BERLIN (dpa-AFX) - Die SPD in Niedersachsen hat ihren Erfolg bei der Landtagswahl am Sonntag nach einer Forscher-Analyse ihrem Ministerpräsidenten zu verdanken. "Der Erfolgsfaktor Nummer eins heißt bei der SPD Stephan Weil", schreibt die Forschungsgruppe Wahlen. "Mit Werten knapp unter der Ministerpräsidenten-Spitzenklasse überzeugt der Amtsinhaber mit seiner Bilanz (gute Arbeit: 71 Prozent) und hohem Ansehen." Auf der +5/-5-Skala liege Weil mit 2,1 klar vor CDU-Herausforderer Bernd Althusmann 1,2.

"Als Regierungschef wollen nur 26 Prozent Althusmann, aber 55 Prozent Weil, der das Land nach Meinung der Befragten auch am ehesten durch die unsicheren Zeiten führen kann", so die Analyse. Gestützt auf viel Zuspruch aus der älteren Generation basiere der SPD-Erfolg auf guter Regierungsarbeit, hohem Vor-Ort-Ansehen und einem überlegenen Spitzenkandidaten Weil. Vom Bund sei dagegen kaum Rückenwind gekommen. Kritik an der Ampel-Koalition im Bund treffe aber vor allem die FDP, die beim Ansehen als Bundespartei (minus 0,2) einbreche.

Bei eingetrübter Konjunktur und selten großen persönlichen Zukunftssorgen genieße die SPD im Land in sozialen und ökonomischen Fragen mehr Vertrauen als die CDU, "die - neben einem nur mäßigen Standing vor Ort - erneut auch keinen bundespolitischen Rückenwind hat". Die Grünen punkteten beim Top-Thema Energiepolitik, hinzu komme relativ viel Zustimmung für eine rot-grüne Koalition.

Die Niedersachsen-CDU weist der Umfrage zufolge inhaltliche Defizite auf: "In einem Umfeld, in dem Wirtschaftslage und Zukunftsvorbereitung skeptischer gesehen werden als 2017, hat die CDU in diesen Politikfeldern Kompetenzeinbußen." Die SPD sei weitgehend stabil und genieße hier ebenso wie bei den Themen Abmilderung der steigenden Kosten, Bildung, Infrastruktur oder soziale Gerechtigkeit auch das meiste Vertrauen. Bei der Energiepolitik seien die Grünen stark. "FDP und AfD bleiben bei den Parteikompetenzen wie so oft äußerst schwach."

"Die AfD profitiert fast ohne eigenes Zutun von der multiplen Krisensituation", schreibt die Forschungsgruppe weiter. Gewählt werde sie für 20 Prozent aller Befragten wegen ihrer politischen Forderungen, aber für 71 Prozent als Denkzettel, wobei sich die Unzufriedenheit insbesondere gegen die Politik und die Handelnden im Bund richte. Für 66 Prozent der Befragten nutzten der AfD aber auch die Ukraine-Krise und die hohen Preise etwa für Energie.

Die Basis für den SPD-Erfolg habe einmal mehr die ältere Generation gelegt: Bei den Menschen ab 60 schaffe die SPD starke 42 Prozent (unverändert), bei den unter 30-Jährigen komme sie nur noch auf 22 Prozent (minus 9). Die CDU verliere bei den unter 30-Jährigen allerdings noch stärker und erreiche 19 Prozent (minus 11). Die Grünen erzielten hier 20 Prozent (plus 7).

Beim Blick auf die nächste Landesregierung bevorzugen die Niedersachsen laut Analyse eine rot-grüne Koalition. Diese fänden 42 Prozent gut. 33 Prozent plädieren für Rot-Schwarz und 25 Prozent für Schwarz-Grün. Die FDP spiele hier keine Rolle mehr./sk/DP/he