Quantitative Easing (QE) in den USA (2008–2014) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Anleihekaufprogramme Nächster Begriff: Anleihekaufprogramme der EZB (2015–2021)

Eine der bedeutendsten geldpolitischen Maßnahmen der modernen Finanzgeschichte

Quantitative Easing (QE) in den USA (2008–2014) war eine der wichtigsten geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) zur Bekämpfung der schweren wirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise von 2008. Dabei handelte es sich um ein unkonventionelles geldpolitisches Instrument, bei dem die Fed große Mengen an Staats- und Hypothekenanleihen kaufte, um die Kreditvergabe anzukurbeln, die Zinsen zu senken und das Wirtschaftswachstum zu stimulieren. Diese Politik hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die US-Wirtschaft und die globalen Finanzmärkte.

Hintergrund: Die Finanzkrise von 2008

Die US-Wirtschaft war 2008 in eine tiefe Rezession geraten, die durch eine Immobilienblase, eine Bankenkrise und den Zusammenbruch von Lehman Brothers verursacht wurde.

  • Bankenkrise: Viele Finanzinstitute hielten wertlose Mortgage-Backed Securities (MBS) und vergaben kaum noch Kredite.
  • Einbruch der Wirtschaft: Die Arbeitslosigkeit stieg rapide, Unternehmen investierten nicht mehr, und die Konsumausgaben sanken drastisch.
  • Zinsuntergrenze erreicht: Die Fed senkte ihren Leitzins auf nahezu 0 % (0–0,25 %), doch dies reichte nicht aus, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Um eine tiefere Depression zu verhindern, beschloss die US-Notenbank unter Ben Bernanke eine unkonventionelle geldpolitische Maßnahme: Quantitative Easing (QE).

Was ist Quantitative Easing (QE)?

Quantitative Easing ist eine Form der Geldmengensteuerung, bei der eine Zentralbank große Mengen an Staatsanleihen und anderen Wertpapieren kauft, um:

  1. Die langfristigen Zinsen zu senken → Kreditaufnahme für Unternehmen und Verbraucher erleichtern.
  2. Die Geldmenge zu erhöhen → Banken mehr Liquidität zur Verfügung stellen.
  3. Die Inflation stabilisieren → Deflation verhindern und Preisstabilität sichern.

Da die kurzfristigen Zinsen bereits nahe null waren, setzte die Fed auf QE als zusätzliches Mittel, um die Wirtschaft zu stützen.

Die drei Phasen des Quantitative Easing in den USA

Die Fed führte QE in mehreren Phasen durch, wobei das Programm insgesamt über 4 Billionen US-Dollar umfasste.

1. QE1 (Dezember 2008 – Juni 2010)

  • Erstes groß angelegtes Anleihekaufprogramm der Fed.
  • Kauf von 600 Milliarden US-Dollar an hypothekenbesicherten Wertpapieren (MBS).
  • Senkung der langfristigen Zinsen zur Stabilisierung des Immobilienmarktes.

2. QE2 (November 2010 – Juni 2011)

  • Kauf von zusätzlichen 600 Milliarden US-Dollar an US-Staatsanleihen.
  • Ziel: Förderung der Kreditvergabe und Reduzierung der Arbeitslosigkeit.
  • Kritik: Befürchtung einer Währungsabwertung des US-Dollars („Währungskrieg“).

3. QE3 (September 2012 – Oktober 2014)

  • Kauf von 85 Milliarden US-Dollar pro Monat an Staatsanleihen und MBS.
  • Keine feste Begrenzung – die Käufe liefen bis zur wirtschaftlichen Erholung.
  • Ziel: Senkung der Arbeitslosenquote und Vermeidung von Deflation.

Auswirkungen von QE auf die US-Wirtschaft

1. Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt

  • US-Wirtschaft kehrte ab 2010 in eine Wachstumsphase zurück.
  • Arbeitslosenquote sank von 10 % (2009) auf unter 6 % (2014).
  • Unternehmen erhielten bessere Kreditkonditionen, was Investitionen erleichterte.

2. Aktien- und Anleihemärkte

  • QE trieb den S&P 500 und andere Aktienindizes auf neue Höchststände.
  • Anleiherenditen sanken auf Rekordtiefs, was Investitionen in risikoreichere Anlagen förderte.

3. Inflation und Zinsentwicklung

  • Inflation blieb trotz QE moderat, die Fed konnte Deflation verhindern.
  • Niedrige Zinsen förderten Konsum und Immobilienkäufe.

4. Kritik und Risiken

  • Vermögensungleichheit: QE trieb die Aktienmärkte nach oben, wovon vor allem wohlhabende Investoren profitierten.
  • Blasenbildung: Die künstlich niedrigen Zinsen könnten spekulative Exzesse in den Finanzmärkten begünstigt haben.
  • Schwieriger Ausstieg (Tapering): Die Fed musste vorsichtig agieren, um eine Panikreaktion an den Märkten zu vermeiden.

Ende von QE und Tapering (2013–2014)

  • Mai 2013: Die Fed kündigte an, das Kaufvolumen schrittweise zu reduzieren („Tapering“).
  • 2014: QE-Käufe wurden eingestellt, doch die Fed behielt die aufgekauften Anleihen in ihrer Bilanz.
  • 2015–2018: Langsame Zinsanhebungen folgten, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden.

Fazit

Das Quantitative Easing (QE) der Fed von 2008 bis 2014 war eine der bedeutendsten geldpolitischen Maßnahmen der modernen Finanzgeschichte. Es half, die US-Wirtschaft nach der Finanzkrise zu stabilisieren, die Arbeitslosigkeit zu senken und das Vertrauen in die Märkte wiederherzustellen. Allerdings brachte es auch Risiken mit sich, darunter die steigende Ungleichheit und mögliche Überbewertungen an den Finanzmärkten.

Der Erfolg von QE in den USA beeinflusste viele andere Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan, die ähnliche Programme durchführten. Die langfristigen Folgen von QE, insbesondere im Hinblick auf Inflation und Marktverzerrungen, sind bis heute ein umstrittenes Thema in der Finanzwelt.