MEPPEN (dpa-AFX) - Um Windkraft von der Nordsee ins industrielle Hinterland zu bringen, braucht Deutschland neue Stromtrassen. Ein wichtiges Projekt wird am Montag nach jahrelanger Planung einen wichtigen Schritt zur Realisierung machen: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sowie die Landespolitiker Olaf Lies (SPD) und Christian Meyer (Grüne) geben zusammen mit dem Netzbetreiber Amprion den Startschuss für den Ausbau der Gleichstromverbindung A-Nord.

Die Trasse soll Strom aus der Nordsee ins nordrhein-westfälische Meerbusch-Osterath liefern. Die 300 Kilometer lange Leitung wird auf der gesamten Länge als Erdkabel verlegt. Als Bauzeit werden drei Jahre veranschlagt.

Im Rhein- und Ruhrgebiet gehen bis 2038 schrittweise alle Kohlekraftwerke vom Netz. Die Versorgungslücke soll der mit Windkraft erzeugte Strom von der Nordseeküste schließen. "Die Übertragungsleistung entspricht zwei Atomkraftwerken oder dem Verbrauch von zwei Millionen Haushalten", sagt Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer. Die Trasse A-Nord sei aus seiner Sicht damit auch ein wesentlicher Beitrag für Niedersachsens Weg zum Energiewendeland Nummer Eins.

In Osterath wird die Trasse A-Nord mit der weiteren geplanten Leitung Ultranet verbunden. Über diese Leitung gelangt der Windstrom aus Emden weiter bis nach Philippsburg in Baden-Württemberg. Die Gesamttrasse ist der Korridor A. Netzbetreiber Amprion nennt ihn eine der Hauptschlagadern der Energiewende.

Der Strom wird in Hochspannungs-Gleichstrom-Technik übertragen. Dieses Verfahren ist laut Amprion ideal, um große Energiemengen mit geringen Verlusten über große Entfernungen zu transportieren. Da das Übertragungsnetz in Deutschland jedoch überwiegend Wechselstromtechnik verwendet, muss es am Startpunkt in Emden als auch am Zielpunkt in Osterath jeweils eine Konverterstation geben. Dort erfolgt jeweils der Anschluss über Umspannanlagen an das 380-Kilovolt-Wechselstromnetz.

Der Strom wird mit vier Erdkabeln von Ostfriesland ins Rheinland geleitet, je zwei für den Plus- und für den Minuspol. Die Stromkabel werden in zwei separaten Gräben geführt. Laut Amprion hat das den Vorteil, dass bei einer Störung nicht die ganze Leitung abgeschaltet werden muss. In jedem Graben befindet sich noch ein weiteres Kabel, der so genannte metallische Rückleiter. Er soll dafür sorgen, dass bei einem Fehler am Plus- oder Minuspol eines Erdleiters trotzdem weiter Strom fließen kann./eks/DP/he