Agricultural Adjustment Act (AAA) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Public Works Administration (PWA) Nächster Begriff: Tennessee Valley Authority (TVA)
Eine der bedeutendsten agrarpolitischen Maßnahmen des New Deal
Der Agricultural Adjustment Act (AAA) war eines der wichtigsten Gesetze des New Deal, das am 12. Mai 1933 unter Präsident Franklin D. Roosevelt verabschiedet wurde. Es hatte das Ziel, die wirtschaftliche Not der amerikanischen Landwirte während der Großen Depression zu lindern, indem es die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse regulierte und die Preise für Agrarprodukte stabilisierte.
Das Gesetz führte zur Gründung der Agricultural Adjustment Administration (ebenfalls AAA genannt), die Programme zur Reduzierung der Überproduktion, zur Unterstützung der Bauern und zur Wiederherstellung der Kaufkraft in ländlichen Gebieten umsetzte.
Historischer Hintergrund
Nach dem Börsencrash von 1929 und dem Beginn der Großen Depression gerieten die USA in eine beispiellose Wirtschaftskrise:
- Überproduktion in der Landwirtschaft: Seit dem Ersten Weltkrieg hatten die Landwirte massiv produziert, um die Versorgung sowohl der USA als auch Europas sicherzustellen. Nach dem Krieg blieb die Produktion hoch, während die Nachfrage sank.
- Preisverfall für Agrarprodukte: Die Preise für Weizen, Baumwolle und andere landwirtschaftliche Produkte sanken rapide.
- Einkommensverluste für Landwirte: Viele Bauern konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen und verloren ihr Land.
- Die Dust Bowl: Eine Reihe schwerer Dürrejahre und Staubstürme in den 1930er Jahren verschärfte die Krise zusätzlich.
Angesichts dieser massiven Probleme ergriff die Regierung Maßnahmen zur Stabilisierung des Agrarsektors – darunter den Agricultural Adjustment Act von 1933.
Hauptziele des Agricultural Adjustment Act
Der AAA verfolgte mehrere zentrale Ziele:
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Reduzierung der Überproduktion
- Landwirte wurden dafür bezahlt, weniger Weizen, Baumwolle, Mais, Schweinefleisch und andere Produkte anzubauen.
- Durch geringere Produktion sollten die Preise steigen und die Einkommen der Landwirte verbessert werden.
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Preisstabilisierung für landwirtschaftliche Produkte
- Durch Produktionskontrollen wollte man ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herstellen.
- Ziel war es, die Preise auf ein Niveau zu bringen, das denen der Vorkriegszeit von 1910–1914 entsprach.
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Direkte Finanzhilfen für Landwirte
- Landwirte erhielten Subventionen, um Einkommensverluste durch reduzierte Produktion auszugleichen.
- Die Finanzierung erfolgte durch eine Steuer auf landwirtschaftliche Verarbeitungsbetriebe (z. B. Mühlen und Fleischverpackungsbetriebe).
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Modernisierung der Landwirtschaft
- Der AAA förderte die Einführung nachhaltiger Anbaumethoden, um Bodenerosion und Umweltzerstörung zu verhindern.
Umsetzung des Agricultural Adjustment Act
Der AAA wurde durch die neu geschaffene Agricultural Adjustment Administration (AAA) verwaltet.
Maßnahmen zur Reduzierung der Produktion
- Landwirte wurden aufgefordert, Teile ihres Ackerlandes brachliegen zu lassen.
- Viehzüchter wurden dafür bezahlt, Schweine und Kühe zu töten, um das Angebot zu reduzieren.
- Baumwolle wurde vernichtet, um den Markt zu stabilisieren.
Diese Maßnahmen waren besonders umstritten, da viele Amerikaner unter Hunger und Armut litten, während Nahrungsmittel und Vieh vernichtet wurden.
Preisstützungen und Subventionen
- Landwirte erhielten staatliche Zuschüsse als Ausgleich für ihre Produktionskürzungen.
- Diese Zahlungen wurden durch eine Steuer auf Lebensmittelverarbeiter finanziert.
Langfristige Maßnahmen
- Förderung von Fruchtwechsel, Bodenschutzmaßnahmen und nachhaltiger Landwirtschaft.
- Unterstützung von Bauern, die auf moderne Anbaumethoden umstellten.
Auswirkungen des AAA
Kurzfristige Erfolge (1933–1935)
- Die Preise für Agrarprodukte stiegen, da weniger Waren auf den Markt kamen.
- Die Einkommen der Landwirte verbesserten sich deutlich.
- Die landwirtschaftliche Produktion wurde stabilisiert, was eine langfristige Erholung ermöglichte.
Langfristige Auswirkungen
- Die staatliche Regulierung der Landwirtschaft wurde zur Norm.
- Landwirte wurden zunehmend von staatlichen Subventionen abhängig.
- Der AAA schuf die Grundlage für viele spätere Agrarförderprogramme.
Kritik und Probleme des AAA
Trotz seiner positiven Auswirkungen wurde der AAA heftig kritisiert:
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Soziale Ungerechtigkeit
- Viele kleine Landwirte und Pächter profitierten nicht, da große Agrarbetriebe die meisten Subventionen erhielten.
- Großgrundbesitzer ließen Land brachliegen, während sie Pächter und Landarbeiter entließen.
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Zerstörung von Lebensmitteln während der Depression
- Während Millionen von Menschen hungerten, wurden Lebensmittel vernichtet oder Tiere getötet.
- Dies führte zu öffentlicher Empörung.
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Wirtschaftliche Ungleichheiten
- Industriebetriebe, die Agrarprodukte verarbeiteten, mussten höhere Steuern zahlen und gaben diese an Verbraucher weiter.
- Dies führte zu steigenden Lebensmittelpreisen.
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Verfassungsrechtliche Bedenken
- 1936 erklärte der Oberste Gerichtshof der USA den AAA für verfassungswidrig, da er die Bundesstaaten in ihrer Souveränität verletzte.
- Die Finanzierung durch eine Steuer auf Lebensmittelverarbeiter wurde als nicht rechtmäßig eingestuft.
Reformen und der Second Agricultural Adjustment Act (1938)
Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs wurde 1938 der Second Agricultural Adjustment Act verabschiedet:
- Er führte neue Preiskontrollen und Subventionen ein.
- Die Finanzierung erfolgte nun aus allgemeinen Steuermitteln, um verfassungsrechtliche Probleme zu vermeiden.
- Langfristige Programme zur Bodenerhaltung und Umweltförderung wurden gestärkt.
Vergleich mit anderen Agrarförderprogrammen
| Programm | Jahr | Ziel |
|---|---|---|
| AAA (1933) | 1933 | Produktionskürzungen, Preisstabilisierung |
| Soil Conservation and Domestic Allotment Act | 1936 | Nachhaltige Landwirtschaft, Bodenschutz |
| Second AAA | 1938 | Reformierte Subventionen, neue Finanzierungsmethoden |
| Food Security Act | 1985 | Umweltschutzmaßnahmen, Unterstützung für Farmer |
Fazit
Der Agricultural Adjustment Act (AAA) von 1933 war eine der bedeutendsten agrarpolitischen Maßnahmen des New Deal. Er half, die Landwirtschaftskrise zu bekämpfen, stabilisierte Preise und schuf die Grundlage für die moderne US-Agrarpolitik.
Trotz Kritik an der Lebensmittelvernichtung und sozialer Ungerechtigkeit blieb der AAA ein Modell für spätere Agrarförderprogramme. Der überarbeitete Second AAA von 1938 stellte sicher, dass staatliche Unterstützung für Landwirte auch langfristig Teil der US-Wirtschaftspolitik blieb.
Heute sind viele Elemente des AAA noch immer in modernen Subventions- und Agrarprogrammen der USA zu finden.