Ein Pilotprojekt zur Einführung digitaler Rezepte wird aus Datenschutz-Bedenken gestoppt. Die Aktie von Shop Apotheke rutscht auf den tiefsten Stand seit drei Jahren.

Die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland läuft noch nicht rund. In der Pilotregion Westfalen-Lippe hat die Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) das Vorhaben auf Eis gelegt. Begründet wurde dies mit Datenschutzproblemen. Der Bundesdatenschutzbeauftragte befürchtet, dass es in der geplanten Form Datenmissbrauch in Apotheken geben könnte. Notwendige Updates ließen noch auf sich warten.

Die Nachricht schockt vor allem die Anleger großer Online-Apotheken wie Shop Apotheke und Zur Rose (Betreiber der Docmorris-Apotheken). Die Branche setzt große Hoffnungen in die Einführung des E-Rezeptes.

Zur Rose-Papiere sackten um fast 17 Prozent ab, die Anteilsscheine der Shop Apotheke waren im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit 2019 zurückgefallen und büßten rund 14 Prozent ein. 

Die Nachrichten zum E-Rezept kämen zwar etwas überraschend, schrieb der Experte Alexander Thiel vom Analysehaus Jefferies. Allerdings seien beim Stand der Aktien beider Unternehmen ohnehin keinerlei Aussichten auf künftige Umsätze durch das E-Rezept eingepreist. 

Jefferies hat die Einstufung für Shop Apotheke auf "Kaufen" mit einem Kursziel von 140 Euro belassen. Zwar sei der Druck auf die Regierung nun gewachsen, eine Lösung zu finden, doch bis dahin blieben die Online-Apotheken mit dem E-Rezept weiter in der Sackgasse.

Unterdessen bleibt das für die Einführung zuständige Unternehmen Gematik zuversichtlich, dass man das E-Rezept im Jahr 2023 flächendeckend einführen kann. Im laufenden Jahr wurden erst 525.000 Rezepte digital verschrieben. Zum Vergleich: Pro Jahr werden in Deutschland rund 500 Millionen Verschreibungen ausgestellt.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Baader Bank ihr Kursziel für Shop Apotheke glatt halbiert, auf jetzt 55 Euro. Nicht nur aufgrund der Unsicherheit rund um die Einführung des E-Rezept bleibt Analyst Volker Bosse zurückhaltend. Auch das angespannte Konsumklima dürfte im kommenden Quartal auf Umsatz und Gewinn drücken. Dennoch hält der Experte an seinem Kaufen-Votum fest.

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion/ mit dpa-AfX

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Quelle: Wallstreet Online