Global Systemically Important Bank Buffer (G-SIB Buffer) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Beleihungsauslauf Nächster Begriff: Global Systemically Important Banks (G-SIBs)

Eine regulatorische Maßnahme zur Reduzierung systemischer Risiken, durch die global bedeutende Banken zusätzliche Kapitalreserven aufbauen müssen

Der Global Systemically Important Bank Buffer (G-SIB Buffer) ist eine regulatorische Kapitalanforderung, die speziell für global systemrelevante Banken gilt. Diese Banken, auch als Global Systemically Important Banks (G-SIBs) bezeichnet, sind so bedeutend für das internationale Finanzsystem, dass ihre Insolvenz oder Schieflage erhebliche negative Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben könnte. Der G-SIB Buffer ist eine zusätzliche Kapitalreserve, die solche Banken halten müssen, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und systemische Risiken zu reduzieren.

Hintergrund und Zielsetzung

Die Finanzkrise 2008 hat gezeigt, dass der Zusammenbruch großer Banken das gesamte Finanzsystem destabilisieren kann. Um das Risiko solcher Krisen zu minimieren, hat der Basel-Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) in Zusammenarbeit mit dem Financial Stability Board (FSB) spezielle Vorschriften für global systemrelevante Banken entwickelt. Der G-SIB Buffer ist Teil dieser Maßnahmen und soll sicherstellen, dass G-SIBs über eine zusätzliche Kapitalreserve verfügen, um potenzielle Verluste abzufedern und eine Rettung durch den Staat zu vermeiden.

Berechnung und Einstufung von G-SIBs

Jedes Jahr veröffentlicht das Financial Stability Board eine Liste der global systemrelevanten Banken. Die Einstufung erfolgt anhand eines Indikator-basierten Ansatzes, der verschiedene Kriterien zur Systemrelevanz einer Bank berücksichtigt:

  1. Größe – Eine größere Bank hat einen größeren Einfluss auf das Finanzsystem.
  2. Vernetzung – Banken, die stark mit anderen Finanzinstituten vernetzt sind, stellen ein höheres Risiko für das gesamte System dar.
  3. Substituierbarkeit – Banken, die zentrale Dienstleistungen wie Zahlungsabwicklung oder Verwahrung großer Vermögen erbringen, sind schwer zu ersetzen.
  4. Komplexität – Banken mit vielen grenzüberschreitenden Geschäften und komplizierten Finanzinstrumenten sind schwieriger zu restrukturieren.
  5. Globale Aktivität – Banken, die international tätig sind, haben eine höhere systemische Bedeutung.

Jede Bank erhält auf Basis dieser Faktoren eine Punktzahl. Je nach Höhe der Punktzahl wird sie in eine von fünf Kapitalpuffer-Kategorien eingestuft, die den zusätzlichen Kapitalbedarf bestimmen.

Höhe des G-SIB Buffers

Die Höhe des G-SIB Buffers variiert je nach Systemrelevanz der Bank und wird als zusätzliche Eigenkapitalanforderung in Prozent des risikogewichteten Vermögens (Risk-Weighted Assets, RWA) ausgedrückt. Die folgenden Pufferstufen gelten:

G-SIB-Kategorie Kapitalpuffer (% des RWA)
5 (höchste Stufe) 3,5 %
4 2,5 %
3 2,0 %
2 1,5 %
1 (niedrigste Stufe) 1,0 %

Eine Bank in Kategorie 3 muss also beispielsweise zusätzlich 2,0 % ihres risikogewichteten Vermögens als Eigenkapital halten.

Zusammensetzung des G-SIB Buffers

Der G-SIB Buffer muss aus hartem Kernkapital (Common Equity Tier 1, CET1) bestehen. Das bedeutet, dass die Banken diesen Puffer mit besonders hochwertigem Eigenkapital wie einbehaltenen Gewinnen oder ausgegebenem Stammkapital erfüllen müssen.

Der G-SIB Buffer ist zusätzlich zu anderen Kapitalanforderungen zu halten, darunter:

  • Mindestkapitalanforderungen (4,5 % CET1)
  • Kapitalerhaltungspuffer (2,5 % CET1)
  • Antizyklischer Kapitalpuffer (je nach wirtschaftlicher Lage)

Auswirkungen des G-SIB Buffers

  1. Höhere Eigenkapitalanforderungen – Banken müssen mehr Kapital vorhalten, was ihre Widerstandsfähigkeit stärkt.
  2. Weniger Risiko für den Steuerzahler – Der Puffer soll verhindern, dass Regierungen Banken in Krisenzeiten retten müssen.
  3. Potenzielle Einschränkung der Kreditvergabe – Höhere Kapitalanforderungen können dazu führen, dass Banken weniger Kredite vergeben, was Auswirkungen auf die Wirtschaft haben kann.
  4. Einfluss auf Bankenstrategie – Banken mit hohem G-SIB Buffer könnten sich entschließen, weniger systemrelevant zu werden, um Kapitalanforderungen zu reduzieren.

Globale Umsetzung des G-SIB Buffers

Der G-SIB Buffer ist Teil der Basel III-Regulierungen, die weltweit umgesetzt werden. Allerdings gibt es je nach Land Unterschiede in der genauen Anwendung:

  • Die Europäische Union integriert den G-SIB Buffer in die Eigenkapitalrichtlinie CRD IV.
  • Die USA setzen zusätzliche Kapitalanforderungen für G-SIBs um, die teilweise strenger sind als die Basel-Standards.
  • Länder wie China, Japan und Großbritannien haben ebenfalls eigene Regelungen, die auf den Basel-Vorgaben basieren.

Beispiel: G-SIB Buffer in der Praxis

Ein Beispiel einer großen Bank, die als G-SIB eingestuft wird:

  • Risikogewichtete Aktiva: 1 Billion Euro
  • Einstufung in Kategorie 3 (Puffer: 2,0 %)
  • Zusätzlicher Kapitalbedarf:

1.000.000.000.000×2,0%=20.000.000.000 1.000.000.000.000 \times 2,0\% = 20.000.000.000

Die Bank muss also 20 Milliarden Euro zusätzliches CET1-Kapital vorhalten.

Fazit

Der Global Systemically Important Bank Buffer (G-SIB Buffer) ist eine regulatorische Maßnahme zur Reduzierung systemischer Risiken, indem global bedeutende Banken zusätzliche Kapitalreserven aufbauen müssen. Dies erhöht die Stabilität des Finanzsystems, verringert die Notwendigkeit staatlicher Rettungsmaßnahmen und macht Banken widerstandsfähiger gegen Krisen. Gleichzeitig führt der Puffer jedoch zu höheren Kosten für Banken, was sich auf ihre Rentabilität und Kreditvergabe auswirken kann.