass Kreditzinsen stiegen, was Hypotheken und Konsumentenkredite teurer machte.
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Höhere Stabilität durch erhöhte Einlagensicherung
- Die Erhöhung der FDIC-Versicherung auf 100.000 USD stärkte das Vertrauen in Banken und reduzierte das Risiko von Bankenkrisen.
Kritik und Probleme des DIDMCA
Trotz vieler positiver Effekte gab es auch erhebliche Kritik am DIDMCA:
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Mitverantwortung für die Savings and Loan Crisis (S&L-Krise) der 1980er Jahre
- Die Deregulierung ermöglichte es Sparkassen (Savings & Loans, S&Ls), riskantere Kredite zu vergeben, was später zu massiven Insolvenzen führte.
- Viele Sparkassen vergaben hochriskante Immobilienkredite, die nach dem Platzen der Immobilienblase zum Zusammenbruch von über 1.000 S&Ls führten.
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Inflationsprobleme in den 1980er Jahren
- Die Aufhebung der Zinsobergrenzen führte zu stark steigenden Zinsen, was die Kreditaufnahme verteuerte und das Wirtschaftswachstum bremste.
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Konzentration im Bankensektor
- Kleinere Banken hatten Schwierigkeiten, mit großen Geschäftsbanken zu konkurrieren, was zu einer Konsolidierungswelle führte.
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Ungleichmäßige Auswirkungen auf verschiedene Bankenarten
- Während große Banken von der Deregulierung profitierten, hatten kleinere Sparkassen Schwierigkeiten, sich an die neuen Marktbedingungen anzupassen.
Nachfolgende Reformen und langfristige Effekte
Die negativen Folgen des DIDMCA, insbesondere die Spar- und Kreditkrise, führten zu neuen Regulierungen:
- Garn-St Germain Depository Institutions Act (1982) → Erlaubte weitere Bankinnovationen, verstärkte aber auch die Probleme der S&L-Krise.
- Financial Institutions Reform, Recovery, and Enforcement Act (FIRREA, 1989) → Reformierte das Bankensystem nach der S&L-Krise und setzte strengere Kapitalanforderungen durch.
Langfristig führte das DIDMCA jedoch zu einem moderneren, wettbewerbsfähigeren Bankensystem mit mehr finanziellen Produkten für Verbraucher.
Fazit
Der Depository Institutions Deregulation and Monetary Control Act (DIDMCA) von 1980 war ein wegweisendes Gesetz, das das US-Bankensystem grundlegend reformierte. Es beseitigte Zinsobergrenzen, stärkte die geldpolitische Kontrolle der Federal Reserve und erhöhte die Einlagensicherung, was zur Stabilität und Modernisierung des Finanzsystems beitrug.
Allerdings hatte das Gesetz auch unbeabsichtigte Folgen, insbesondere die Spar- und Kreditkrise der 1980er Jahre, die viele Sparkassen in den Bankrott trieb. Trotz dieser Herausforderungen legte das DIDMCA den Grundstein für ein dynamischeres und wettbewerbsfähigeres Finanzsystem, das in den folgenden Jahrzehnten weiterentwickelt wurde.