NEW YORK (dpa-AFX) - Eine unerwartet hohe Inflation hat am Dienstag an den US-Börsen für deutliche Kursverluste gesorgt. Vor allem unter den Tech-Werten, die als besonders zinsabhängig gelten, war die Enttäuschung nach zuletzt vier Gewinntagen groß, dass sich die US-Jahresinflationsrate nur leicht abschwächte. Anleger sehen darin ein Indiz dafür, dass der Druck auf die US-Notenbank Fed bei ihren geldpolitischen Straffungen nicht nachlässt und weiter eine Rezession droht.

Während der technologielastige Nasdaq 100 nach etwas mehr als einer Handelsstunde um 3,70 Prozent auf 12 268,24 Zähler absackte, sank der Dow Jones Industrial um 2,47 Prozent auf 31 580,25 Punkte. Er egalisierte damit einen größeren Teil der Kursgewinne der vergangenen Tage. Auch der marktbreite S&P 500 büßte am Dienstag 2,81 Prozent auf 3995,10 Zähler ein.

Parallel zu den tiefroten Aktienmärkten legten auch der US-Dollar und die Kapitalmarktzinsen in den USA nach den enttäuschenden Inflationsdaten stark zu, was dafür spricht, dass Anleger weitere deutliche Zinserhöhungen durch die Fed erwarten. Dies deckt sich mit der Erwartungen der Experten von der ING Bank, die in der kommenden Woche mit einem Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte rechnen.

Der Ökonom James Knightley von der ING hält es für besonders bedenklich, dass die von der Fed als besonders wichtig angesehene Kerninflation gestiegen ist. Aus den Daten leitet auch Volkswirt Bernd Weidensteiner von der Commerzbank einen klaren Auftrag für die US-Währungshüter ab: "Die Fed muss weiter kräftig auf die Bremse treten, auch um den Preis einer etwaigen Rezession."

Die Anteilsscheine von Oracle stemmten sich gegen den schwachen Markt, indem sie vergleichsweise milde um ein halbes Prozent fielen. Der Softwarekonzern überzeugte mit der Höhe des Umsatzanstiegs und Anleger goutierten dabei den Schwung im Cloud-Geschäft. Allerdings bremste es die Euphorie, dass höhere Betriebskosten den Gewinn um mehr als ein Drittel einbrechen ließen.

Nicht zur Ruhe kommt derweil der Fitness-Spezialist Peloton . Bei dem Unternehmen, das in der Corona-Krise großen Zuspruch erfuhr, gehen mit dem langjährigen Firmenlenker John Foley und dem Rechtsvorstand Hisao Kushi zwei weitere Mitgründer von Bord. Anleger reagierten erschrocken: Die Papiere sackten nach der jüngsten Erholung um 12 Prozent ab. Foley war zuletzt noch als geschäftsführender Verwaltungsratsvorsitzender tätig.

An der Nasdaq-Börse fielen die Papiere der Facebook-Mutter Meta negativ auf: Mit einem Abschlag von 7,6 Prozent auf gut 156 US-Dollar näherten sie sich wieder ihren zuletzt erreichten Tiefs seit April 2020 - also der Frühphase der Pandemie, in deren Zeit die Papiere dann bis auf 384 Dollar gestiegen waren.

Die Alphabet -Aktien verloren 4,7 Prozent. Dem Mutterkonzern des Suchmaschinenbetreibers Google drohen aus zwei in Großbritannien und in den Niederlanden anhängigen Klagen Schadensersatzansprüche von mehr als 25 Milliarden Dollar. Google wird vorgeworfen, seine Marktmacht im Online-Anzeigengeschäft gegenüber Wettbewerbern ausgenutzt zu haben./tih/jha/

Quelle: dpa-AFX