Nach der Insolvenzmeldung von Evergrande in den USA geben die chinesischen Börsen weiter nach. Experten sind sich uneins, ob die Sorgen der Investoren berechtigt sind.

Der chinesische Immobilienentwickler Evergrande hat in den USA einen Insolvenzantrag gestellt. So will sich das Unternehmen vor Forderungen US-amerikanischer Gläubiger schützen. Die Insolvenzmeldung ist nur eine von aktuell vielen schlechten Nachrichten aus China und befeuert Sorgen um den Zustand der chinesischen Wirtschaft. Die Wirtschaft rutschte im Juli in eine Deflation, die Teuerungsrate sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent.

Die angespannte Situation spiegeln auch die Börsenkurse: Viele Anleger stoßen chinesische Aktien ab. Der Hang Seng Index, der die 50 größten Unternehmen an der Hongkonger Aktienbörse abbildet, brach laut Marketscreener am Freitag um 2,1 Prozent ein und schloss bei 17.951 Punkten - dem niedrigsten Stand seit fast neun Monaten.


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Der Hang Seng China Enterprises Index sank um 2,3 Prozent auf 6.147 Punkte. Dieser umfasst die Aktienkurse von 50 chinesischen Festland-Unternehmen, die in Hongkong gehandelt werden, sogenannte H-Aktien. Laut Handelsblatt gab der CSI 300, der die wichtigsten Unternehmen der Börsen Shanghai und Shenzhen abbildet, zu Handelsbeginn am Freitag ebenfalls um 0,6 Prozent nach.

Ausverkauf bei chinesischen Aktien

Experten fürchten, dass die sich zuspitzende chinesische Immobilienkrise zur Zerreißprobe für den chinesischen Finanzmarkt werden könnte. Auch Chinas größter Entwickler für private Immobilien, Country Garden, befindet sich in drastischer Schieflage. Der Aktienkurs von Country Garden brach laut Marketscreener seit Anfang August um rund 52 Prozent ein. Aktuell notiert die Aktie der Holding bei 0,72 chinesischen Yuan (0,09 Euro).

Auch andere chinesische Aktien rauschten in den Keller. Die Papiere der Autobauer Li Auto, Nio und Xpeng lagen im vorbörslichen US-Handel um mehr als fünf Prozent im Minus. Auch Branchenprimus BYD rutscht zum Wochenschluss über fünf Prozent ab.

Notenbank versucht gegenzusteuern

Schlechte Konjunkturdaten, die die chinesische Regierung in der vergangenen Woche veröffentlicht hat sowie der Wertverlust der chinesischen Währung Yuan um mehr als zwei Prozent gegenüber dem US-Dollar befeuern die Sorgen. Die Notenbank Peoples Bank of China (PBoC) versucht gegenzuhalten und reagierte am Dienstag mit einer überraschenden Senkung ihrer einjährigen mittelfristigen Kreditzinsen um 15 Basispunkte auf 2,5 Prozent.

Über die Aussichten für China sind sich Experten uneins: So sagte Robert Carnell, Leiter der Asien-Pazifik-Forschung bei ING, China durchlaufe eine Transformation. „Wir müssen unsere Erwartungen an das chinesische Wachstum zurückschrauben“, betonte er. Anders sieht das David Roche, Vorsitzender von Independent Strategy. Das chinesische Wirtschaftsmodell werde „nicht wieder abheben", sagte Roche gegenüber dem Finanzsender CBNC.

Autor: ck für die wallstreetONLINE Zentralredaktion


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