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Original-Research: Cherry SE - von Montega AG

Einstufung von Montega AG zu Cherry SE

Unternehmen: Cherry SE

ISIN: DE000A3CRRN9

Anlass der Studie: Update

Empfehlung: Halten (zuvor: Kaufen)

seit: 02.11.2023

Kursziel: 5,50 Euro (zuvor: 9,00 Euro)

Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten

Letzte Ratingänderung: -

Analyst: Miguel Lago Mascato

Avisierte Geschäftsdynamik in H2 stellt sich bisher nicht ein - Visibilität

für deutliche Verbesserung aktuell gering

Cherry hat letzte Woche enttäuschende vorläufige Q3-Zahlen kommuniziert und

gleichzeitig eine umfassende Restrukturierung des Switch-Geschäftes

angekündigt. Zugleich konkretisierte der Vorstand den bisher bestehenden

Guidance-Korridor am unteren Ende und avisiert damit eine deutliche

Steigerung der Dynamik im Schlussquartal.

Enttäuschende Umsatzdynamik infolge schwacher Switch- und Digital

Health-Umsätze: Nach vorläufigen Zahlen verbuchte Cherry nach 9M einen

Umsatzrückgang von rund 10% yoy auf 88,6 Mio. Euro (MONe: 92,6 Mio. Euro).

Nach einem leichten Top Line-Wachstum in Q2 (+2,8% yoy) musste der Konzern

in Q3 also wieder deutlich rückläufige Erlöse von rund 15% yoy (27,3 Mio.

Euro) hinnehmen. Allen voran das Switch-Geschäft sowie der Absatz von

e-Health-Terminals verliefen laut Management schwach. Hier hatte man für H2

indes eine deutliche Belebung avisiert. Einzig die angeschobene

Internationalisierung und Vertriebskanalerweiterung für Gaming-&

Office-Peripherals dürfte der Top Line-Entwicklung Aufwind verliehen haben.

In diesem Zusammenhang verlief die EBITDA-Entwicklung nach 9M (1,9 Mio.

Euro; Marge: 2,2%) ebenfalls schwächer als erwartet (MONe: 7,7 Mio. Euro).

Umfassendes Maßnahmenpaket für Geschäftsbereich Components geplant: Laut

Mitteilung ist die schwache Entwicklung des Components-Geschäftes im

Wesentlichen auf die fehlende Wettbewerbsfähigkeit der aktuellen

MX-Schalter zurückzuführen. Für die strategische Neuausrichtung und die

Wiederherstellung einer adäquaten Marktposition sowie der Ertragskraft

dieser Sparte erarbeitet der Vorstand nun ein umfangreiches Maßnahmenpaket

entlang der gesamten Wertschöpfungskette, welches kurzfristig umgesetzt

werden soll. Dies dürfte für 2023 noch deutliche

Restrukturierungsaufwendungen und u.a. deutliche Abschreibungen auf den

Vorratsbestand von MX-Switches mit sich bringen.

Konkretisierte Umsatz-Guidance noch immer ambitioniert: Aufgrund der

enttäuschenden Entwicklung in Q3 konkretisierte Cherry die Guidance am

unteren Ende auf 140 Mio. Euro bzw. 10% ber. EBITDA-Marge, womit nicht

weniger als eine historische Umsatzsteigerung von rund 50% yoy und ein

Rekord-Konzernerlös von ca. 51,0 Mio. Euro impliziert wird. Die aktuelle

Höchstmarke liegt bei 49,7 Mio. Euro (Q4/20). So erwartet der Vorstand in

Q4 eine Belebung der Produktverkäufe bei Tastaturschaltern und Gaming- bzw.

Office-Peripherals. Dies soll vordergründig durch die veränderte

Vertriebsstruktur erreicht werden, deren Effekte sich angesichts der

vorweihnachtlichen Verkaufsevents (Black Friday, Cyber Monday) potenzieren

dürften. Vor dem Hintergrund des anhaltend schwachen Konsumklimas in

Deutschland (11/23: -28,1) gehen wir jedoch aktuell von enttäuschenden

Verkaufsniveaus entlang der Weihnachtsphase aus, die zwar durch die

verbreiterte Vertriebsbasis teilweise kompensiert werden können, das

avisierte Top Line-Niveau u.E. jedoch äußerst ambitioniert erscheinen

lässt. Insgesamt bleiben wir daher nach Anpassung der Umsatzerwartungen für

2023 unterhalb der aktualisierten Prognose positioniert.

Langfristig dynamische Top Line-Entwicklung aktuell nicht visibel: Vor

allem aufgrund der anstehenden Restrukturierung und dem scheinbar deutlich

intensivierten Wettbewerbsumfeld im Geschäftsbereich Components (Segment

Gaming) und der resultierenden niedrigen Visibilität reduzieren wir unsere

Umsatz- und Ergebniserwartungen für diesen Geschäftsbereich deutlich. Neben

der allgemeinen Nachfrageschwäche wirkt die Umstellung des Geschäftsmodells

hin zum OEM-Direktvertrieb ebenfalls als Unsicherheitsfaktor. Wenngleich

man jüngst einen ersten Erfolg in Form der MEDION-Kooperation vermelden

konnte, führt diese in 2024 u.E. nicht zu einer signifikanten Steigerung

der Top Line. An weiteren Kooperationen arbeitet der Vorstand mit

Hochdruck. Der Sales-Cycle dürfte jedoch u.E. noch in das nächste Jahr

hineinreichen, sodass frühestens in H2 2024 messbare Erfolge hieraus zu

verzeichnen sind.

Auf der anderen Seite dürften im nächsten Jahr neue Produktlaunches in

größerem Umfang anstehen, die hier für ein Wiedererstarken der Top Line

führen könnten. So neigen sich laut Management die Lebenszyklen für eine

Vielzahl an Gaming-Produkten wie Notebooks und PCs, welche in der

Covid-Phase angeschafft wurden, dem Ende. Kurzfristig scheint eine

anhaltende Schwäche des Geschäftsbereichs für uns auch aufgrund des u.E.

weiterhin schwachen Konsumklimas jedoch wahrscheinlicher und auch

langfristig haben wir eine verhaltene Entwicklung abgebildet mit einem

durchschnittlichen Wachstum von 0,0% p.a. (2022 bis 2025e).

Ebenso vorsichtig positionieren wir uns hinsichtlich der Geschäftsbereiche

Gaming Devices (Segment Gaming) und Peripherals (Segment Professional),

welche aktuell deutlich zweistellige Wachstumsraten verzeichnen dürften und

dabei massiv von der erfolgreich anlaufenden Erweiterung der Vertriebsbasis

(E-Commerce, Internationalisierung) profitieren. Gleichwohl dürften sich ab

2024 Basiseffekte einstellen und die Wachstumsraten sowohl bei Gaming

Devices (CAGR 2022-2025e: 22,7% p.a.) als auch für Peripherals (CAGR

2022-2025e: 11,3% p.a.) spürbar niedriger verlaufen.

Abschließend scheint der Vertrieb von eHealth-Terminals nicht die erhoffte

Dynamik zu entfalten, wenngleich sich Branchenteilnehmer wie Shop Apotheke

positiv hinsichtlich der Adoption des e-Rezeptes äußern, sodass sich

unsererseits die Zweifel bzgl. einer strukturellen Nachfrageschwäche nach

Ersatzterminals mehren.

In Summe reduzieren wir daher unsere Konzernumsatzerwartungen über den

gesamten Prognosezeitraum (2023e-2029e: 7,1% p.a.; vorher: 10,9% p.a.).

Profitabilität unterhalb des avisierten Niveaus abgebildet: Aufgrund des im

Prognosezeitraums weiter rückläufigen Umsatzanteils der margenstarken

Tastaturschalter korrigieren wir unsere EBITDA-Erwartungen im gesamten

Prognosezeitraum ebenfalls. Während Components in 2021 noch rund 34% der

Konzernumsätze repräsentierten, stehen sie in 2025 u.E. nunmehr nur noch

für ca. 13%. Dies führt dazu, dass wir in diesem Jahr trotz eines

vergleichbaren Top Line-Niveaus von 166,5 Mio. Euro (2021: 168,4 Mio. Euro)

eine deutlich niedrigere EBITDA-Marge von 17,2% prognostizieren (2021:

25,4%), was sich auch in unseren langfristigen EBITDA-Margenerwartungen

reflektiert (Ø 2023e-2029e: 15,7%; vorher: 17,9%). Damit erwarten wir auch

aufgrund der aktuell geringen Visibilität für den GB Components weiterhin

eine Margenentwicklung unterhalb der vom Management avisierten

mittelfristigen adj. EBITDA-Marge "von mehr als 20,0%".

Fazit: Entgegen des Management-Ausblicks nach H1 hat Cherry ein schwaches

Q3 verbucht. Wenngleich sich eine Kaufempfehlung auch nach unseren deutlich

reduzierten Prognosen rechtfertigen lässt, ist das Chance/Risiko-Verhältnis

bei C3RY aktuell u.E. nicht attraktiv. Wir erwarten kurzfristig anhaltend

negativen Newsflow und stufen die Aktie auf Halten mit einem Kursziel von

5,50 Euro (zuvor: 9,00 Euro).

+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss

bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS /

HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter http://www.montega.de +++

Über Montega:

Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser

mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum

umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und

wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht

sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und

fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die

Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden

zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und

Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die

Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum

Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der

Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.

Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden:

http://www.more-ir.de/d/27997.pdf

Kontakt für Rückfragen

Montega AG - Equity Research

Tel.: +49 (0)40 41111 37-80

Web: www.montega.de

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Für den Inhalt der Mitteilung bzw. Research ist alleine der Herausgeber bzw.

Ersteller der Studie verantwortlich. Diese Meldung ist keine Anlageberatung

oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte.

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