Nachhaltige Aktien erleben düstere Zeiten. Nach dem jüngsten Crash bei Aktien mit Nachhaltigkeitsbezug stellt sich für mich die Frage nach dem Einstieg, denn der Megatrend erscheint mir nach wie vor intakt. Die Liste der potenziellen Gewinner ist lang.
In den vergangenen Jahren gab es bereits einige starke Gewinner unter den nachhaltigen Aktien. Viele von ihnen hatten jedoch mit Rentabilitätsproblemen zu kämpfen.
Anders sieht es bei Unternehmen wie Tomra Systems (WKN: A3DHA0) oder Enphase Energy (WKN: A1JC82) aus. Sie können trotz vorübergehender Kursrückgänge weiterhin als aussichtsreiche Anlagemöglichkeiten angesehen werden. Allerdings gilt es, einige Besonderheiten zu beachten. Doch schauen wir erst einmal auf die Unternehmen selbst.
Tomra Systems: Monopolist beim Flaschen-Recycling
Das norwegische Unternehmen Tomra Systems hat sich auf Lösungen im Bereich des automatisierten Recyclings spezialisiert und hier eine monopolähnliche Stellung aufgebaut. Das Geschäftsmodell basiert auf der Entwicklung und Bereitstellung von Technologien, die eine effiziente Rückgewinnung von Wertstoffen ermöglichen.
Jeder von uns kennt die Automaten im Handel, die mit Leergut gefüttert werden, um dann als Belohnung ein Pflachenpfandbon zu erhalten. Viel wichtiger ist jedoch, dass das Unternehmen mit seinen hochentwickelten Sortiermaschinen und Sensortechnologien einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft leistet. Genau das ist eine Definition nachhaltiger Aktien.
Trotz starker Kursverluste von rund 40 % im laufenden Jahr stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Im dritten Quartal 2023 stieg der Umsatz um 11,4 % auf 3,5 Mrd. NOK. Das bereinigte EBITA sank jedoch um 4,4 %, was auf eine hohe Kosteninflation zurückzuführen ist. Darüber hinaus belastete eine Cyber-Attacke das Unternehmen.
Tomra Systems dürfte dabei tendenziell gut positioniert sein, um vom wachsenden Bewusstsein für Umweltfragen und Recycling zu profitieren. Der Wachstumstrend scheint weiter ungebrochen.
Einzig die nach wie vor hohe Bewertung ist für mich noch ein Grund, auf günstigere Kurse zu warten. So liegt das normalisierte KGV bei 27 (Stand: 18.11.23, Morningstar).
Enphase Energy: Wichtiger Player im Solarmarkt
Enphase Energy ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Mikro-Wechselrichtern spezialisiert hat, die in Photovoltaikanlagen integriert werden. Diese Technologie ermöglicht eine optimierte Energieerzeugung auch in komplexen Umgebungen.
Mit dem wachsenden Interesse an erneuerbaren Energien, insbesondere Solarenergie, ist Enphase Energy also ein zentraler Bestandteil der Energiewende. Das Unternehmen hat eindeutig das Potenzial, ein wichtiger Akteur auf dem Markt zu werden. Das zeigte auch die Marktkapitalisierung vor dem großen Crash. In der Spitze lag sie bei über 45 Mrd. US-Dollar. Seitdem geht es abwärts. Der Kursverlust im laufenden Jahr beträgt rund 65 % (Stand: 18.11.23).
Die Kursentwicklung von Enphase Energy mag diesmal besonders durch kurzfristige Marktschwankungen beeinflusst worden sein, insbesondere die operative Schwäche des Microinverter-Herstellers mag viele Investoren verschreckt haben.
Der Umsatz ging im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal um 16 % zurück. Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug der Rückgang 13 %. In Europa liefen die Geschäfte noch schlechter.
Für das Folgequartal sollten sich Investoren aber warm anziehen, denn es werden nur noch Umsätze zwischen 300 und 350 Mio. US-Dollar erwartet. Das sind noch einmal mindestens 40 % weniger als im schwachen Vorquartal.
Belastend wirkt hier vor allem die schwache Nachfragesituation, die vielfältige Ursachen hat. So bremsen die niedrigen Öl- und Gaspreise den Ausbau der erneuerbaren Energien. Zudem verunsichern Diskussionen um Subventionen. Auch die Strategien chinesischer Solaranbieter spielen eine Rolle.
Trotz der kurzfristigen Probleme sind die langfristigen Wachstumsperspektiven aus meiner Sicht weiterhin vielversprechend. Das Unternehmen positioniert sich als Schlüsselakteur der Energiewende. Solar dürfte dabei auch in den kommenden Jahren stark nachgefragt werden. Ich gehe daher von einer langfristigen Erholung aus. Enphase Energy könnte daher nach dem Crash wieder an Wert gewinnen, sollten Kapitalerhöhungen die Aktienbasis nicht verwässern.
Allerdings gibt es noch viele Unsicherheiten. So ist der Markt für Microinverter nach wie vor schwach und ein Ende der Situation ist aus heutiger Sicht nicht absehbar. Zudem ist ein erwartetes KGV von 30 immer noch nicht günstig.
Fazit
Trotz vorübergehender Kursrückschläge sollten langfristig orientierte Anleger Nachhaltigkeitswerte wie Tomra Systems und Enphase Energy nicht aus den Augen verlieren. Die Geschäftsmodelle beider Unternehmen sind auf langfristiges Wachstum ausgerichtet und ihre innovativen Lösungen entsprechen den globalen Trends in Richtung Umweltschutz und erneuerbare Energien. Zudem konnten beide Unternehmen bereits vor dem Crash profitabel wachsen, was man nicht von jeder mit Nachhaltigkeit geprägten Aktie sagen konnte.
Eine Markterholung könnte sie daher nach dem Crash wieder aufleben lassen, wenn das langfristige Potenzial dieser Unternehmen dann noch vorhanden ist. Derzeit scheinen jedoch die Risiken aufgrund der immer noch hohen Bewertungen zu überwiegen.
Der Artikel Nachhaltige Aktien im Wandel: Welche Aktien nach dem Crash wieder auferstehen könnten! ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
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Frank Seehawer besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.
Aktienwelt360 2023