BERLIN (dpa-AFX) - Mastercard-Deutschlandchef Peter Robejsek glaubt nicht, dass eine Bezahlkarte für Flüchtlinge die Migration nach Deutschland eindämmen wird. "Wenn es mir wirklich schlecht geht und ich sehe mich gezwungen, meine Heimat zu verlassen, oder weil ich mir woanders ein besseres Leben aufbauen will, dann fällt es mir sehr schwer zu glauben, dass Menschen davon Abstand nehmen, nur weil es Bezahlkarten gibt", sagte Robejsek, dessen Eltern aus der damaligen Tschechoslowakei geflüchtet waren, der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch). "Ein so triviales Detail hätte meine Eltern nicht von der Flucht vor dem Kommunismus abgehalten." Er habe bisher auch noch keine wissenschaftlich fundierte Analyse gesehen, die einen negativen Zusammenhang zwischen Zuwanderung und Bezahlmethode hergestellt habe.

Der Finanzdienstleister Mastercard stellt nach Robejseks Angaben Infrastruktur für die Bezahlkarte zur Verfügung. "Welche konkrete Ausgestaltung eine Karte bekommen soll, kann sich theoretisch von Bundesland zu Bundesland unterscheiden und auch von Landkreis zu Landkreis", sagte er der Zeitung. "Das hängt davon ab, wie sich die Politiker auf den verschiedenen Ebenen abstimmen." Robejsek hält die Bezahlkarte vor allem für praktisch: "Wenn Bargeld und Sachgüter an Geflüchtete ausgegeben werden, dann ist das auch für die Verwaltungen unglaublich teuer und umständlich. Mit den Bezahlkarten wird der Aufwand deutlich reduziert, was im Interesse der Steuerzahler ist." Für diskriminierend halte er sie nicht.

Um die Bezahlkarte war zuletzt ein neuer Streit in der Ampel-Koalition ausgebrochen. Aus Sicht von SPD und FDP braucht es flankierend eine bundesgesetzliche Regelung. Die Grünen halten dies nicht für nötig und weisen darauf hin, dass die Einführung in Hamburg bereits begonnen hat und in Bayern kurz bevorsteht. Dort soll die Karte im März in vier Kommunen an den Start gehen. In Hamburg sind damit auch Barabhebungen an Geldautomaten möglich, allerdings nur bis zu einem Höchstbetrag von 50 Euro pro Monat plus 10 Euro für jedes Kind.

14 von 16 Bundesländern - darunter Hamburg - hatten sich Ende Januar auf ein gemeinsames Vergabeverfahren zur Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber geeinigt, das bis zum Sommer abgeschlossen sein soll. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gehen eigene Wege. Mit der Karte soll unter anderem verhindert werden, dass Migranten Geld an Schlepper oder an ihre Familie oder Freunde ins Ausland überweisen./mi/DP/zb