Auszahlplan Börsenlexikon Vorheriger Begriff: LIFO (Last In – First Out) Nächster Begriff: Freefloat

Ein Plan, der regelmäßige Auszahlungen aus einer Anlage, wie einem Fonds oder einer Rentenversicherung, festlegt, um Einkommen zu generieren

Auszahlplan ist ein Begriff aus der privaten Finanzplanung und Kapitalanlage. Er bezeichnet ein strukturiertes Verfahren, bei dem ein angespartes oder investiertes Vermögen in regelmäßigen Beträgen entnommen wird. Ziel eines Auszahlplans ist es, über einen definierten Zeitraum hinweg kontinuierliche Liquidität bereitzustellen, beispielsweise im Ruhestand oder zur Finanzierung größerer Ausgaben. Der Auszahlplan bildet damit das Gegenstück zum Einzahlplan, bei dem Kapital über einen längeren Zeitraum systematisch aufgebaut wird.

Auszahlpläne kommen typischerweise nach einer Ansparphase zum Einsatz und stellen eine wichtige Komponente in der Vermögensverzehrphase dar. Sie können aus verschiedenen Vermögensquellen gespeist werden, etwa aus Investmentfonds, Wertpapierdepots, Versicherungslösungen oder Bankguthaben.

Merkmale eines Auszahlplans

Ein Auszahlplan weist folgende grundlegende Merkmale auf:

  1. Regelmäßige Entnahmen: Es erfolgen monatliche, vierteljährliche oder jährliche Auszahlungen in fester oder variabler Höhe.

  2. Kapitalverzehr oder Kapitalerhalt: Je nach Planart kann das Vermögen vollständig aufgezehrt oder teilweise erhalten bleiben.

  3. Anlageform: Die zugrunde liegende Kapitalanlage bestimmt das Risiko- und Renditeprofil des Plans (z. B. Fonds, Versicherungen, Bankguthaben).

  4. Planbare Liquidität: Der Auszahlplan dient der Deckung laufender Ausgaben, z. B. im Ruhestand.

Die Laufzeit kann entweder zeitlich begrenzt (z. B. 20 Jahre) oder lebenslang angelegt sein. In beiden Fällen ist die Struktur des Auszahlplans entscheidend für die Planungssicherheit und die Nachhaltigkeit der Mittelverwendung.

Typen von Auszahlplänen

Es existieren verschiedene Arten von Auszahlplänen, die sich in Zielsetzung, Anlagestrategie und steuerlicher Behandlung unterscheiden:

  1. Fondsbasierter Auszahlplan
    Dabei wird ein vorhandenes Fondsvermögen (z. B. ETF oder aktiv gemanagte Fonds) genutzt, um regelmäßig Anteile zu verkaufen und die Erlöse auszuzahlen. Der Kapitalstock bleibt dabei weitgehend investiert, wodurch weiterhin Wertzuwächse und Erträge möglich sind. Die Auszahlungen setzen sich aus Kursgewinnen, Dividenden und ggf. Substanzverzehr zusammen.

  2. Banksparplan mit Auszahlphase
    Guthaben auf einem verzinsten Konto werden nach einem festen Plan über einen Zeitraum hinweg ausgezahlt. Die Auszahlungen erfolgen aus dem angesammelten Kapital zuzüglich Zinsen. Aufgrund des Zinsniveaus ist diese Form heute weniger verbreitet.

  3. Versicherungsgebundener Auszahlplan
    Bei kapitalbildenden Lebens- oder Rentenversicherungen beginnt nach der Ansparphase eine vertraglich definierte Auszahlphase. Je nach Vertrag handelt es sich um eine garantierte Rente, eine Kapitalverrentung oder um eine flexible Entnahmeoption.

  4. Depotbasierter Auszahlplan
    Hier wird ein Wertpapierdepot (z. B. mit Aktien, Anleihen oder Mischfonds) systematisch „angezapft“, um regelmäßige Entnahmen zu tätigen. Die Auszahlungsbeträge können flexibel gewählt werden, bergen jedoch Kapitalmarktrisiken.

  5. Renten-Auszahlplan mit lebenslanger Laufzeit
    Eine Variante, die eine lebenslange Versorgung sicherstellt. Das Risiko der Langlebigkeit wird durch Versicherungsmathematik abgesichert – typischerweise über eine Rentenversicherung.

Modellvarianten: Kapitalverzehr vs. Kapitalerhalt

Ein Auszahlplan kann unterschiedlich konstruiert sein:

  • Mit Kapitalverzehr: Das Kapital wird vollständig über die Laufzeit verbraucht. Am Ende der Laufzeit ist kein Restvermögen mehr vorhanden.

  • Mit teilweisem Kapitalerhalt: Es wird angestrebt, nur die Erträge (z. B. Zinsen, Dividenden) auszuzahlen und das Kapital möglichst zu erhalten.

  • Mit vollständigem Kapitalerhalt: Es werden ausschließlich Erträge ausgeschüttet, das investierte Kapital bleibt unberührt.

Die Wahl der Variante hängt vom Anlageziel, der Risikobereitschaft und dem Liquiditätsbedarf ab.

Vorteile eines Auszahlplans

  1. Planbare Liquidität
    Regelmäßige Auszahlungen bieten finanzielle Sicherheit, insbesondere im Ruhestand oder bei laufendem Finanzierungsbedarf.

  2. Flexibilität
    Viele Auszahlpläne lassen sich in Höhe und Laufzeit anpassen oder vorzeitig beenden.

  3. Erhalt der Kapitalmarktbeteiligung
    Bei fonds- oder depotbasierten Plänen bleibt das restliche Vermögen weiterhin investiert und kann von Kurssteigerungen profitieren.

  4. Gestaltungsspielraum bei der Steuer
    Durch die Struktur der Auszahlungen (z. B. bei Fonds) können steuerliche Vorteile entstehen, etwa durch die Trennung von Substanzverzehr und Erträgen.

Nachteile und Risiken

  1. Kapitalmarktrisiko
    Bei fondsgebundenen Auszahlplänen hängt die Nachhaltigkeit der Auszahlungen stark von der Marktentwicklung ab.

  2. Langlebigkeitsrisiko
    Bei einem rein kapitalverzehrenden Plan besteht das Risiko, dass das Kapital vorzeitig aufgebraucht ist, wenn die Laufzeit zu kurz gewählt wurde.

  3. Inflationsrisiko
    Feste Auszahlungsbeträge können über lange Zeiträume an realer Kaufkraft verlieren.

  4. Steuerpflicht auf Erträge
    Kapitalerträge (z. B. aus Fonds oder Zinsen) unterliegen der Kapitalertragsteuer, soweit sie den Sparer-Pauschbetrag übersteigen.

  5. Abhängigkeit von Annahmen
    Die Planung basiert auf Annahmen zu Rendite, Lebenserwartung und Kapitalentwicklung. Abweichungen können die Planergebnisse erheblich beeinflussen.

Steuerliche Behandlung

Die steuerliche Behandlung hängt von der Art des Auszahlplans und der Herkunft des Kapitals ab:

  • Fondsbasierte Pläne: Erträge (Dividenden, Zinsen, Kursgewinne) sind steuerpflichtig nach § 20 EStG. Kursgewinne unterliegen der Abgeltungsteuer, sofern der Sparer-Pauschbetrag überschritten wird.

  • Versicherungsprodukte: Erträge aus kapitalbildenden Lebensversicherungen können teilweise steuerfrei sein (z. B. bei Mindestlaufzeit und bestimmten Bedingungen gemäß § 20 und § 52 EStG).

  • Rentenversicherungen: Laufende Rentenzahlungen werden mit dem Ertragsanteil besteuert (§ 22 Nr. 1 EStG), dessen Höhe vom Alter bei Rentenbeginn abhängt.

Einsatzgebiete

Auszahlpläne werden typischerweise eingesetzt:

  • zur Altersvorsorge als Ergänzung zur gesetzlichen Rente,

  • zur finanziellen Selbstversorgung bei vorzeitigem Ruhestand oder Erwerbspausen,

  • zur Entnahmeplanung bei größeren Vermögen,

  • zur regelmäßigen Kapitalentnahme aus Erbschaften oder Abfindungen.

Fazit

Ein Auszahlplan ist ein bewährtes Instrument zur planbaren Verwendung angesparten Vermögens. Er ermöglicht regelmäßige Auszahlungen über eine festgelegte oder flexible Laufzeit und dient vor allem der finanziellen Versorgung im Ruhestand oder zur laufenden Liquiditätsdeckung. Die Wahl der richtigen Planstruktur hängt vom finanziellen Bedarf, dem gewünschten Risiko- und Renditeprofil sowie steuerlichen Aspekten ab. Besonders fondsbasierte Auszahlpläne bieten Chancen auf Werterhalt und Kapitalwachstum, erfordern jedoch eine sorgfältige Planung hinsichtlich Laufzeit, Auszahlungsbetrag und Anlagestrategie. Ein individuell konzipierter Auszahlplan kann einen wichtigen Beitrag zur finanziellen Selbstbestimmung und Stabilität im Lebensverlauf leisten.