APA ots news: Aktueller Budgetausblick 2024 und 2025 - Schnelleinschätzung des Büros des Fiskalrates

Dringender Handlungsbedarf: Budgetdefizite über

3-Prozent-Maastricht-Grenze

Wien (APA-ots) -

* Hohe Belastung des Budgetsaldos durch wirtschaftspolitische

Maßnahmen

* Anstieg der Ausgaben aufgrund der hohen Inflation setzt voll ein

* Dynamische Einnahmenentwicklung der letzten Jahre schwächt sich

ab

* Schuldenquote steigt trotz hohen nominellen BIP-Wachstums

* Potenzielle "Wahlzuckerl" und verpflichtende Investitionen in den

Klimaschutz sind in den hohen Defiziten noch gar nicht berücksichtigt

Das Büro des Fiskalrates erwartet für die Jahre 2024 und 2025 ein

gesamtstaatliches Budgetdefizit von 3,4 Prozent bzw. 3,2 Prozent des

Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Defizitobergrenze von 3 Prozent des

BIP wird damit deutlich überschritten. Die deutliche Verschlechterung

der Budgetsalden gegenüber 2023 (-2,7 Prozent des BIP) ist v. a. auf

die Verlängerung der Strompreisbremse, die neuerliche Aussetzung der

Energieabgaben, das Wohnbaupaket sowie die verzögerten,

überproportionalen Ausgabensteigerungen durch die hohe Inflation der

letzten Jahre zurückzuführen. Die hohen Budgetdefizite führen trotz

des hohen nominellen BIP-Wachstums zu einem Anstieg der Schuldenquote

2024 und 2025 um 0,7 bzw. 0,6 Prozentpunkte p. a. auf 78,4 Prozent

des BIP bzw. 79,1 Prozent des BIP.

Zwtl.: Hohe Budgetbelastung durch wirtschaftspolitische Maßnahmen

Die wirtschaftspolitische Ausrichtung Österreichs ist mit

erwarteten strukturellen (konjunkturbereinigten) Defiziten von 3,2

Prozent bzw. 3,0 Prozent des BIP in den Jahren 2024 und 2025

weiterhin stark stimulierend. Neben budgetär weiter wirksamen

Corona-Hilfen und Anti-Teuererungsmaßnahmen aus den Vorjahren wurden

Ende 2023 bzw. Anfang 2024 zusätzliche Pakete mit einer budgetären

Belastung von 1,7 Mrd Euro im Jahr 2024 und 0,5 Mrd Euro im Jahr 2025

beschlossen. Dazu zählen die weitere Aussetzung der Energieabgaben,

die Verlängerung der Strompreisbremse und Maßnahmen im Rahmen des

Wohnbaupakets.

Zwtl.: Preisanstieg der letzten Jahre erhöht Budgetdefizite deutlich

Der hohe Preisanstieg 2022 und 2023 führte v. a. 2023 zu einem

hohen Einnahmenwachstum, das sich aufgrund des Rückgangs der

Inflation ab 2024 deutlich abschwächt. Der preisbedingte Anstieg der

Staatsausgaben (u. a. bei den Pensionsausgaben) erfolgt hingegen in

seiner vollen Wirkung zeitlich verzögert erst im Jahr 2024 und hält,

etwas abgeschwächt, auch 2025 an. Hinzu kommt, dass die

Staatsausgaben im Vergleich zu den Staatseinnahmen durch die jüngsten

Preiserhöhungen nicht nur zeitverzögert, sondern grundsätzlich

stärker ansteigen. In Summe erhöht der Preisanstieg der letzten Jahre

das Budgetdefizit 2024 und 2025 deutlich.

Zwtl.: Schuldenquote steigt trotz des hohen nominellen BIP-Wachstums

weiter an

Vor allem hohe Primärdefizite und der Anstieg der Zinsausgaben

lassen die Schuldenquote weiter ansteigen. Angesichts des weiterhin

hohen nominellen BIP-Wachstums (2024: 4,6 Prozent; 2025: 4,4

Prozent), das die Schuldenquote 2024 und 2025 um 3,4 Prozent bzw. 3,3

Prozent des BIP senkt, scheint der Anstieg der Schuldenquote

besonders bedenklich. Mit 78,4 Prozent bzw. 79,1 Prozent des BIP

liegt die Schuldenquote in den Jahren 2024 und 2025 deutlich über dem

Maastricht-Zielwert von 60 Prozent des BIP und der Schuldenquote vor

der COVID-19-Pandemie (2019: 70,6 Prozent).

Zwtl.: Kein budgetärer Spielraum für "Wahlzuckerl"

In Österreich kam es in der Vergangenheit vor Nationalratswahlen

immer wieder zu hohen budgetären Belastungen durch neu verabschiedete

Maßnahmen, sogenannte "Wahlzuckerl". Dabei handelte es sich fast

ausschließlich um Ausgabenerhöhungen und größtenteils langfristig

wirksame Maßnahmen. Eine Analyse des FISK-Büros errechnet für die

"Wahlzuckerl" der Wahljahre ab 2008 eine durchschnittliche budgetäre

Belastung im ersten Jahr nach der Wahl im Umfang von 0,7 Mrd Euro.

2024 belasten die seit 2008 verabschiedeten "Wahlzuckerl"[1] das

Budget mit 4,1 Mrd Euro. Die anstehende Nationalratswahl 2024 birgt

aufgrund möglicher "Wahlzuckerl" ein hohes budgetäres Risiko. Die

hohen erwarteten Budgetdefizite bieten hierfür keinerlei budgetären

Spielraum.

Zwtl.: Kein eingeplanter Budgetspielraum für ausstehende

Klimaschutzmaßnahmen

Österreich hat sich im Rahmen des EU-Pakets "Fit für 55" dazu

verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber

dem Jahr 2005 zu reduzieren. Um diese Verpflichtungen zu erfüllen,

bedarf es umfangreicher Klimaschutzmaßnahmen mit entsprechenden

Budgetbeschlüssen, die hohe nicht budgetierte Kosten mit sich

bringen. Die Kosten der zusätzlich nötigen CO2-Vermeidung sind in den

vom FISK-Büro erwarteten Budgetdefiziten noch nicht enthalten.

* * *

[1] Wahlzuckerl sind hier als Maßnahmen definiert, die im

Kalenderjahr der Nationalratswahl ohne den Koalitionspartner

beschlossen wurden und/oder nicht im Regierungsprogramm enthalten

waren. Gesetzesänderungen aufgrund von Gerichtsurteilen finden keine

Berücksichtigung (Anrechnung der Vordienstzeiten von Beamtinnen und

Beamten).

Rückfragehinweis:

Fiskalrat Austria

Büro des Fiskalrates

+43-1-40420/7473

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