Troubled Asset Relief Program (TARP) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Lehman Brothers (2007/2008) Nächster Begriff: Emergency Economic Stabilization Act (EESA)
Eine der größten staatlichen Interventionen in der Wirtschaftsgeschichte der USA
Das Troubled Asset Relief Program (TARP) war ein Rettungsprogramm der US-Regierung, das während der Finanzkrise 2007/2008 eingeführt wurde, um das Bankensystem zu stabilisieren und eine weitere Eskalation der Krise zu verhindern. Es wurde im Oktober 2008 vom US-Kongress im Rahmen des Emergency Economic Stabilization Act (EESA) verabschiedet und hatte ein Gesamtvolumen von bis zu 700 Milliarden US-Dollar. Das Hauptziel des Programms bestand darin, toxische Wertpapiere aus den Bilanzen von Finanzinstituten zu entfernen und deren Kapitalbasis zu stärken, um so das Vertrauen in das Finanzsystem wiederherzustellen.
Hintergrund: Die Finanzkrise 2007/2008
Die Finanzkrise wurde durch den massenhaften Ausfall von Subprime-Hypotheken ausgelöst. Banken hatten in großem Umfang Mortgage-Backed Securities (MBS) und Collateralized Debt Obligations (CDOs) erworben, die durch riskante Hypotheken besichert waren. Als die Immobilienblase 2007 platzte, verloren diese Wertpapiere rapide an Wert. Die Banken gerieten in finanzielle Schwierigkeiten, da sie hohe Abschreibungen vornehmen mussten und sich gegenseitig nicht mehr vertrauten.
Mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers am 15. September 2008 eskalierte die Krise. Das globale Finanzsystem stand kurz vor dem Kollaps, da die Kreditmärkte einfroren und Banken kaum noch Kapital zur Verfügung hatten. Um eine vollständige Kernschmelze des Finanzsystems zu verhindern, wurde das TARP-Programm ins Leben gerufen.
Ziele des Troubled Asset Relief Program (TARP)
Das TARP-Programm hatte mehrere Kernziele:
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Stabilisierung des Bankensystems
- Durch Bereitstellung von Kapital für angeschlagene Banken sollte das Vertrauen wiederhergestellt werden.
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Aufkauf toxischer Vermögenswerte
- Banken hielten große Mengen an faulen Hypothekenpapieren, die das Finanzsystem belasteten.
- TARP sollte ursprünglich diese Papiere aufkaufen, um die Bilanzen der Banken zu entlasten.
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Wiederherstellung der Kreditvergabe
- Banken hielten ihr Kapital zurück, was die Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher einschränkte.
- Durch die Stabilisierung der Banken sollte die Kreditvergabe wieder in Gang gesetzt werden.
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Schutz der Steuerzahler und Minimierung der Verluste
- Die Regierung wollte sicherstellen, dass das eingesetzte Kapital langfristig zurückgezahlt wird.
Umsetzung des TARP-Programms
Obwohl TARP ursprünglich dazu gedacht war, toxische Wertpapiere aufzukaufen, wurde der Fokus schnell geändert. Stattdessen wurden die Mittel vor allem zur direkten Kapitalisierung von Banken verwendet.
Die wichtigsten Maßnahmen des Programms:
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Capital Purchase Program (CPP)
- Die US-Regierung kaufte Aktien großer Banken und stellte Kapital in Form von Eigenkapital bereit.
- Beispiele: Bank of America, Citigroup, JPMorgan Chase, Wells Fargo.
- Diese Kapitalzuführungen stabilisierten das Bankensystem kurzfristig.
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Systemically Significant Failing Institutions Program (SSFIP)
- Spezielle Rettungsmaßnahmen für besonders wichtige, aber angeschlagene Finanzinstitute.
- Beispiel: Rettung des Versicherungskonzerns AIG mit 182 Milliarden US-Dollar.
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Automotive Industry Financing Program (AIFP)
- TARP wurde erweitert, um auch die US-Autoindustrie zu retten.
- Unternehmen wie General Motors (GM) und Chrysler erhielten milliardenschwere Hilfen.
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Public-Private Investment Program (PPIP)
- Gemeinsame Investitionen zwischen Regierung und privaten Investoren zum Aufkauf toxischer Wertpapiere.
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Home Affordable Modification Program (HAMP)
- Hilfe für Hausbesitzer, um Zwangsversteigerungen zu verhindern.
- Förderung der Umschuldung von Hypothekenkrediten.
Kritik am TARP-Programm
Trotz der positiven Effekte wurde das TARP-Programm stark kritisiert:
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„Rettung der Banken, nicht der Bürger“
- Viele Kritiker argumentierten, dass die Banken gerettet wurden, während Millionen von Menschen ihr Zuhause verloren.
- Hausbesitzer erhielten vergleichsweise wenig Unterstützung durch TARP.
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Fehlende Transparenz
- Der Einsatz der Mittel war anfangs unklar, und einige Banken verwendeten das Kapital nicht für Kredite, sondern zur Stabilisierung ihrer Bilanzen.
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Belohnung für riskantes Verhalten
- Kritiker bemängelten, dass Banken und Manager für ihre riskanten Entscheidungen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden.
- Bonuszahlungen für Bankmanager während der Krise sorgten für Empörung.
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Kosten für Steuerzahler
- Obwohl ein Großteil der Gelder zurückgezahlt wurde, gab es dennoch Verluste, insbesondere bei der Rettung von General Motors und Chrysler.
Ergebnisse und Rückzahlung der TARP-Mittel
Das TARP-Programm war zunächst auf 700 Milliarden US-Dollar ausgelegt, doch letztendlich wurden nur rund 475 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Von diesen wurden bis 2014 etwa 440 Milliarden US-Dollar zurückgezahlt, sodass die Nettoverluste für den Steuerzahler geringer ausfielen als befürchtet.
Einige wichtige Zahlen:
- Banken zahlten die meisten Mittel zurück, oft mit Zinsen.
- Die Rettung der Autoindustrie (GM und Chrysler) kostete den Staat etwa 9 Milliarden US-Dollar.
- Die Rettung von AIG war zunächst sehr teuer, doch durch den späteren Verkauf von AIG-Anteilen machte die Regierung letztlich Gewinn.
Langfristige Auswirkungen von TARP
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Verhinderung eines vollständigen Finanzkollapses
- Die US-Regierung konnte mit TARP das Vertrauen in das Finanzsystem stabilisieren.
- Ohne die Maßnahmen wären viele weitere Banken zusammengebrochen.
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Stärkung der Bankenregulierung
- Einführung des Dodd-Frank Act (2010) mit strengeren Kapitalvorschriften für Banken.
- Neue Regeln zur Verhinderung übermäßiger Risiken bei Finanzinstitutionen.
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Wiederaufbau des Kreditmarktes
- Die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte normalisierte sich in den Folgejahren.
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Politische und gesellschaftliche Folgen
- Das Programm verstärkte die Skepsis gegenüber großen Banken und Wall Street.
- Bewegungen wie Occupy Wall Street entstanden als Reaktion auf die Bankenrettung.
Fazit
Das Troubled Asset Relief Program (TARP) war eine der größten staatlichen Interventionen in der Wirtschaftsgeschichte der USA. Durch die Bereitstellung von Kapital für Banken, Versicherungen und Autohersteller konnte eine noch schwerere Finanzkrise abgewendet werden.
Obwohl das Programm langfristig weniger kostete als befürchtet, bleibt es umstritten. Viele Bürger empfanden es als Rettung für Banken, während Millionen von Menschen ihre Häuser verloren. Dennoch bleibt TARP ein entscheidender Faktor, der zur Stabilisierung des Finanzsystems in einer der schwersten Krisen der modernen Geschichte beitrug.