Nach der Kurserholung zu Wochenbeginn sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag wieder abgetaucht. Der Leitindex Dax war nach anfänglichen Gewinnen bereits am Vormittag ins Minus gedreht, zum Handelsschluss betrug der Abschlag 1,03 Prozent auf 12.670,83 Punkte. Damit sind sämtliche Vortagesgewinne wieder dahin. Mit der Aussicht auf eine weitere kräftige Zinserhöhung in den USA am Mittwoch gingen die Investoren kaum mehr ins Risiko.

Der MDax beendete den Handelstag mit einem Abschlag von 0,88 Prozent bei 23.759,51 Zählern. Kursbelastend wirkten laut Börsianern auch neue Preisdaten: Die deutschen Erzeugerpreise stiegen im August deutlich stärker als erwartet. Die Marktteilnehmer sahen dadurch das Szenario von weiteren Zinserhöhungen auch in der Eurozone untermauert. Die Sitzung der US-Notenbank Fed steht weiterhin im Brennpunkt des Interesses.

Steigende Kapitalmarktzinsen sind Gift auch für die Immobilienbranche. Sie verteuern das Bauen und gleichzeitig die Finanzierung. Der europäische Sektorindex fiel am Dienstag auf den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Vonovia-Aktien gehörten mit einem Abschlag von knapp drei Prozent zu den Schlusslichtern im Dax. Auch die Immobilienaktien im MDax und SDax gerieten unter Druck.

Henkel standen wegen des Kapitalmarkttages im Fokus. Der Konsumgüterkonzern erhöhte dank guter Geschäfte im Segment Klebstoffe die Umsatzprognose für das laufende Jahr ein weiteres Mal. Die Aktien hatten zunächst mit Gewinnen reagiert, waren dann aber mit dem schwachen Gesamtmarkt ins Minus gedreht. Zum Schluss stand ein Minus von 1,2 Prozent auf der Anzeigetafel.

Gesucht waren erneut die Aktien der Porsche Holding, die den Dax mit einem Aufschlag von fast vier Prozent anführten. Die Zeichnungsfrist für den Börsengang des Sportwagenbauers Porsche AG hat inzwischen begonnen. Die Nachfrage übersteige das Angebot, hieß es dazu von der Investmentbank Goldman Sachs. Volkswagen-Vorzüge gaben indes leicht nach, die übrigen Autobauer im Leitindex mussten sich mit etwas deutlicheren Kursverlusten von jeweils rund einem Prozent abfinden.

Auch der Uniper-Konzern beschäftigt die Börsianer weiter. Hier gab es Neuigkeiten zum Stabilisierungspaket, das derzeit noch verhandelt wird. Demnach soll der deutsche Staat alle bisher vom finnischen Energiekonzern Fortum gehaltenen Anteile übernehmen und erhält damit die Mehrheit an dem angeschlagenen Gasimporteur. Geplant sei außerdem eine Kapitalerhöhung in Höhe von acht Milliarden Euro, die ausschließlich durch den Bund gezeichnet werden soll, hieß es am Abend vom Konzern. Die Uniper-Aktien kletterten an der SDax-Spitze um fast vier Prozent. Am Freitag noch waren sie auf ein Rekordtief gefallen.

Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor, er gab 0,93 Prozent auf 3467,09 Punkte nach. Auch an den Leitbörsen in London und Paris gab es Abschläge. An der Wall Street tauchten die Anleger ebenfalls nach den Kursgewinnen zum Wochenstart wieder ab, in New York stand der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss mit rund 0,8 Prozent im Minus.

Der Euro stand im Abendhandel weiter unter Druck, zuletzt wurden 0,9986 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9986 (Montag: 0,9990) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 1,0014 (1,0010) Euro gekostet. Die europäische Gemeinschaftswährung pendelt seit Wochen um die Parität zum Dollar.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,69 Prozent am Vortag auf 1,80 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,43 Prozent auf 129,71 Punkte. Der Bund-Future fiel um 1,10 Prozent auf 140,84 Punkte, im Tagesverlauf hatte er ein Tief markiert.

© dpa-infocom, dpa:220920-99-829301/7