The Graph (GRT) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Stellar (XLM) Nächster Begriff: The Sandbox (SAND)

Ein zentrales Infrastrukturprojekt im Web3-Ökosystem, das dezentrale Datenverfügbarkeit und -nutzung ermöglicht

The Graph (GRT) ist ein dezentrales Protokoll zur Indizierung und Abfrage von Daten aus Blockchains. Es wurde entwickelt, um die Dateninfrastruktur des Web3 grundlegend zu verbessern und spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und dem Betrieb dezentraler Anwendungen (dApps). The Graph ermöglicht es Entwicklern, Blockchain-Daten effizient zu durchsuchen, zu analysieren und in dApps zu integrieren – vergleichbar mit der Funktion, die Suchmaschinen wie Google im klassischen Web erfüllen.

Im Zentrum des Ökosystems steht der native Token GRT (Graph Token), der für ökonomische Anreize, Sicherheitsmechanismen und Governance innerhalb des Netzwerks verwendet wird. The Graph ist besonders bekannt für seine Anwendung im Ethereum-Ökosystem, wurde aber mittlerweile auf weitere Blockchains ausgeweitet.

Zielsetzung und Relevanz

Blockchains wie Ethereum speichern Daten dezentral und unveränderlich, allerdings sind diese Daten nur schwer direkt durchsuchbar. Für dApps, die beispielsweise Token-Transaktionen anzeigen, Smart-Contract-Zustände abrufen oder historische Daten analysieren wollen, ist eine strukturierte und schnelle Datenabfrage unerlässlich. The Graph bietet hierfür eine dezentrale Lösung.

Statt eigene Server oder Datenbanken zu betreiben, können Entwickler sogenannte Subgraphs definieren. Diese Subgraphs spezifizieren, welche Daten aus der Blockchain extrahiert und wie sie strukturiert werden sollen. The Graph übernimmt anschließend die Indexierung und Bereitstellung dieser Daten für die dApp.

Damit ermöglicht The Graph eine skalierbare, dezentrale und effiziente Schnittstelle zwischen Blockchains und Anwendungen.

Technologischer Aufbau

The Graph besteht aus mehreren zentralen Komponenten, die in einem abgestimmten Zusammenspiel die dezentrale Dateninfrastruktur realisieren:

  • Subgraphs: Offene API-Definitionen, die genau festlegen, welche Daten aus welchen Smart Contracts indexiert werden sollen. Sie beinhalten Schema, Mappings und Datenquellen.

  • Indexer: Knotenbetreiber, die Subgraphs indexieren und Anfragen beantworten. Sie erhalten dafür GRT als Belohnung.

  • Curator: Nutzer, die qualitativ hochwertige Subgraphs identifizieren und mit GRT signalisieren. Gute Kuratoren erhöhen die Sichtbarkeit und Nutzbarkeit der Subgraphs.

  • Delegator: GRT-Inhaber, die ihre Tokens an Indexer delegieren, ohne selbst einen Node zu betreiben. Sie erhalten einen Teil der Belohnungen.

  • Consumers: Entwickler oder dApps, die über GraphQL Anfragen an das Netzwerk stellen und dafür Gebühren in GRT zahlen.

Diese Struktur sorgt für ein autonomes, selbstverwaltetes Netzwerk mit marktwirtschaftlichen Anreizen zur Qualitätssicherung.

Der GRT-Token und seine Funktionen

Der Graph Token (GRT) ist das zentrale ökonomische Mittel des Netzwerks. Er erfüllt mehrere wichtige Aufgaben:

  • Zahlung von Gebühren: Alle Abfragen im Netzwerk kosten GRT. Die Einnahmen fließen an Indexer, Kuratoren und Delegatoren.

  • Staking: Indexer müssen GRT staken, um als vertrauenswürdige Datenanbieter im Netzwerk auftreten zu können.

  • Delegation: GRT-Inhaber können über Delegation am Staking teilnehmen, ohne technischen Aufwand.

  • Kurationssignal: Kuratoren setzen GRT auf vielversprechende Subgraphs, um deren Sichtbarkeit zu erhöhen.

  • Governance: GRT wird langfristig auch für Abstimmungen über Protokolländerungen verwendet.

Die Ausschüttung von GRT-Belohnungen erfolgt nach einem integrierten Anreizsystem. Die Höhe der Belohnung hängt vom Anteil am Netzwerk und von der Qualität bzw. Nutzung des jeweiligen Subgraphen ab.

Die Verteilung lässt sich exemplarisch durch folgende Formel abbilden:

BelohnungDelegator=Delegierter Anteil×Nettoertrag des Indexers \text{Belohnung}_{\text{Delegator}} = \text{Delegierter Anteil} \times \text{Nettoertrag des Indexers}

Dabei behalten Indexer typischerweise eine Kommission ein, bevor der Rest an die Delegatoren ausgeschüttet wird.

Netzwerkstruktur und Dezentralität

The Graph begann als zentralisierter Dienst (Hosted Service), wurde aber schrittweise in ein vollständig dezentrales Netzwerk überführt – das sogenannte Graph Network. Seit dem Start dieses Netzwerks im Dezember 2020 arbeiten tausende Indexer, Curatoren und Delegatoren weltweit zusammen, um eine robuste Dateninfrastruktur bereitzustellen.

Die dezentrale Natur bedeutet, dass keine zentrale Instanz die Datenbereitstellung kontrolliert. Stattdessen bestimmen Marktmechanismen über Preis, Qualität und Verfügbarkeit der Daten. Dies macht The Graph besonders widerstandsfähig gegen Zensur und Ausfälle.

Zudem erhöht sich durch die Verteilung auf viele unabhängige Teilnehmer die Redundanz und Sicherheit des Netzwerks.

Anwendungsbereiche

The Graph ist heute in zahlreichen bekannten dApps und DeFi-Protokollen integriert. Beispiele sind:

  • Uniswap: Dezentrale Börse, die Transaktionsdaten über The Graph bezieht

  • Synthetix: Protokoll für synthetische Vermögenswerte

  • Aave: Kredit- und Leihprotokoll

  • Balancer: Automatisierter Market Maker

  • Decentraland: Virtuelle Welt auf Ethereum-Basis

Darüber hinaus wird The Graph auch auf weiteren Blockchains genutzt, etwa:

  • Polygon

  • Avalanche

  • Arbitrum

  • BNB Chain

  • Near Protocol

Die Multichain-Fähigkeit ist ein zentrales strategisches Ziel von The Graph und wird aktiv weiterentwickelt.

Tokenomics und Verteilung

Die maximale Menge an GRT ist theoretisch unbegrenzt, jedoch durch dynamische Emissionen und Burn-Mechanismen reguliert. Die Anfangsverteilung betrug 10 Milliarden GRT, wobei ein Teil an Team, Investoren, die Stiftung und das Ökosystem ging.

Die jährliche Emissionsrate beträgt aktuell etwa 3 %. Ein Teil der Abfragegebühren wird dauerhaft verbrannt, wodurch ein deflationärer Druck entsteht. Die Nettoinflation kann somit wie folgt berechnet werden:

Nettoinflation=EmissionGebu¨hren-Burn \text{Nettoinflation} = \text{Emission} - \text{Gebühren-Burn}

Langfristig wird erwartet, dass bei steigender Nutzung der Burn-Anteil signifikant steigt und die Inflation neutralisieren kann.

Governance und Weiterentwicklung

Die Governance des Protokolls liegt bei der Graph Foundation sowie der Graph Council, einem Gremium aus technischen und ökonomischen Experten. Langfristig soll die Steuerung vollständig durch die Community über GRT-basierte Abstimmungen erfolgen.

Die technische Weiterentwicklung erfolgt gemeinsam mit Core-Entwicklerteams wie Edge & Node, Semiotic Labs, The Guild und StreamingFast. Zu den wichtigsten Entwicklungszielen zählen:

  • Verbesserung der Abfragegeschwindigkeit

  • Integration weiterer Blockchains

  • Stärkere Automation von Curator-Entscheidungen

  • Ausbau der Indexer-Infrastruktur

Diese Entwicklungen sollen das Netzwerk skalierbar, effizient und langfristig tragfähig machen.

Fazit

The Graph (GRT) ist ein zentrales Infrastrukturprojekt im Web3-Ökosystem, das dezentrale Datenverfügbarkeit und -nutzung ermöglicht. Es stellt die Brücke zwischen den dezentral gespeicherten Informationen auf Blockchains und den Anwendungen dar, die diese Daten benötigen. Mit einem ausgeklügelten System aus Indexern, Kuratoren und Delegatoren schafft The Graph ein robustes, anreizbasiertes Netzwerk, das Skalierbarkeit und Transparenz kombiniert. Der GRT-Token fungiert dabei als ökonomisches Rückgrat und Steuerungselement. In einer Zukunft, in der immer mehr Daten dezentral organisiert werden, bietet The Graph die Grundlage für ein offenes, zugängliches und widerstandsfähiges Datenökosystem.