Die Investmentbanken Bank of America und UBS erwarten einen Crash bei europäischen Aktien. Die Gründe und wo Anleger sich jetzt verstecken könnten.

Die Strategen der UBS erwarten, dass der Stoxx Europe 600 Index bis zum Jahresende um 12,5 Prozent auf 410 Punkte fallen werde, ausgehend von seinem letzten Schlusskurs bei 468 Punkten.

Bank of America-Analysten sind noch bearisher. Sie prognostizieren für den Index bis zum ersten Quartal des nächsten Jahres einen noch stärkeren Rückgang um 18,8 Prozent auf 380 Punkte.

Warum? Ein wichtiger Grund für die schlechte Stimmung seien die sich verschlechternden Aussichten für die Auftragseingänge in vielen europäischen Dienstleistungssektoren, so Gerry Fowler, Leiter der europäischen Aktienstrategie bei UBS. "Die Aussichten für die Auftragseingänge in vielen europäischen Dienstleistungssektoren scheinen sich ziemlich schnell verschlechtert zu haben. Im Mai waren sie noch recht stabil, und seit drei Monaten in Folge sind die Auftragseingänge im Dienstleistungssektor schwach", sagte Fowler gegenüber CNBC.

Im Juli fiel der Composite Purchasing Managers' Index (PMI) für den Euroraum auf 48,9 (Juni: 49,9) und damit unter die 50er-Marke, die Wachstum von Kontraktion trennt. Auch in Deutschland und Frankreich war ein Rückgang zu verzeichnen.

Trotzdem haben sich europäische Aktien bisher gut gehalten: "Wir haben uns Monat für Monat in einer Spanne von 450 bis 470 Punkten bewegt, wo wir uns derzeit befinden", so Fowler. Doch nun zeigten sich Risse. "Die Earnings sind so niedrig wie seit der Zeit vor Covid nicht mehr." Das ließe auf eine allmähliche Schwächung der Gesundheit der europäischen Unternehmen schließen.


Tipp aus der Redaktion: Hebeln - aber richtig!  In dem neuen Report von Börsenexperte Lars Wißler zeigt er, welche Möglichkeiten es zu Hebeln gibt und was Anleger unbedingt beachten sollten. Sichern Sie sich hier jetzt den kostenfreien Report.


Die Bank of America unterstützt die Analyse von Fowler. Die Strategen der Wall Street Bank stellten fest, dass die globale Wachstumsbeschleunigung, die der jüngsten Rallye der europäischen Aktien zugrunde lag, zu schwinden scheine. "In Anbetracht der Tatsache, dass die Geldpolitik mit einer Verzögerung arbeitet, beginnen die Auswirkungen des aggressivsten geldpolitischen Straffungszyklus seit vier Jahrzehnten erst jetzt, sich in den Daten zu zeigen", so die BofA-Strategen.

Trotz der düsteren Aussichten für den Markt sieht UBS-Analyst Fowler einige Chancen: "Wir mögen immer noch einige der zyklischen Sektoren, insbesondere Banken. Wir mögen auch Immobilien, die für uns bis Mai einer der am wenigsten bevorzugten Sektoren waren, aber seit Mai sieht es wirklich so aus, als ob sie sich möglicherweise erholen könnten."

Und nicht alle Daten sind mies. So sind die Auftragseingänge in deutschen Fabriken im Juni unerwartet so stark gestiegen wie seit drei Jahren nicht mehr — ein Zeichen für die Stabilisierung der größten europäischen Volkswirtschaft. Wie Reuters berichtet, stieg die Nachfrage gegenüber Mai um sieben Prozent und widersprach damit allen Prognosen der Ökonomen, die mit einem Rückgang gerechnet hatten. 

"Wieder einmal eine faustdicke Überraschung, allerdings auf der erfreulichen Seite. Ist die Rezession am Ende nur ein böser Traum gewesen?", kommentiert LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank schließt sich an: "So düster, wie derzeit die wirtschaftliche Situation Deutschlands als kranker Mann Europas skizziert wird, ist die Lage nicht."

Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Zentralredaktion


Jetzt den vollständigen Artikel lesen