Systemic Risk Buffer (SRB) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Global Systemically Important Banks (G-SIBs) Nächster Begriff: Triffin-Dilemma
Ein wichtiger Bestandteil der Bankenregulierung zur Reduzierung systemischer Risiken und zur Stabilisierung des Finanzsystems
Der Systemic Risk Buffer (SRB) ist eine regulatorische Kapitalanforderung, die von nationalen Aufsichtsbehörden zur Verringerung systemischer Risiken im Bankensektor eingeführt wird. Ziel dieses Kapitalpuffers ist es, potenzielle Schocks im Finanzsystem abzufedern und die Stabilität der Banken in Krisensituationen zu erhöhen. Der SRB wird zusätzlich zu den bestehenden Kapitalanforderungen erhoben und gilt insbesondere für Banken, deren Ausfall erhebliche negative Auswirkungen auf das Finanzsystem eines Landes oder einer Region haben könnte.
Hintergrund und Zielsetzung
Die Finanzkrise von 2008 hat gezeigt, dass Banken nicht nur individuell ausfallen können, sondern dass es auch systemische Risiken gibt, die sich auf das gesamte Finanzsystem auswirken. Systemische Risiken entstehen durch enge Verflechtungen von Finanzinstituten, hohe Verschuldung oder starke Abhängigkeiten von bestimmten Wirtschaftssektoren. Wenn eine oder mehrere Banken mit hoher Systemrelevanz in Schwierigkeiten geraten, kann dies eine Kettenreaktion auslösen und zu Instabilitäten im gesamten Finanzsystem führen.
Der Systemic Risk Buffer wurde im Rahmen der Basel-III-Regulierungen und der europäischen Eigenkapitalrichtlinie CRD IV (Capital Requirements Directive IV) eingeführt. Er ermöglicht es nationalen Regulierungsbehörden, zusätzliche Kapitalanforderungen für Banken zu definieren, um länderspezifische oder sektorspezifische Risiken zu adressieren.
Berechnung und Höhe des Systemic Risk Buffers
Der SRB wird als prozentualer Zusatzkapitalpuffer in Bezug auf die risikogewichteten Aktiva (Risk-Weighted Assets, RWA) einer Bank festgelegt. Die genaue Höhe wird von den nationalen Aufsichtsbehörden festgelegt und kann je nach Sektor, Region oder Institut variieren.
Der Puffer kann zwischen 0 % und 5 % der RWA betragen, wobei die meisten Länder Werte zwischen 1 % und 3 % anwenden. Besonders hohe Anforderungen gelten für Banken, die:
- eine hohe Vernetzung mit anderen Finanzinstituten aufweisen,
- eine bedeutende Marktstellung in einer Volkswirtschaft haben,
- stark in risikoreichen Sektoren wie Immobilien oder Unternehmensfinanzierungen engagiert sind,
- systemische Risiken aufgrund von politischen oder wirtschaftlichen Faktoren im Land oder der Region tragen.
Die Aufsichtsbehörden können entscheiden, ob der Puffer für alle Banken eines Landes oder nur für bestimmte Gruppen von Instituten gilt.
Zusammensetzung des Systemic Risk Buffers
Der SRB muss aus hartem Kernkapital (Common Equity Tier 1 – CET1) bestehen. Das bedeutet, dass Banken diesen Puffer durch besonders stabiles Eigenkapital wie einbehaltene Gewinne oder ausgegebenes Stammkapital erfüllen müssen.
Der SRB wird zusätzlich zu anderen Kapitalanforderungen erhoben, darunter:
- Mindestkapitalanforderungen (4,5 % CET1)
- Kapitalerhaltungspuffer (2,5 % CET1)
- Antizyklischer Kapitalpuffer (abhängig von der wirtschaftlichen Lage)
- G-SIB Buffer oder O-SII Buffer für systemrelevante Banken
Unterschiede zwischen SRB und anderen Kapitalpuffern
Der SRB unterscheidet sich von anderen regulatorischen Kapitalanforderungen, die ebenfalls systemische Risiken adressieren:
Kapitalpuffer | Zweck | Anwendung | Höhe |
---|---|---|---|
Systemic Risk Buffer (SRB) | Reduzierung systemischer Risiken auf nationaler oder sektorspezifischer Ebene | National festgelegt, für gesamte Bankenbranche oder bestimmte Banken | 0–5 % |
Global Systemically Important Bank Buffer (G-SIB Buffer) | Erhöhte Widerstandsfähigkeit global bedeutender Banken | Nur für global systemrelevante Banken (G-SIBs) | 1–3,5 % |
Other Systemically Important Institutions Buffer (O-SII Buffer) | Schutz von Banken mit hoher Bedeutung für die nationale Wirtschaft | Für national systemrelevante Banken (O-SIIs) | 0–2 % |
Antizyklischer Kapitalpuffer | Puffer zur Stabilisierung während wirtschaftlicher Boomphasen | Abhängig von konjunktureller Entwicklung | 0–2,5 % |
Beispiel für die Anwendung des SRB
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie der Systemic Risk Buffer in einem Land festgelegt werden kann:
- Eine Bank hat risikogewichtete Aktiva (RWA) von 100 Milliarden Euro.
- Die nationale Aufsichtsbehörde legt einen SRB von 2 % für Banken mit hoher Marktstellung fest.
- Die Bank muss daher zusätzlich 2 % von 100 Milliarden Euro als Eigenkapital halten:
100.000.000.000×2%=2.000.000.000100.000.000.000 \times 2\% = 2.000.000.000
Die Bank muss also 2 Milliarden Euro zusätzliches hartes Kernkapital (CET1) vorhalten, um den SRB-Anforderungen zu entsprechen.
Auswirkungen des SRB auf Banken und Wirtschaft
Vorteile des Systemic Risk Buffers
- Stärkung der Finanzstabilität – Der zusätzliche Kapitalpuffer erhöht die Widerstandsfähigkeit von Banken gegenüber Finanzkrisen.
- Schutz vor systemischen Risiken – Insbesondere in Ländern mit hoher Abhängigkeit von bestimmten Wirtschaftssektoren (z. B. Immobilien, Exportwirtschaft) trägt der SRB dazu bei, Risiken frühzeitig abzufedern.
- Vertrauensstärkung – Ein höheres Eigenkapital verbessert die Vertrauenswürdigkeit einer Bank und erhöht ihre Kreditwürdigkeit.
Herausforderungen des Systemic Risk Buffers
- Höhere Kapitalanforderungen für Banken – Banken müssen mehr Eigenkapital vorhalten, was ihre Rentabilität beeinträchtigen kann.
- Einschränkung der Kreditvergabe – Banken könnten aufgrund der höheren Kapitalanforderungen weniger Kredite vergeben, was sich dämpfend auf das Wirtschaftswachstum auswirken kann.
- Unterschiedliche Umsetzung in verschiedenen Ländern – Da der SRB national festgelegt wird, können Unterschiede zwischen Ländern entstehen, die den Wettbewerb im Bankensektor beeinflussen.
Fazit
Der Systemic Risk Buffer (SRB) ist ein wichtiger Bestandteil der Bankenregulierung zur Reduzierung systemischer Risiken und zur Stabilisierung des Finanzsystems. Er wird individuell von nationalen Aufsichtsbehörden festgelegt und kann sowohl für einzelne Banken als auch für ganze Wirtschaftssektoren gelten. Während der SRB dazu beiträgt, Banken widerstandsfähiger gegenüber Krisen zu machen, führt er gleichzeitig zu höheren Eigenkapitalanforderungen, die sich auf die Kreditvergabe und Rentabilität der Banken auswirken können. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der SRB ein essenzielles Instrument, um das Finanzsystem langfristig sicherer und stabiler zu machen.