• Die Nachfrage nach erneuerbarer Energie nimmt stetig zu
  • Encavis betreibt immer mehr Solar- und Windparks in Europa und liefert so grünen Strom
  • Gemessen an den Wachstumszielen erscheint die Bewertung günstig

Erneuerbare Energien boomen. Im Jahr 2023 war erstmals mehr als die Hälfte des in Deutschland erzeugten Stroms grün. Der Anteil der Erneuerbaren lag im abgelaufenen Jahr bei 56 %, fünf Jahren zuvor – im Jahr 2018 – lag dieser Wert noch bei 40 %. Dieses starke Wachstum soll sich fortsetzen – im Jahr 2030 soll 80 % des deutschen Bruttostromverbrauchs mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dass Deutschland mit dieser Entwicklung nicht alleine steht, erkennt man auf an dem globalen „Abwenden von fossiler Energie“, welches im Dezember 2023 auf der Klimakonferenz in Dubai beschlossen wurde.

Doch an der Börse merkt man seit dem „Corona-Boom“ wenig von dieser positiven Entwicklung. Schaut man zum Beispiel auf den breit aufgestellten iShares Global Clean Energy ETF (WKN: A0MW0M), sieht man ein Kursminus von satten 52 % auf Sicht der letzten drei Jahre (Stand aller Angaben: 18.02.2024). Bei dem deutschen Betreiber von Solaranlagen und Windparks Encavis (WKN: 609500) sieht es ganz ähnlich aus. Auf Sicht von drei Jahren steht ein Minus von 38 %, seit Jahresbeginn fiel der Kurs um 18 %. Hier könnte sich heute ein schöner Einstiegszeitpunkt für langfristig orientierte Anleger bieten!

Solides Geschäftsmodell

Wir beginnen mit einem kurzen Blick auf die Geschäftsaufstellung von Encavis. Das Hamburger Unternehmen gliedert sich in drei Bereiche auf:

  • Betrieb von Solar- und Windparks
    Dies ist mit Abstand der bedeutendste Geschäftsbereich von Encavis. Das Unternehmen betreibt über 330 Solar- und On-Shore Windparks in 12 europäischen Ländern. Im Normallfall baut Encavis diese Anlagen nicht selbst, sondern kauft schlüsselfertige oder bereits bestehende Anlagen auf. Mit diesen Anlagen wird dann grüner Strom produziert, der über langfristige Abnehmerverträge oder durch garantierte Einspeisevergütungen vertrieben wird. Der produzierte Strom reicht laut Unternehmensangaben aus, um 2,2 Mio. Haushalte zu versorgen!
  • Asset Management
    Darüber hinaus bietet Encavis institutionellen Investoren die Möglichkeit, direkt in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien investieren, welche dann wiederum durch Encavis betrieben werden. Ein Beispiel hierfür ist die Ende 2023 verkündete Investition eines Fonds der BayernLB in zwei Windparks.
  • Technische Solardienstleistungen
    Seit Herbst 2022 besitzt Encavis einen Anteil von 80 % am italienischen Unternehmen Stern Energy. Dieses bietet europaweit technische Dienstleistungen rund um die Errichtung, den Betrieb und die Wartung von Photovoltaik-Anlagen an.

Das operative Wachstum ist intakt

Mit dieser Aufstellung ist Encavis in den letzten Jahren gut gefahren. Das Portfolio an Anlagen wird stetig erweitert (allein seit Jahresbeginn 2024 wurde die Akquisition von sechs Windparks verkündet) und so die Menge des produzierten Stroms langfristig gesteigert. Dies führt wiederum zu wachsenden Umsätzen und Gewinnen.

2019 2020 2021 2022 2023 (Prognose)
Produzierter Strom (GWh) ~ 1.700 2.096 2.755 3.133 > 3.400
Umsatz (Mio. Euro) 274 292 333 463 > 440
Operatives EBIT (Mio. Euro) 132 132 149 198 > 185

Quelle: Investor Relations Encavis

Wir erkennen, dass sich alle dargestellten Kennzahlen langfristig schön entwickeln. Doch es gibt ziemliche Schwankungen, die man bei dem soliden Geschäftsmodell nicht unbedingt erwarten würde. Diese liegen zum einen an wechselnden Wetterbedingungen, die Einfluss auf die Menge des produzierten Stroms haben.

Zum anderen machten sich insbesondere im Jahr 2022 deutlich gestiegene Strompreise positiv bemerkbar. Da die europäischen Strompreise nun wieder grob auf das Niveau von vor Beginn des Ukrainekrieg gefallen sind, dürften Umsatz und EBIT im Jahr 2023 geringer als im Vorjahr ausfallen. Die in meinen Augen entscheidende Menge des produzierten Stroms steigt jedoch weiter und sollte die Ergebnisse somit in den nächsten Jahren weiter antreiben.

Der Blick nach vorne

Das Management rund um den seit 2023 amtierenden CEO Dr. Christoph Husmann sieht das ähnlich. Vor knapp einem Jahr wurden neue Mittelfristziele für das Jahr 2027 kommuniziert. Diese sehen eine Beschleunigung des Wachstums vor, um der stetig steigenden Nachfrage nach grüner Energie nachzukommen.

So sollen noch mehr Solar- und Windparks als bisher zugekauft werden und damit die Menge des produzierten Stroms im Jahr 2027 auf 5.800 GWh gesteigert werden. Ausgehend von dem Ausblick für 2023 entspricht dies einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 14 %. Beim Umsatz soll das durchschnittliche jährliche Wachstum sogar 16 % betragen, beim operativen EBITDA 12 % pro Jahr (ein Ziel für das operative EBIT wurde nicht kommuniziert). Das klingt ordentlich!

Dass das Management an diese Ziele glaubt, erkennt man auch daran, dass dieses regelmäßig Aktien von Encavis kauft. 25 % der Unternehmensanteile werden von Insidern gehalten.

Potenzielle Risiken

Doch dieses anvisierte Wachstum kostet natürlich Geld. Eine Menge Geld! 3,9 Mrd. Euro möchte Encavis dafür im Zeitraum von 2023 bis 2027 ausgeben. 2,4 Mrd. Euro davon sollen über die Aufnahme langfristiger Schulden finanziert werden. Das ist eine Hausnummer! Insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass Encavis per Ende 2022 bereits mit 1,9 Mrd. Euro langfristigen Schulden in der Kreide stand und die Marktkapitalisierung bei „nur“ rund 2 Mrd. Euro liegt.

Diese hohe Schulden bergen in Kombination mit dem deutlich gestiegenen Zinsniveau ein Risiko. Da das Geschäft von Encavis ziemlich solide und wenig konjunkturabhängig ist, scheint mir dieses Risiko aber verkraftbar. Auch weil das Unternehmen einen ordentlichen Teil des Wachstums mit eigenen Mitteln finanzieren möchte und dafür unter anderem die Dividende gestrichen hat. So soll die Eigenkapitalquote nie unter 24 % fallen (Ende 2022 lag diese bei 28 %).

Darüber hinaus hat Encavis zwar generell Rückenwind aus der Politik, die europaweit erneuerbare Energien fördert. Doch politische Entscheidungen können das Geschäft auch leicht negativ beeinflussen. So wurde in Frankreich zum Beispiel über eine rückwirkende drastische Kürzung der Einspeisevergütung für Solaranlagen diskutiert, in Deutschland wurden im letzten Jahr staatliche Strompreisbremsen eingeführt.

Mein Fazit: Eine gute Wahl, um auf erneuerbare Energien zu setzen

Die Chancen überwiegen meiner Ansicht nach jedoch die Risiken. Encavis scheint stark positioniert, um weiterhin von einer langfristig steigenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien in Europa zu profitieren. Dabei ist das Geschäft mit dem Betrieb der Anlagen recht verlässlich – ganz anders als bei Herstellern von Solar- und Windanlagen.

Nachdem die Aktie in den letzten Jahren recht deutlich wieder zurückgekommen ist, notiert diese nun kaum höher als vor dem Beginn der Coronapandemie. Seitdem hat der Rückenwind im Bereich der erneuerbaren Energien jedoch noch einmal zugenommen, das operative Geschäft von Encavis ist stark gewachsen. Entsprechend ist das KGV auf nun 20 (bezogen auf das prognostizierte Ergebnis in 2023) gefallen. Gemessen an den kommunizierten Wachstumsplänen scheint mir dies günstig. Die Encavis-Aktie ist in meinen Augen heute also eine ziemlich gute Wahl, um auf die steigende Nachfrage nach erneuerbaren Energien zu setzen.

Der Artikel Encavis: Die beste Aktie, um auf erneuerbare Energien zu setzen?! ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Hendrik Vanheiden besitzt Aktien von Encavis.

Aktienwelt360 2024