Mit Vorfreude einer klaren Vision startet Bill Anderson seine Amtszeit an der Spitze des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer.

Der neue Vorstandsvorsitzende hat sich seit April in das Unternehmen eingearbeitet und hat mittlerweile bestimmt eine klarere Vorstellung von dem Dax-Konzern. Er verspricht außerdem herausragende Ergebnisse für den Konzern. Auf der Hauptversammlung des Pharma- und Agrarchemiekonzerns, Bayer, Ende April äußerte Bill Anderson seine wachsende Vorfreude, je mehr er „über die Innovationen und die Menschen bei Bayer lerne“. Ab dem heutigen Tag übernimmt der US-Amerikaner nun die Position des Vorstandsvorsitzenden von Werner Baumann an der Spitze des Konzerns. Unter seiner Führung sind jetzt mehr als 100.000 Mitarbeiter.

Frischen Wind und entspannte Atmosphäre

Er hat Chemieingenieurwesen studiert und ist ein Experte in der Pharmabranche. Er lobt die Produkte und die Unternehmenskultur des Bayer-Konzerns. Dennoch gibt er seinen Vorstandskollegen den folgenden Satz mit auf den Weg: „Das Potenzial ist riesig, aber wir wissen alle, dass Potenzial alleine nicht ausreicht.“ Es scheint also noch einiges zu tun zu geben. Eine bemerkenswerte Eigenschaft ist, dass Anderson sich leger präsentiert und unter seinem Sakko ein farblich abgestimmtes T-Shirt trägt.

„Anderson tritt viel entspannter auf als sein Vorgänger, der immer etwas steif wirkte“, sagt Markus Manns, Portfolio-Manager bei Union Investment, einem Aktionär von Bayer. „Besonders bei den amerikanischen Investoren dürfte Anderson damit deutlich besser ankommen als Baumann.“ Das ist jedoch nicht der einzige Unterschied. Manns sagt, dass Anderson nicht so risikofreudig sein wird wie Baumann: „Als CEO von Bayer kann man ohnehin kaum mehr Risiken eingehen als Baumann es mit der Übernahme von Monsanto getan hat.“

Klagen und Glyphosat: Herausforderungen für den neuen CEO

Trotz der steigenden Zahl von Klagen führte Baumann die Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto durch. Zahlreiche Amerikaner machen den Unkrautvernichter-Wirkstoff Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich. Dieser wurde von Monsanto entwickelt. Bayer wiederum bestreitet einen Zusammenhang. Aufgrund der Niederlagen in den ersten Prozessen hat sich der Aktienkurs unter Baumanns Führung etwa halbiert. Bayer hat bereits Milliarden für Vergleiche aufgewendet, und ein Ende der Rechtsstreitigkeiten ist nicht absehbar.

Der neue CEO hat zweifellos einige Ideen. Allerdings hat er auch zahlreiche Probleme von seinem Vorgänger geerbt. Vor allem fünf Punkte stehen auf Andersons Agenda:

  • Glyphosat-Prozesse beenden
  • Aktionäre gewinnen
  • Klimaneutral werden
  • Schulden abbauen
  • Pipeline stärken

Langfristige Erfolge durch Investitionen in Zell- und Gentherapien

Während das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln wieder sehr gut läuft, schwächelte kürzlich der bedeutend größere Pharmabereich des Konzerns mit Medikamenten wie dem Blutgerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmittel Eylea. Zudem muss Bayer zukünftig Umsatzlücken schließen, die sich durch den schrittweisen Ablauf der Patente für diese beiden Topseller auftun werden. Der Pharmachef Stefan Oelrich hat die Sparte in den letzten Jahren zwar mit neuen Medikamenten und Investitionen in vielversprechende Zell- und Gentherapien kräftig gestärkt, finanzielle Erfolge daraus sind jedoch erst auf längere Sicht zu erwarten.

Börsennews-Redaktion intern / pr