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Original-Research: Bauer AG - von Montega AG

Einstufung von Montega AG zu Bauer AG

Unternehmen: Bauer AG

ISIN: DE0005168108

Anlass der Studie: Update

Empfehlung: Halten

seit: 27.10.2022

Kursziel: 10,00 Euro

Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten

Letzte Ratingänderung: -

Analyst: Patrick Speck

Feedback CMD: BAUER gibt tiefgehende Einblicke zur aktuellen Entwicklung

und ordnet angekündigte Kapitalerhöhung ein

Wir haben am Dienstag auf der Weltleitmesse bauma in München den

Kapitalmarkttag von BAUER besucht. Im Rahmen der Analysten- und

Investorenrunde mit dem CEO und CFO wurde ausführlich über die aktuelle

Entwicklung des Unternehmens sowie die Hintergründe der jüngst

angekündigten Kapitalerhöhung gesprochen.

Lukrative Projekte im Bausegment vorgestellt: Trotz der Rezessionsängste

vor allem in den europäischen und amerikanischen Märkten zeichnete der

Vorstand ein in Summe positives Bild des aktuellen Marktumfeldes, dessen

strukturelle Treiber sich insbesondere im für BAUER maßgeblichen

Infrastrukturbau weiterhin robust zeigen. Allerdings deutet sich für Europa

in 2023 eine leichte Abschwächung an, wobei BAUER auch hier vor allem dank

Großprojekten nach wie vor über eine vielversprechende Auftragslage

verfügt. So ist das Unternehmen bis 2024 am Bau der

Hochgeschwindigkeitsbahntrasse HS2 in Großbritannien beteiligt

(Auftragsvolumen: ca. 70 Mio. Euro), deren Umsetzung dank einer günstigen

Vertragsgestaltung zudem gegen Mehrkosten abgesichert ist. In den anderen

Märkten können die Kostensteigerungen im Bau (u.a. Zement) zwar nicht

unmittelbar, aber doch mit gewissem Zeitversatz umfangreich weitergegeben

werden.

Als besonderen Lichtblick im Portfolio erachten wir das Projekt zum Bau der

170 km langen Megacity NEOM in Saudi-Arabien. Hier hat BAUER bereits die

ersten der bis etwa 70 m tiefen Großbohrpfähle errichtet und konnte den

Premierenabschnitt deutlich vor der vereinbarten Zeit abschließen. Die hohe

Umsetzungsgeschwindigkeit erscheint vor allem deshalb wichtig, da das

Tiefbauprojekt mit mehreren Tausend benötigten Pfählen vom Auftraggeber

etappenweise vergeben wird, was BAUER u.E. ein potenzielles

Gesamtauftragsvolumen im dreistelligen Mio.-Euro-Bereich ermöglichen

könnte, von dem bis Jahresende bereits über 30 Mio. Euro erlöst werden

dürften. Neben den direkten Umsätzen aus der Bauleistung profitiert BAUER

auch vom Verkauf von Maschinen an andere ausführende Bauunternehmen, was

bislang Aufträge von ca. 20 Mio. Euro eingebracht hat.

Anpassung des globalen Footprints dauert an: Demgegenüber stehen der

weitere Abbau von Überkapazitäten in einzelnen asiatischen Märkten (z.B.

Malaysia, Vietnam) sowie der vollständige Rückzug aus Randmärkten (z.B.

Ghana, Panama). Letztendlich sollen der globale Länder-Footprint weiter

reduziert und das Projekt- und Risikomanagement deutlich straffer und

zentraler organisiert werden. Vor diesem Hintergrund erachtet das

Management das mittelfristige EBIT-Margenziel von 4 bis 6% im Bau nach wie

vor als realistisch. Im laufenden Jahr dürfte der Break-Even jedoch noch

spürbar unterschritten werden (MONe EBIT-Marge Segment Bau 2022: -2,0%;

H1/22: -1,3%). Der Maschinenbau dagegen liegt angesichts unterjähriger

Preisanhebungen ( +13%) weitgehend im Plan, sodass wir hier im Gesamtjahr

eine Marge auf Vorjahreslevel (Vj.: 6,7%; H1/22: 6,6%) für realistisch

halten. Aus dem Russland-Geschäft werden nach den Impairments von rund 15

Mio. Euro (vgl. Comment v. 13.09.) keine darüber hinausgehenden Belastungen

mehr in H2 erwartet.

Mittelfristziel um ein Jahr verschoben: Die Strukturanpassungen im Bau

dürften bis ins kommende Jahr hineinreichen und u.E. weitere Sonderkosten

im niedrigen zweistelligen Mio.-Euro-Bereich nach sich ziehen, sodass sich

BAUER nicht mehr in der Lage sieht, das ursprünglich für 2023 in Aussicht

gestellte Mittelfristziel einer Konzern-EBIT-Marge von 7 bis 9% zu

erfüllen. Stattdessen geht der Vorstand nun vom Erreichen der

Zielbandbreite in 2024 aus. Wir hatten das 2023er-Ziel bereits im Vorfeld

als unrealistisch eingestuft und bleiben auch für 2024 angesichts des

ungewissen Verlaufs der Baukonjunktur unterhalb des kommunizierten

Korridors positioniert. Hervorzuheben bleibt jedoch, dass die schwache

Ergebnisentwicklung seit 2020 neben den direkten Corona-Folgen auf nur

wenige eigene Problemfelder zurückzuführen ist und die Profitabilität des

Konzerns mit Vermeidung derartiger Verlustbringer deutlich steigen dürfte.

So verursachten unterschätzte Investitionskosten in die Maschinentechnik

für die Gründung des Off-Shore-Windparkprojekts in Saint-Brieuc

Kostenbelastungen im mittleren zweistelligen Mio.-Euro-Bereich.

Diesbezüglich legte BAUER jedoch umfangreich dar, dass der Proof-of-Concept

des innovativen Bohrverfahrens mittlerweile erbracht wurde, sodass das

Auftragspotenzial im Zuge der Energiewende nach wie vor hoch erscheint.

In Summe halten wir an unseren operativen Prognosen für 2022 ff. fest.

Allerdings dürfte sich das fortlaufend steigende Zinsumfeld dank der

Zinssicherungsgeschäfte BAUERs weiter sehr vorteilhaft auf das

Finanzergebnis auswirken und in Q3 erneut in einem positiven

Finanzierungssaldo münden (MONe Q3: +5,0 Mio. Euro). Wir haben daher unsere

Prognose hinsichtlich des Nettoergebnisses deutlich erhöht. Zentrales Motiv

der am 10. Oktober angekündigten Kapitalerhöhung ist u.E. somit auch

weniger die Stärkung des Eigenkapitals als vielmehr die Reduktion der

Nettoverschuldung (Zielquote Net Debt/EBITDA: <2,5x). So verringern sich

die im Rahmen des Konsortialkreditvertrags mit einem Volumen von 390 Mio.

Euro festgelegten Covenants per Jahresende auf eine Zielquote von <3,25x

(bislang: <3,75x), was u.E. ohne externen Mittelzufluss nur schwer

einzuhalten wäre.

Kapitalerhöhung als Voraussetzung für Abschluss der Konzerntransformation:

Im Rahmen einer kurzfristig für den 18. November geplanten

außerordentlichen Hauptversammlung soll den Aktionären daher eine Erhöhung

des Grundkapitals von zurzeit 111,2 Mio. Euro um bis zu 74,1 Mio. Euro

unter Gewährung des Bezugsrechts vorgeschlagen werden. Der Bezugspreis für

die bis zu 17.394.520 neuen Aktien soll anhand des volumengewichteten

Durchschnittskurses der letzten fünf Börsenhandelstage vor Festlegung durch

den Vorstand abzüglich eines Abschlags von bis zu 20% ermittelt werden und

mindestens 6,00 Euro betragen.

Der Hauptaktionär Doblinger Beteiligung GmbH (Anteil: 30,0%) hat laut

Vorstand bereits seine Bereitschaft bekundet, sich in wesentlichem Umfang

an der KE zu beteiligen und ggf. nicht gezeichnete Stücke anderer Aktionäre

zu übernehmen. Wir halten es daher für sehr wahrscheinlich, dass sich der

Aktienanteil von Doblinger im Zuge der KE deutlich erhöht und die

Transaktion ein Pflichtübernahmeangebot zur Folge hat. Bilanziell dürfte

die KE in 2022 jedoch nicht mehr zum Tragen kommen, da das Ende der

Zeichnungsfrist für Anfang nächsten Jahres avisiert wurde. Dies könnte eine

temporäre Verfehlung der Covenants verursachen.

Fazit: BAUER hat auf der bauma eine klare Strategie präsentiert, wie das

Unternehmen die Profitabilität nachhaltig steigern will. Wir trauen dem

Unternehmen den Erfolg tendenziell zu, die Umsetzbarkeit hängt u.E. jedoch

nicht unwesentlich vom Erfolg der angekündigten Kapitalmaßnahme ab. Der

Vollzug der KE dürfte signifikant unter unserem Fair Value erfolgen und

somit zu einem spürbaren Verwässerungseffekt führen. Wir halten daher trotz

des ausgewiesenen Upside-Potenzials bis auf Weiteres an unserem Rating

"Halten" fest.

+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss

bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /

HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++

Über Montega:

Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser

mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum

umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und

wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht

sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und

fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die

Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden

zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und

Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die

Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum

Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der

Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:

http://www.more-ir.de/d/25739.pdf

Kontakt für Rückfragen

Montega AG - Equity Research

Tel.: +49 (0)40 41111 37-80

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-übermittelt durch die EQS Group AG.-

Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.

Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung

oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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