LONDON (dpa-AFX) - Der Brexit hat einer Studie zufolge das medizinische Personal in Großbritannien ausgedünnt. Lücken gebe es vor allem bei Anästhesisten, Kinderärzten, Psychiatern sowie Herz- und Lungenexperten, wie die Denkfabrik Nuffield Trust ermittelte. Demnach arbeiteten 2021 gut 37 000 Ärztinnen und Ärzte aus europäischen Ländern im Vereinigten Königreich. Allerdings habe der britische EU-Austritt dazu geführt, dass medizinisches Personal langsamer rekrutiert werde. Ohne Brexit hätte Großbritannien der Studie zufolge aktuell rund 41 300 europäische Ärzte, fast 4300 mehr als jetzt.

Wegen des Brexits benötigen Fachkräfte nun Arbeitsvisa, die mit hohen Kosten und großem bürokratischen Aufwand verbunden sind. Ohnehin ist der Ärztemangel groß. Selbst wenn es gelinge, mehr Britinnen und Briten auszubilden, werde es ohne EU- und internationale Kollegen und angesichts der langen Studienzeit noch dauern, die Lücke zu schließen, mahnte Kitty Mohan von der Ärztevereinigung British Medical Association der Zeitung "Guardian" (Montag).

Der Gesundheitsdienst NHS ist chronisch unterfinanziert und unterbesetzt. Allein in England fehlen mehr als 10 500 Ärzte. Noch deutlich stärkere Auswirkungen hat der Brexit auf EU-Pflegepersonal. Kamen im Geschäftsjahr 2015/16 noch 9389 Krankenschwestern und Hebammen aus der EU ins Land, waren es 2021/22 noch 663. Allerdings stieg die Zahl der Fachkräfte aus anderen Ländern wie Indien und den Philippinen deutlich.

Für Dezember hat das NHS-Personal im Streit um höhere Löhne erstmals Streiks angekündigt. Wie die Zeitung "Times" berichtete, könnten Soldatinnen und Soldaten einspringen und etwa Krankenwagen fahren. Kabinettsmitglied Grant Shapps sagte dem Sender Sky News, es gebe dafür keine "unmittelbaren Pläne"./bvi/DP/mis

Quelle: dpa-AFX